Stiefvater

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Am Horizont des makellos blauen Himmels ließen sich dunkle schwere Wolken erkennen. Ein Zeichen dafür, dass es bald regnen würde, aber Serena hielt es nicht für nötig nach Hause zu gehen. Weshalb sollte sie auch, hatte man sie doch längst verstoßen. Alles hätte so harmonisch verlaufen können, doch ihre Mutter musste ja ausgerechnet dieses Arschloch mit nach Hause schleppen. Eine Träne rann dem Mädchen die Wange herunter, als sie an all das dachte was dazu führte, dass sie nun hier saß und weinte.
Anfangs war er nett, freundlich und zuvorkommend. Er war ein wahrer Gentleman gewesen, zumindest für den Moment. Doch wenige Monate später fing er an, Serena anzüglich anzusehen und schreckte auch nicht vor Berührungen zurück. Wie er ihre Oberschenkel 'zufällig' streifte', sobald sie ein kurzes Kleid trug oder wenn er plötzlich in das Bad hineinplatzte, wenn sie sich darin befand. Jedoch blieb es bald nicht nur bei diesen Dingen. Er wurde dreister und packte sie offensichtlich unsittlich an, ihre Mutter schien es allerdings nie zu sehen. Bei der kleinsten Gelegenheit begrapschte er sie, doch zwang er das Mädchen zum Schweigen über diese Taten. „Was würde Mommy sagen, wenn du ihr so etwas erzählen würdest? Du mit deinen 14 Jahren steckst mitten in der Pubertät und weißt überhaupt nicht, wo dir der Sinn steht. Wer würde dir schon glauben!" Diese Worte genügten um das junge Mädchen mundtot zu machen und auch er wusste, dass er nun die volle Gewalt über sie hatte.
Eines Tages, als Serena gerade von der Schule nach Hause kam, war ihre Mutter nicht zu Hause, da sie Spätschicht schieben musste. Sie schmiss ihren Rucksack unachtsam in die Ecke und machte es sich auf dem Sofa bequem. Währenddessen kam plötzlich ihr Stiefvater herein, mit einer kleinen Kamera in der Hand. Ein Grinsen trat auf sein Gesicht, als er Serena so unschuldig dasitzen sah. Völlig abgelenkt vom Fernseher beachtete diesen ihn gar nicht, sodass er gelassen sein Equipment aufbauen konnte. Als er fertig war, drehte er sich zu ihr um doch das Mädchen saß weiter gebannt auf seinem Platz, das TV Gerät anstarrend. Er drückte auf das Play Symbol seiner Kamera und begann Serenas größten Alptraum, der ihr weitaus mehr nahm als nur ihre Unschuld. Aber sie konnte sich nicht wehren, sich ihm nicht entziehen. „Niemand würde es glauben und ihr helfen", das sagte er immer wieder. Die Jahre vergingen und die Tortur wiederholte sich Monat für Monat für das einst so unschuldige Mädchen.
An ihrem 18. Geburtstag jedoch, konnte sie es nicht mehr ertragen. Sie lief davon, als er sie erneut vergewaltigen wollte. Sie wusste nicht wohin und es war ihr auch egal, sie wusste nur, dass sie so weit wie möglich von diesem Ort weg musste. Auf einer großen Wiese brach sie schließlich zusammen. All der Schmerz und das Leid, welches sie vier lange Jahre ertragen musste überfluteten sie plötzlich und zeigten ihr erneut das Grauen, vor dem sie davongelaufen war. Immer mehr Tränen rollen ihre Wangen hinunter und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als es nicht mehr fühlen zu müssen. Sie sah zum Himmel, an dem inzwischen immer weitere dunkle Wolken aufzogen und in der Ferne war ein leises Donnergrollen zu vernehmen. Hypnotisiert lief sie in die Richtung des aufziehenden Gewitters, wissend, dass ein plötzlich einschlagender Blitz ihr Ende sein würde.
Ihre Füße liefen immer weiter und weiter, bis sie an einem tiefen Abgrund stand. Das Gewitter war jetzt deutlich zu vernehmen und auch der Himmel war inzwischen von dunklen Wolken bedeckt. Serena blickte unter ihre Füße, der Abgrund erschien fast schon bodenlos und auch das Mädchen zweifelte an ihrem Vorhaben. Plötzlich erhellte ein weiterer Blitz über ihr den Himmel. Dieser reichte aus, um sie erneut an das Grauen in ihrem ehemaligen Zuhause zu erinnern. Serena tat einen Satz und die Dunkelheit umgab sie.
Sie lächelte als sie auf dem Boden des Abgrundes aufkam, denn endlich war der Schrecken vorbei.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 11, 2017 ⏰

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