Episode 4: Nummer 12

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Jetzt wo ich endlich im göttlichen Reich namens 'animus at potentiae causa' bin, wird sich dieser skurrilen Kette von Ereignissen ein weiteres Glied, von nicht zu unterschätzender Wirkung, hinzugefügt. Ihr dürft mich aber nicht falsch verstehen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch keineswegs vor, Gott zu töten. Aber irgendwann musste ich das Attentat ja vorbereiten und dazu ist es essenziell, möglichst viele Informationen zu sammeln. Meine verbleibende Zeit bis zur Wiederbelebung betrug  noch etwa 12 Stunden (was ich natürlich  nicht wusste und nur schätzen konnte). 12 Stunden bis ich die Welt der Lebenden wieder sehen würde:

Während ich noch am Boden kniend ,mit offenem Mund in Richtung Herzstück schaue,überlege ich, ob ich jetzt einfach so nackt in die Stadt spazieren kann. Letztendlich​  wird mir, nun wieder aufrecht stehend, klar, dass ich ohnehin nicht weiß, wo ich ich ein Kleidungsstück erwerben kann,geschweige denn, welcher Art. Also beschließe ich, was den Fakten zu urteilen sowieso die einzige Lösung ist, einfach auf gut Glück zum Tor der Metropole zu gehen.

Eine schlechte Idee, wie ich nach einer guten Stunde Fußmarsch durch Tiefen San in Richtung Tor feststellen muss. Leider aber auch die einzige Möglichkeit,denn hätte es eine andere gegeben, ich hätte sie ohne zu zögern gewählt.

Ich bin aber schon nicht mehr weit vom Tor entfernt und sehe schon in Rüstungen gekleidete Soldaten,die das Tor bewachen. Ich werde eine Wache töten müssen und ja,ich muss sie töten, da sonst die Gefahr Bestände, dass ich sie nicht K.O. schlagen kann, immerhin kann ich ihre Kraft nicht einschätzen. Ich töte nur ungern, aber was sein muss, das muss sein und immerhin habe ich schon viele getötet und werde dies auch in naher Zukunft noch häufiger tun müssen.

Kaum hatte sich der Gedanke erst richtig in meinem Kopf verankert, beginne ich schon den Plan in die Tat umzusetzen. Ich werde eine Wache töten, die im toten Winkel zu den Wachtürmen steht und verkleide mich als sie. Ich frage mich zwar, ob Gott es schon durch irgend eine Vernetzung,  vorm Attackieren seiner Wache erfahren hat. Aber es war die beste Idee und rückgängig zu machen, geht es nun auch nicht mehr.

Ich schätze, dass mir noch etwa 8-max. 10 h bleiben, um mir ein Bild über die Lage zu machen. Ich muss bei Gott eindringen, mich ihm stellen und hoffen, dass ich es in den nächsten Minuten wieder in die Welt der Lebenden zurück schaffe. Das ist sehr waghalsig, aber die beste Methode um Informationen zu beschaffen. Die Zeit ist der entscheidende Faktor in meinem Plan. Ich muss genau wissen, wie lang ich schon hier bin.

Da geht mir ein Licht auf. Die Nacht, es war Dämmerlicht,was natürlich auch aus Atmosphärischen Mitteln von Gott so gewollt sein kann,aber sollte es sich so wie auf der Erde verhalten, muss ich einfach nur bis zur nächsten Dämmerung warten. Die 24 h wären dann so in etwa rum und ich könnte mich Gott zu erkennen geben, mit der Gewissheit in etwa einer halben Stunde wieder zu Hause im Labor zu sein.

Gott wird mich ja hoffentlich nicht auf der Stelle umbringen wollen. Er wird mich, wenn ich Glück habe, gefangen nehmen, aber noch bevor ich in meiner Zelle bin, werde ich weg sein.

Eine Perfekte Idee!

In der Zwischenzeit, während meine Gedanken noch an meine Gehirnwände wie Hagel prallen, bin ich am Tor angelangt und werde zu meinem Verwundern nur anhand meiner Rüstung identifiziert. Glück gehabt, aber vielleicht warten sie nur darauf mich festzunehmen.

In der Stadt herrscht ein reges Treiben. Eine riesige Masse Menschen bewegt sich in Richtung  Mittelpunkt der Metropole.

Ich gehe mit dem Strom, vielleicht hält Gott ja jetzt eine Rede oder so.

Die Masse drückt mich vorwärts. Es kommt einem vor, wie eine Prozession, denn aus allen Straßen und Gassen strömen die Menschen und bündeln sich auf der Hauptstraße. Es vergeht mindestens eine Stunde, bis wir am Mittelpunkt sind. Dort vergeht beim Eintritt ebenfalls viel Zeit. Nach zwei weiteren Stunden quälendem Wartens geht es endlich los. Die Dämmerung nährt sich schon und in mir macht sich Aufregung breit. Ich lege mir schon die Worte im Mund zurecht.

Plötzlich hebt sich der Vorhang und 11 Personen, welche das Aussehen der schönsten Männer und Frauen haben. Ein Platz ist frei, wem gehört er wohl und wer sind diese Personen? 

»Meine Verehrten Menschen, heute wird zur Monatlichen Würdigung und Quaesitus, Luma erneut etwas zu unserem Bruder Caligus  sagen«, eröffnet die Person in der Mitte seine Litanei.

»Verehrtes Volk, mein Zwillingsbruder und Verlobter Caligus ist in eurer Rechnung vor genau 38 Jahren am heutigem Tag aus den Kreisen unseres Ehrwürdigen Rates der 12 verschwunden. Grüßt zum Gedenken!« , sagt eine Frau, mit roten Augen und komplett in weiß gekleidet, welche Erinnerungen in mir weckt und auch Liebe. Ich weiß, dass dieses Gefühl Liebe ist, obwohl ich es nicht kenne.

Alle heben ihre Hand, zeichnen ein unsichtbares 'X' auf ihr Gesicht und verbeugen sich. Ich bin nur entsetzt und stehe, mir meiner Empfindungen noch nicht ganz klar, als einziger.

Eine Wache führt mich ab und bringt mich vor den Rat. Nicht beabsichtigt, aber von Vorteil für mich, da ich durch das kleine Fenster über den Köpfen der Ratsmitglieder sehen kann, das es schon zu Dämmern beginnt.

 Ende Episode 4:  Nummer 12

Projekt Deus || Staffel 1: Existenz  #IceSpliteraward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt