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Müde blicke ich mich in dem verdunkelten Restaurant um. Mein Kleid sitzt viel zu eng. Bei jeder noch so kleinen Bewegung habe ich das Gefühl eine neue Bauchfalte habe sich gerollt und zwischen die Kleidernähte gequetscht. William , mein großer Bruder , spielt gelangweilt an einem Zigarettenetuie. Seine dunklen Haare hängen lockig ins Gesicht und die blauen Augen blicken verträumt in eine undefinierbare Ferne.
"Ich dachte, dass sie das "Dessert" wirklich auf später verschieben und wir unsere Mägen zuerst füllen können.", seufzend ziehe ich eine vorwitzige blonde Strähne aus meinem improvisierten Dutt und wickle sie graziös um den Finger.
"Du weißt ja nicht ob Mam ihren Magen bereits gefüllt hat , wenn du verstehst was ich meine.",mit einem Zwinkern widmet er sich wieder seinem Zeitvertreib.
"Du bist ekelerregend."
"Ich weiß."
Entnervt lasse ich den Blick schweifen. Überwiegend Paare haben sich um unseren Tisch platziert. Die meisten von ihnen mittleren Alters. Nur in der dunkelsten Ecke , die schwach von einer mit Kristallen-besetzten Lampe erhellt wird, sitzen zwei Männer. Einer von ihnen hat mir den Rücken zugewandt und so kann ich nur anhand des breiten Kreuzes,den muskulösen Oberarmen und des frechen Kurzhaarschnitts erahnen , dass es sich hierbei um einen Mann handeln muss. Beim genauerer Betrachtung des Anderen stellen sich mir vereinzelt die Härchen auf. Ein ziehen im Unterleib lässt mich nach Luft schnappen. Oder ist es das Kleid, was mir mittlerweile definitiv die Luft abschnürt? Oder doch die grünen Augen, welche plötzlich auf mir ruhen. Scheiße! Mit einer schnellen Bewegung grabsche ich mir das Zigarettenetuie meines Bruders und verlasse das Restaurant. Fröstelnd laufe ich über den mit Kies bedeckten Parkplatz und bleibe sichtgeschützt vor einem Waldstück stehen. Als sich mein Herzschlag normalisiert lasse ich die letzten Sekunden Revue passieren. Wie kann ein Mensch nur so eine Emotionsgewalt auf mich ausüben. "Ich bin eine starke, emanzipierte Frau die... ",mein Kopf-Monolog wird von einem Knacken unterbrochen. Blitzschnell drehe ich mich um. Es ist niemand zu sehen.
"Beruhig dich Lou, es ist niemand hier , du bist Paranoid , Unterwürfig , Manipulierbar und...", dieses mal ist es das Knirschen von Kies , was mich aufhorchen lässt . Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, bei einer weiteren Bewegung ins Visier geraten zu können, sprinte ich auf den farblich zum Kleid angepassten Pumps den schmalen Waldweg entlang.
Keuchend halte ich mich an dem nächstbesten Stamm fest und drücke mir die flache Hand in die Seite.
"Die Kondition kann man trainieren."
Ein leises Keuchen entweicht meinem Brustkorb.
"Wären die Umstände pässlicher hätte mich dieses Geräusch fast schon auf interessante Ideen gebracht."
Die Stimme , welche aus dem Nichts zu kommen scheint ist dunkel , geheimnisvoll, fast schon sexy.
Zitternd sinke ich in die Knie , versuche mich möglichst klein zu machen.
Das rascheln von Blättern kommt näher, bis ich schließlich bemerke dass zwei schmale , trainierte Beine vor mir zum stehen gekommen sind.
Vor Schreck versuche ich mich zu erheben ,kippe jedoch durch die unstabilen Absätze zur Seite und lande unsanft auf dem Po.
"Kitten. Wegrennen nützt doch nichts. Daddy wird dich überall finden."
Verwirrt hebe ich den Blick.
Grüne Augen, ein markantes Gesicht ,langes -braunes - gelocktes Haar, welches locker über die Schultern fällt und diese dominante Aura, welche keinen Widerspruch duldet.
"Kitten, komm. Wir wollen doch nicht dass du dich erkältest."
Seine starken dünnen Finger umschließen meine im Vergleich winzig erscheinende Hand während sich langsam ein breites Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitet.

***

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Daddy, PleaseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt