Die kleinen geschwungenen Buchstaben verschwimmen vor ihren Augen. Tintenblaue Flüsse strömen über das schneeweiße Papier und münden irgendwo im Abseits ihres Blickfeldes. Sie bemüht sich den Gedankensturm in ihr zu kontrollieren, bevor seine Ableger salzige Tränen aussenden, die Flutwellen von verschwommenen Wörtern auslösen. Ihre zitternden Hände tasten links vom Papier nach dem Füllerdeckel und werden nach einer scheinbaren Ewigkeit fündig.
Das vertraute Geräusch des Schließen ihres Füllers lässt den Wirbelsturm in ihr noch stärker wüten.
Verzweifelt vergräbt sie ihr nasses Gesicht in den Händen und schluchzt leise. Sie wagt es nicht aufzublicken, sondern schließt die Augen, um den herumwirbelnden Gedanken zu entkommen, die sie wie eherne Fesseln umschlingen und nicht mehr loslassen.
Dabei bemerkt sie nicht, dass der Mond ihr aufmunternd zulächelt und darauf wartet, dass sie ihm zuwinkt und ihm dankt, weil er jede Nacht da ist- und doch so weit weg.
Doch während sich Wolken vor den Mond schieben und ihn lautlos verschwinden lassen, sitzt sie einsam über den verblassten Erinnerungen auf dem gewellten Papier vor ihr und versucht dem Unwetter zu entkommen.
Und draußen, am wunderschönen Nachthimmel, strahlen tausende von Sternen so hell und klar, leuchten für sie. Nur für sie.