Ein Ausflug mit Folgen

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Bea war diesen September 38 Jahre alt geworden und hatte Ihr Leben im Griff. Sie hatte eine tolle 8 Jährige Tochter, einen Job um über die Runden zu kommen und wusste mittlerweile sehr gut was sie wollte und was sie nicht wollte. Zwar hatte sie die ein oder andere gescheiterte Beziehung hinter sich mit mehr oder minder passenden Partnern, doch es ging ihr gut, denn Sie machte ihr Glück seit einiger Zeit nicht mehr von ihrem Beziehungsstatus abhängig.

Bea und Ihre Tochter Caroline hatten gerade Spagetti mit Tomatensoße gegessen. Nach dem Mittagessen nahmen sie sich immer noch ein wenig Zeit, miteinander zu reden und am Wochenende besprachen Sie immer, was sie denn Schönes unternehmen könnten.

“Und, Caro, zu was hast du denn dieses Wochenende Lust? Möchtest du wieder mit dem Fahrrad zu den Pferden fahren und Ginger besuchen?

Carolin strahlte glücklich. „Oh ja Mama, lass uns gleich los gehen.“
„Dann lass uns kurz die Teller an die Spüle stellen. Ich wasche schnell ab und du ziehst dir deine Jacke über. Es hat nur 19 Grad. “

Zum Glück war das Wetter noch o.k. Heute Nacht sollte es regnen.

Zehn Minuten später standen Bea und ihre Tochter unten im Hof unterhalb der Ausgangstreppe.  Caro, die im Sommer acht Jahre alt geworden war hatte sich aus dem Vorgarten ihr Fahrrad geschnappt und die zwei gingen die schmale Gasse an dem unbewohnten baufälligen Haus vorbei. „ Mama, wer wohl im „ Geisterhaus“ mal gewohnt hat.“ So hatten die beiden dieses Haus einmal spasseshalber „ getauft“, weil es so baufällig, wie es da stand mit den dunkel wirkenden Fenstern und dem kaputten Dach und Putz, bei Nacht schon ein wenig gespenstisch aussah.
„ Schatz, ich weiss es nicht. Vielleicht eine alte Frau oder eine Familie, die fort gezogen ist.“ Sie grinste. 
„ Oder das kleine liebe Gespenst aus dem Kinderbuch, aus dem ich dir zur Zeit nachmittags vorlese.“ Bea zwinkerte ihrer Tochter Carolin zu.
Carolin lachte. „ Maaamaa, es gibt keine Gespenster. Kann ich jetzt aufs Fahrrad steigen?“
Ja, klar Caro. Pass vorne an der schmalen Straße an der Kirche auf. Wir gehen dann über den Park zum Stall nach Steppach. Wir treffen uns vorne am Adelholzer Wehr hinter der Brücke am Kindergarten. Bis gleich.“

Bea ging in die gleiche Richtung und genoss die frische Luft. Sie lebten jetzt schon ein Jahr in Adelholz und sie und Caro fühlten sich hier inzwischen schon richtig wohl. Die wichtigen Dinge wie der Supermarkt, die S-Bahn, ihre Tante Lissy oder der Stall waren alle innerhalb 10 Minuten zu Fuss von ihrer Wohnung aus erreichbar.

Bea war inzwischen bei Caro am kleinen Wehr  angekommen.

„Mama, kann ich noch kurz runter an den Bach und zum alten Baum?“
„Ja klar, geh ruhig, Caro.“

Caro stieg hinunter und spielte am Bach und untersuchte den Alten Baum. Plötzlich schrie sie auf. „Mama,   ich habe einen Schatz gefunden.“
Bea stieg zu Caro den erdigen, mit Ästen und Grassbüscheln bedeckten Pfad hinunter. „ Wow, echt Caro? Was ist es denn?“
„ Ein Glas mit bunten Edelsteinen und einer Botschaft.“ Caro war vor Freude außer sich. Vielleicht eine Schatzkarte.“ Caro war mit ihren acht Jahren vor Aufregung ganz aus dem Häuschen.
„Cool, lass uns hochgehen, Schatz und uns auf die Bank setzen und deinen Fund begutachten.“ Die beiden stapften einträchtig die Uferböschung hinauf und setzten sich auf die kleine Park-Bank. Bea hatte ziemlich schnell begriffen, dass es sich bei dem Schatz um ein altes Marmeladeglas handelte, das mit Glassteinen und einem Zettel gefüllt war.

Aber sie freute sich sehr für ihre achtjährige Tochter Caro. Was für ein schönes unerwartetes Abenteuer für Carolin.  

Caro öffnete gespannt das Glas. „Oh, nur bunte Glas-Edelsteine zum spielen. HMM, trotzdem spannend. „Finde ich auch Caro.“ bestätigte Bea lächelnd. Was steht denn auf dem zusammen gefalteten Zettel?“

                                                                      “Sommer 1983

Hallo,
Ich bin acht Jahre und ziehe Morgen mit meinen Eltern um. Spielst du auch gerne Schatzsuche und liebst Hunde und Pferde und machst gerne lustige Sachen? Klasse, dann werde doch mein/e neue/r Brieffreund/in .

Abenteuerliche Grüße
Clark, acht Jahre alt “

las Caro aufgeregt vor.

„ Schau mal, Caro, da steht auch die neue Adresse des Jungen.

Clark Baker
Greenway 23
Clifden, Connemara
Ireland“ entdeckte Bea.
„Oh ja, Mama, morgen schreibe ich Clark.“ rief Caro begeistert.

„Oh ja. Allerdings schau auf das Datum. Heute haben wir den 16. September 2017.
Clark war 1983 acht Jahre alt. Also ist er 1974 oder 1975 geboren, je nachdem,  in welchem Monat er Geburtstag hat.“ rechnete Bea.
„Oh,“ sagte Caro etwas enttäuscht.„dann ist er ja schon 43 Jahre alt. Dann schreibst du ihm und sagst ihn, dass wir seine Nachricht gefunden haben. Und jetzt will ich zu Ginger und den anderen Pferden.“
Bea überlegte kurz. „ So machen wir es.“ stimmte sie zu. Fünf Minuten später waren sie am Stall und dem Reitplatz des Nachbarortes Steppach angekommen und verbrachten einen schönen Nachmittag bei den Pferden. Caro liebte es die rötliche Stute Ginger zu besuchen und auch Bea genoss die Zeit mit den Pferden.

„Schatz, es wird Zeit, dass wir uns auf den Weg machen.“ „Deine Reitstunde war ja echt wieder klasse. Und wie toll Du schon Ginger putzen kannst und das Geschirr anlegen. Ich bin wahnsinnig stolz auf Dich. Ich würde so gerne auch reiten können. “

Noch einmal tätschelte Bea liebevoll Gingers Gesicht und ihre Seite. Dann machten sich Bea und Caro mit ihrem Fahrrad auf den Nachhauseweg.

Abends in Adelholz las Bea Caro eine Gutenachtgeschichte vor. Caro konnte zwar schon flüssig lesen, aber sie liebte es immer noch, wenn Bea sich ab und zu neben Sie ins Bett legte und ihr vorlas.

„Mama, schreibst Du morgen Clark? “ fragte Caro schläfrig nach dem vorlesen.

„ Ich kann es ja einmal versuchen Caro.“ erwiderte Bea und lächelte ihre Caro an. Vielleicht stimmt ja die Adresse noch.“ Mal abwarten, meine Maus. Uns fällt bestimmt was ein. Zeit haben wir morgen ja. Da ist Sonntag.

Bea erhob sich, gab ihrer Tochter noch einen Gutenachtkuss und verlies das Zimmer.

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