Teil 1

2.8K 174 57
                                    

Levis Sicht

Genervt versuchte ich Eren von der Haustür wegzuschieben, da er mir seit circa einer Viertelstunde im Weg stand. "Ich will aber nicht so lange auf dich warten.", schmollte der Größere und verschränkte die Arme ineinander. Wie ein Kleinkind.

"Aber mitkommen kannst du auch nicht. Ich komme zu spät, wenn du mich nicht durch lässt, Eren.", erneut versuchte ich den Älteren von der Tür zu ziehen, doch vergeblich.

"Geh doch einfach nicht hin." - "Ich muss aber hin."

Ungläubig hob Eren die Augenbrauen. "Und warum die letzte Zeit nicht?" Seufzend erklärte ich ihm, dass es in der Schulzeit gelegentlich Ferien gibt, dass ich heute nur sechs Stunden weg wäre, mich danach sofort um ihn kümmern würde und letztendlich ließ er mich doch durch.

Draußen sauste mir der Wind um die Ohren, wodurch meine schwarzen Haare ein wenig in der Luft herumwirbelten. Es war bereits ziemlich kalt, dabei hatten wir gerade mal Anfang September. Ich schätzte, dass uns dieses Jahr ein harter Winter bevorstehen würde. 

Zum Glück lebt jetzt Eren bei mir. Er würde sowas wohl alleine nicht wirklich überstehen., ging es mir durch den Kopf, während meine Füße mich über den grauen Asphalt unter mir trugen. In mir kämpfte ich gerade gegen den Willen an, einfach wieder nach Hause zu gehen und mich krank zu melden. Doch das konnte ich nicht bringen. Nicht schon wieder. Die letzten Schuljahre hatte ich einfach schon zu oft gefehlt. Dadurch kam ich natürlich auch öfters in Schwierigkeiten. Dieses Jahr sollte mein Abschlussjahr sein und ich wollte den Abschluss wirklich schaffen, deshalb konnte ich nicht sofort am ersten Schultag einfach wieder fehlen. Außerdem hatten mich die Lehrer sowieso schon auf den Kicker.

-

Nun stand ich also vor dem großen Gebäude, welches meiner Meinung nach alles andere als einladend wirkte - obwohl auf der Schulwebsite oder in der Zeitung immer so da gestellt wird. Jaja, bloß nicht erwähnen, wie brüchig diese Bude ist, dass wir immer noch Kreidetafeln haben und die Klos sowieso unter aller Sau aussehen. Ich bin mir sicher, dass die Putzfrauen einfach nur den Müll ausleerten und die Papiertücher sowie Klopapierrollen einfach nur wieder auffüllten. 

Ein Seufzen verließ meine Lippen. Wie gerne ich doch einfach die Zeit überspringen würde und einfach meinen Abschluss in der Taschen haben würde. Aber so läuft das natürlich nicht im Leben. 

Während ich mich an den anderen Schülern vorbeidrückte, dachte ich mal wieder an Eren. Ich vermisste ihn schon jetzt. In den Ferien hatte ich so viel Zeit mit ihm verbringen können und es wurde einfach nie langweilig mit ihm und jetzt saß er Zuhause bei mir und schien sich wohl gerade verrückt zu machen, wann ich denn endlich wieder zurück käme. Die Uhr lesen kann er nämlich noch immer nicht wirklich. 

Der Unterricht verlief wie immer am ersten Tag nach den Ferien: unstrukturiert und langweilig. Nicht zu vergessen, dass der Schultag sich eh immer wie ein Kaugummi in die Länge zog, heute war es noch schlimmer. Ich wusste, dass Eren Zuhause auf mich warten würde und das verschlimmerte meine Ungeduld.

Nur noch eine Stunde., seufzend lehnte ich mich in meinem unbequemen Holzstuhl nach hinten und hoffe mal wieder, dass dieses Ding nicht plötzlich einbrechen würde. Es wäre nicht das erste Mal, dass das in dieser Bruchbude passierte. Ständig gingen Dinge kaputt. Doch es hieß immer, dass die Schule kein Geld hätte um neue Tische oder anständige Tafeln zu besorgen.

"Levi, hast du Bock nachher noch was mit uns trinken zu gehen?", holte mich Erwin aus meinen Gedanken und sofort dachte ich wieder an Eren. Ich kann ihn nicht noch länger alleine lassen. Vielleicht könnte er ja mit kommen? Aber ob das gut ist? Ich weiß ja gar nicht, wie die anderen auf ihn reagieren. Obwohl, Erwin und Farlan sind tolerant und hatten nie etwas Schlechtes über Hybriden gesagt.

"Ich würde gerne jemanden mitbringen, wenn ich komme, ist das okay?", erklärte ich und starrte weiterhin nach vorne, da der Wind vor dem Fenster tatsächlich das Aufregendste in diesem Moment war. "Hast du etwa 'nen Freund?", Erwin lachte leicht und Farlan stupste mich neckend an der Schulter an. "Ne, nur ein guter Kumpel." Der bei mir wohnt und gewisse Gefühle in mir auslösen könnte.

"Klar.", wissend sah mich die männliche Blondine neben mir an und erklärte dann voller Stolz, dass er sich freuen würde diesen Freund kennen zu lernen.

In den Ferien hatte ich Eren diese Bedingung ja schon gestellt, es wurde Zeit, dass er sie erfüllte.

-

Zuhause öffnete ich die Haustür mit meinem Schlüssel und wurde sofort von Eren angesprungen, welcher hinter der Tür gesessen und gewartet hatte. Der Größere schlang seine Arme um mich und schnupperte an meiner Halsbeuge. "Du warst viel zu lange weg, Levi!", jammerte er und drückte mich noch fester an sich, was ich hilflos über mich ergehen ließ. Fehlt nur noch, dass er mich ableckt.

"Ich hab versucht Essen zu machen, damit du keinen Hunger mehr hast, wenn du nach Hause kommst.", freudig hüpfte der Hybrid vor mir herum und zog mich dann in die Küche. Ich schaffte es gerade so die Tür hinter uns zu schließen, ehe ich in der hellen Küche zum Stehen kam. Es roch nicht - wie eigentlich erwartet - angebrannt oder unappetitlich. Im Gegenteil, es roch hervorragend.

Eren setzte sich mit mir an den Tisch und füllte mir etwas von den Nudeln und der Bolognese auf. "Wo hast du Kochen gelernt?", fragte ich schließlich und begann zu essen. "Ich habe deine Mutter mal gefragt, wie das funktioniert. Und dann habe ich heute einfach versucht etwas zu mischen, was im Kühlschrank und im Regal war." - "Du solltest öfter kochen, das schmeckt echt gut.", leicht lächelte ich den Älteren an, welcher zufrieden zu mir sah und endlich selbst zu essen begann.

____

Souu, das war jetzt der erste Teil. Wie immer geschrieben von Anon und mir. ^-^

The Hybrid 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt