Episode 3: Meine Kraft 'Phönix'

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Das wahrscheinlich größte Ereignis dieses Jahrtausends, das durch gute Absichten, Böses erschuf, begann an diesem Tag und nimmt seinen Lauf:

Wieso? Wieso wollen alle Menschen, die Nahtod- Erfahrungen hatten, um jeden Preis zurück in den Tod, so dass sie dafür sogar selbst Hand an ihr eigenes Leben legen?

Der Gedanke, dieses so unverständliche Verlangen nach einer Welt, die eigentlich Böses beherbergt, lässt mich nicht mehr los. Während ich in diesem schwarzem Nichts umher irre, immer einem Licht entgegen, welches wohl das Ende eines Tunnel (oder etwas ähnlichem) sein wird, versuche ich meine Aufregung nach der Beantwortung dieser Prämisse zu kontrollieren.

Das Licht kommt immer näher, langsam kann ich die Farbe rot ausmachen. Diese Farbe, die mich schon mein ganzes Leben lang verfolgt.
Als ich aus dem Tunnel trete, gibt sie wieder ihre ganze Gewalt und Macht preis. Denn was ich dort sehe, ist ein Szenario, das auf diese Art und Weise wohl kaum Menschen je wieder sehen werden.

Tausende und abertausende Soldaten, nackt wie ich, stelle ich zu meinem bestürzen fest. Sie sind Blut überströmt
Es ist ein Krieg, wie er schon seit Jahrtausenden nicht mehr ausgefochten wurde, ohne jegliche technischen Erzeugnissen, nur mit Schwertern, Speeren, Peitschen oder ähnlichem.

Doch nun, während ich vollkommen bestürzt dieses Bild des Hasses, dieses im Rot getränkte Bild betrachte, macht sich in mir Genugtuung und Freude breit. Eine Sehnsucht nach Krieg ergreift mich. Ich bin nicht mehr Herr meiner Emotionen. Ich bin schon drauf und dran, mich mitten in das Schlachtgetümmel zu werfen, da wird mir erst wirklich klar, dass ich Zuneigung zu diesem Krieg empfinde, den ich eigentlich verabscheue.

Meine Emotionen verselbständigen such und ich versuche mich zur Wehr zu setzten. Ich muss zu Gott, ich muss ihn töten, mit dem Henkerbeil, mit Rot, mit den Phönix Kräften. Dieser Gedanke, den ich so viele Jahre bis in die Perfektion getrieben habe und der alle meine Emotionen kontrolliert, ist so stark, dass sich meine Gefühlswelt wieder fixieren kann.

Es ist dennoch eine schwierige Aufgabe, die momentanen Empfindungen, welche vom "Gottesgedanken" beherrscht werden, aufrecht zu erhalten. Ich darf keine Zweifel an den "Gottesgedanken" heran lassen, denn nur diese können ihn von innen heraus selbst zerstören.

Nackt, von außen und innen angegriffen, meine Baierre aufrecht erhaltend, gehe ich durch die sich bekriegenden Soldaten.

Mir fällt im gleichen Moment auf, das sich keine einzige Frau auf dem Schlachtfeld befindet. Wo ist das schöne Geschlecht abgeblieben, etwa bei Gott? Noch mehr Fragen kommen in mir auf, während ich diese zu beantworten zu versuche.

War Gott überhaupt der, welcher dieses, in dem ich mittlerweile schon tief drin stecke, geschaffen hat?
Aber es muss sein Werk sein.
»Wenn er überhaupt existieer?!«, sagt eine kleine Stimme in dem entlegensten Winkel meines Gehirns. Dieser Gedanke ist es schließlich auch, der meine, von den vielen Fragen und der Zweifel schon stark angegriffene Barriere des "Gottesgedanken" zum Einsturz bringt. Ein Gefühlschaos prasselt wie saurer Regen auf mich ein.

Die falschen Emotionen der Freude und des Glücks über den Krieg nehmen wieder von mir Besitz.

Ich entfalte den Phönix, den ich eigentlich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht einsetzen will und blicke einigen Soldaten in die Augen, dringe in ihre Gedanken ein, manipuliere und animiere sie dazu sich ihre Waffen in den zerschnitten Leib zu rammen. Der nun dominierende Gedanke der Lust nach Krieg beginnt jedoch in meinem Inneren die Frage aufzuwerfen, wer eigentlich meine Gegner sind. Diese Frage lässt den Lustgedanken an Krieg verblassen und der mächtige "Gottesgedanke" versucht wieder seinen rechtmäßigen Platz in meinem Gehirn einzunehmen.

Ich stelle sofort das Töten durch Phönix (auch Kontroll- oder Nachtmacht) ein. Meine Barriere errichtet sich wieder und ich gehe weiter, weg von dem Krieg und dem Schlachtfeld, das kein Ende nehmen will.

Ein beträchtlicher Weg liegt noch vor mir und meine Gedanken schweifen nur noch selten in die Gebiete des Zweifels, der Unwissenheit oder der Fragen ab. Nach einiger Zeit völliger Konzentration und Selbstbeherrschung gelange ich endlich zum Ende des Schlachtfeldes.

Doch vor mir erstreckt sich ein Wald. Ein Wald, der schauriger nicht hätte sein können. Einen roten Pfad aus Leichen hinter mir lassend, gehe ich auf den Wolken verhangenen Wald zu, der mir zunehmend schrecklicher vorkommt. Ich habe gerade einen Spatanischen blutigen Kriege mit erlebt, zwischendurch sogar ungewollt Spaß daran gehabt und dennoch fürchte ich mich vor einem stinkt normalem Wald?!

Das ist schon merkwürdig, aber daran konnte ich auch erkennen, was für eine starke Präsenz dieser Wald hat.

Nach einiger Zeit gehe ich trotz meiner Angst, wieder beherrscht vom "Gottesgedanken", in das Grauen hinein. Der Feldweg dorthin kommt mir wie eine Ewigkeit vor und als ich endlich an meinem Zielpunkt angekommen bin, bin ich schon vollkommen fertig vor Angst. Der Gang durch den Wald, den Irrealismus dieser Welt erst wirklich spüren, das war zwar immer noch schlimmer als es der Gang nach Canossa gewesen sein muss, aber immerhin ist mir trotz das ich nackt bin warm. Dieses Gefühl half mir, die Angst zu überwinden. Ich irrte sicher mehrere Stunden durch den Wald, als ich jedoch aus dem Wald trete, die letzten Äste mir aus den Gesicht wische, bleibe ich mit offenem Mund stehen.

Vor meinen Augen erstreckt sich ein Königreich, welches so voller Pracht und Glanz erstrahlt, daß ich auf die Knie sinke. Ja, selbst ich knie kurz unbewusst vor der Macht Gottes nieder. Das war für mich der Beweis. Das konnte nur von göttlicher Hand geschaffen worden sein. In der Mitte dieses kolosalen Königreiches, nein Gottesreiches ist wohl treffender, steht ein Tempel über welchem gross, bis zu meinem Standort erkennbar, steht:

»Hoc centro potestatem Reverendissimo ac Nobili!«

Das heißt übersetzt so viel wie:

»Hier ist das Zentrum der Macht, kniet nieder!«

Projekt Deus || Staffel 1: Existenz  #IceSpliteraward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt