Teil 4

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Erens Sicht

Nachdem Levi das Haus verlassen und mich angezogen hatte, begann wieder die Langeweile einzusetzen. Ich konnte nichts machen ohne den Kleineren. Raus wollte ich nur mit ihm, ich hatte keine Freunde und mit dem Zeug hier konnte ich nichts anfangen. Deshalb verbrachte ich den Tag, wie den gestrigen. Ich dachte einfach wieder nach.

Bedauerlicherweise blieben meine Gedanken nicht nur bei meinen Eltern und deren Gesundheit.

Ich dachte an den gestrigen Abend. War das nur wegen dem Alkohol? Levi ist nüchtern doch nie auf meine Berührungen und Annäherungsversuche eingegangen. Es muss an dem Alkohol gelegen haben. Er wird sich nun auch Gedanken darüber machen und mir nachher wieder sagen, dass das alles ein Fehler war und ich mich nichts drauf einbilden soll.

Dieser Gedankte schmerzte. Es schmerzte nicht gut genug zu sein und wieder von ihm verletzt zu werden. Das wollte ich nicht mehr! Ich wollte endlich Gewissheit darüber, ob da irgendwann mal was werden kann. Vielleicht war es sogar ganz gut, dass das letzte Nacht passiert ist, so hatte ich einen Grund dieses Gespräch überhaupt in die Wege zu leiten und nicht einfach so damit anzukommen - das könnte noch viel peinlicher werden.

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Als es auf Levis Uhr 11:13 anzeigte, beschloss ich nach unten in die Küche zu gehen und zu schauen, ob ich etwas essen könnte, da sich mein Magen seit heute Morgen fast durchgängig meldete.

Unten saß James mit einem Laptop am Tisch und tippte schnell darauf herum. Ich versuchte unbemerkt an ihm vorbei zu kommen - er war mir noch nicht ganz geheuer, doch scheiterte, als ich die Kühlschranktür in der Küche öffnete. Der Ältere hob den Kopf, drehte sich zu mir um und lächelte freundlich. "Was machst du denn hier?", fragte er und fuhr sich durch die dunklen Haare. "Ich- ich hatte Hunger.", murmelte ich und suchte verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit.

Ich könnte mich tot stellen - was bei einem Tierarzt wohl nicht funktionieren wird. Ich könnte vortäuschen mich übergeben zu müssen - was bei einem Tierarzt wohl nicht funktionieren wird.

Alles was mir in diesem Moment durch den Kopf ging, würde James sofort durchschauen. "Dann mach dir doch ein Brot, oder sowas."

Schnell nickte ich und drehte mich sofort wieder zu dem immer noch geöffneten Kühlschrank. Wenn Levi hier gewesen wäre, wäre er mit mir gemeinsam runter gegangen, ich hätte nicht mit James sprechen müssen und ich hätte mich deutlich wohler gefühlt.

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Unten ging eine Tür zu, ich schreckte auf und sprang vom Bett, ehe ich die Treppe runter sprintete und Levi fest in meine Arme schloss, der nicht mal seine Schuhe ausgezogen hatte. "Lass mich nicht so lange alleine!", schimpfte ich und krallte mich in seine Jacke, wedelte mit meiner Rute und sah ihn mit großen Augen an.

Der Jüngere lächelte schwach und küsste wieder meine Stirn, was sich wunderschön anfühlte. Ich fühlte mich geborgen und geliebt, doch diese Gefühle würden mit dem anstehenden Gespräch sicherlich verfliegen.

"Hast du wieder gekocht?", fragte Levi und löste sich aus meinem Klammergriff. Ich schüttelte den Kopf und sah zu Boden. Sollte ich das wieder machen?

"Ist okay.", erklärte er und wuschelte mir durch die braunen Haare.

Schließlich sagte er mir noch, dass er eh nicht so großen Hunger hätte und zog mich direkt hoch in sein Zimmer, wo wir uns wie immer aufs Bett setzten und uns erstmal anschwiegen.

Während Levi in seinem Rucksack herumkramte und auch ein paar Sachen herausholte, versuchte ich verzweifelt irgendwie gute Einleitungen für ein Gespräch zu finden. Ich wollte mit ihm sprechen - nein, ich musste!

"Ich..äh, Levi..also..", stammelte ich wie ein kompletter Vollidiot vor mich hin, was mir einen verwirrten Blick des Schwarzhaarigen einbrachte. Ich stelle mich wirklich wie der letzte Trottel an.

"Was..was ist denn jetzt eigentlich mit uns? Ich meine..wegen gestern. Ich..naja, ich will nicht einfach nur dafür da sein, wenn du..Liebe machen willst." Irgendwie hörte ich mich gerade an wie ein Kind, was zum ersten Mal über Liebe und Sex sprach. 

Das schien wohl auch Levi etwas amüsant zu finden, da ich ein kleines, kurzes Schmunzeln auf seinen Lippen erkennen konnte. Ich liebte es wirklich, wenn er wegen mir wenigstens mal lächelte. Er sah dabei so friedlich aus.

"Eren, ich weiß, du empfindest mehr für mich.." Sofort verschwanden all meine Hoffnungen auf irgendeine Beziehung zwischen Levi und mir. Ich hätte es ja auch wirklich wissen müssen. Wieso hatte ich auch darauf gehofft, dass Levi auch etwas für mich empfindet seit letzter Nacht? Es war dann wohl doch nur fast Sex..

"Und ich erwidere das auch, aber ich weiß nicht so genau, wie wir das anstellen sollen.", beendete Levi letztendlich seinen Satz, der mich plötzlich wieder auf Wolke 12, oder wie auch immer man das nannte, katapultierte. 

"Was? Wirklich jetzt? Jetzt im Ernst? Du erwiderst das?!", antwortete ich völlig aus dem Häuschen. Meine Rute wedelte stark hin und her, während ich aber gegen den Drang kämpfte, einfach Levi umzuwerfen und an mich zu drücken. 

"Ja, tue ich.", bestätigte Levi mir nochmal und lächelte ein wenig unsicher. Er schien wohl nicht ganz zu wissen wie er mit meiner Reaktion umgehen sollte. Aber ich konnte meine Freude einfach nicht mehr zurückhalten. Dass das gerade wirklich passierte und nicht nur irgendein schöner Traum war, konnte ich kaum glauben. 

"Levi, ich verspreche dir, also ich weiß zwar nicht wie das alles genau funktioniert, aber ich werde auf dich aufpassen, dir Futter bringen, deinen Teller bewachen, damit niemand dein Essen klaut, dein Bett bewachen und auf unsere Kinder und all das aufpassen, wenn du in dieses Schule gehst!", brabbelte ich vor mich hin, um Levi auch wirklich davon zu überzeugen, dass ich ein guter Fang bin. Dass das ein wenig mit meiner hündischen Seite zutun hatte, wusste ich nicht. Ich kannte es nicht anders.

Sanft streichelte mir der Kleinere durchs Haar und lächelte noch immer dabei. "Du bist süß.", sagte er flüsternd, was mein Herz wieder mal zum rasen brachte. Wie macht er das immer?! Ohne, dass Levi noch irgendetwas sagte, legte er seine weichen Lippen auf meine und begann sie langsam zu bewegen, was ich natürlich sofort erwiderte. Ich war gerade eines der glücklichsten Wesen auf diesem Planeten.

The Hybrid 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt