Kapitel 2.. neue Gesichter, alte Bekannte?

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Ich verbringte die Freistunde mit Steffanie, Lisa und den anderen Mädchen aus dem Französischkurs. Wir setzten uns in ein kleines Café an einer ruhigen Straßen in der Nähe unserer Schule.
Ich bestellte mir ein kleines Stück Käsekuchen, den aß ich jedoch nicht. Ich stocherte ausschließlich darin herum, bis auch der letzte Krümel in seine kleinsten Bestandteile zerteilt war. Lisa erbahmte sich letztensendes dazu, die in fein säuberlichen gehackten Stückchen noch zu essen. Während sie das tat, starte ich sie einfach nur an.
"Was war nur mit ihr los", das fragten sich bestimmt einige der Mädchen, denn normalerweise war ich die Erste, die mit ihrem Kuchen fertig war. Aber irgendwas war heute anders. Dieser Junge vom Hof ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Mitlerweile konnte ich sicher sagen, dass ich vorher schon einmal gesehen haben muss, aber wo?

Die Stunde neigte sich langsam dem Ende zu und wir waren auf dem Weg zur Schule zurück. Ich hatte nun Organisationstreffen. Das war ein monatliches Treffen für alle, die an unserer Schule Vorsitzender eines Zusatzkurses waren. Zu diesen gehörte auch ich.
Ich hatte mit einigen Freundinnen den Kurs für Buchnachmittage gegründet. Dort trafen sich alle Interessierten einmal in der Wochen, lasen Bücher, tauschten sich über neue aus und diskutierten über gesellschaftskritische Werke. Ich nahm persönlich nie an diesen Treffen teil, aber ich war nun mal als Vorsitzende eingetragen. Das verdankte ich alles Steffanie, sie überredete mich dazu, da ich anscheinend das Talent hatte Dinge ordentlich zu organisieren. Mir machte es nichts aus, ich hatte ja Spaß daran.

Wir standen vor dem großen Tor mit einigen anderen Schülern, die alle darauf warteten, dass das Tür geöffnet würde.
Ich sah den Jungen, der mir jeden Gedanken genommen hatte nicht in der Menge stehen.
Bin Eintreten in den Flur, der von den ganzen Schülern, die auf dem Weg zu ihrer nächsten Stunden waren, gefüllt war, verabschiedete ich mich von den Mädchen und bahante mir einen Weg zum großen Saal.
Ich hasste diesen Massenauflauf, wenn nur eine kurze Pause zwischen den Unterrichtsstunden lag. Auf dem Weg zum Saal hielt ich noch kurz in einem der Mädchenwaschräume, um noch einmal Haare und Make-up zu überprüfen. Ein Mädchen- ungefähr in meinem Alter- schaute mir dabei etwas ungläubig zu.
Sie war nicht besonders groß und hatte ihre braunen langen Haare in einen engen, festen Zopf gebunden, ihre großen grünen Augen waren leicht geschminkt, während ihre Lippen mit einem intensiven rosaroten Gloss versehen waren. Sie war nicht hässlich.
Ich wusch noch meine Hände, während sie mich immer noch anschaute. Ich fragte mich, ob ihr klar war, dass sie mich ziemlich auffällig anstarrte als sei ich ein Alien. Ich drocknete sie mir ab und nickte ihr freundlich zu beim Verlassen des Raumes zu. Sie wirkte irritiert, aber erwiederte mit einem freundlichen Lächeln, das mir einen freien Blick auf ihre Zahnspange gewärte.
Die Schwungtür fiel hinter mir mit einem unangenehmen kwitschen zu. Es waren jetzt nur noch wenige Sekunden bis die Stunde offiziell anfing. Ich eilte zum Saal, was jetzt nicht mehr schwer war, denn der Flur war so gut wie leer. Nur noch ein paar wenige Schüler rannten panisch von der einen Seite des Gebäudes zur anderen.

Am Saal angekommen, stand die Tür noch weit offen, so das es keinem auffallen sollte, dass ich erst jetzt kam. Die Stühle wurden in einen großen Kreis aufgestellt mit ein paar Tischen, die aus- für mich unerklärlichen Grund- mit Tischdecken und Blumen dekoriert waren. Ich verstand diese ganze "wir wollen es gemühtlich haben"- Einstellung nicht. Es war ja nicht so, dass wir hier den Rest unseres Leben verbrachten. Es war lediglich eine Stunde im Monat, die wir uns hier aufhielten.
Mich sollte es nicht stören, so lange ich nicht helfen musste das ganze Zeug aufzuräumen, sollten die doch machen was sie wollen. Ich setzte mich auf einen der freien Stühle, hing meine Jacke über die Lehne und stellte meine Tasche darunter zwischen meine Beine.
Als die Sitzung begann mit etwas mehr als 5 Minuten Verspätung waren erstaunlich viele zum Treffen gekommen. Die Stühle die genau für alle Vorsitzenden abgezählt worden waren, waren bis auf zwei oder drei Stück voll belegt. Ein Wunder, meiner Meinung nach.
Die Besprechung begann wie üblich mit den langweiligsten aller Themen. Die Anwesenheit, Tagestehmen und im Anschluss das spannenste die so genannten Probleme. Ich hätte es lieber den "Krieg der Einzelparteien" genannt, denn schließlich endete es meist darin, dass sich fast alle anbrüllten und beleidigten. Wenn es mal ganz heikel wurde, flugen auch Stifte oder ähnliches durch die Gegend. Das kam jedoch zu meinem Bedauern eher selten vor. Ich lehnte mich meistens in solchen Situationen zurück und hielt mich diplomatisch einfach mal raus. Und wenn es doch mal relevant sei, mischte ich mich auch gerne mal ein, dann war es aber meist so, dass sich der Großteil dieses Irrenklubs wieder zevilisiert benahmen oder etwas das dem ähnelte.
Diesmal war es aber entspannd wie meistens. Es ging nur um die jährliche Winterfeier, das nächste Schachturnier und darum wie bestimmte Kurse mehr Bekanntheit und Mitglieder bekamen.

Nach geschlagenen 20 Minuten der Langeweile schwung plötzlich die Saaltür auf und ein bekanntes Gesicht kam hinein spatziert. Es war das Mädchen von der Toilette, die mich die ganze Zeit angestart hatte. Es kam mir komisch vor das sie hier so selbstverständlich reinmaschiert war. Schließlich gehört sie meines Wissens nach nicht zu den Vorsitzenden irgendwelcher Klubs.
Aber anscheinend hatte ich da einfach etwas nicht mitbekommen, denn sie setzte sich auf den freien Platz neben mir.
Total selbstverständlich, wie ich beobachte. Der Rest der Stunde verlief entspannd alle, die etwas zu sagen hatten taten dies, über manche Sachen wurde etwas diskutiert und andere wurden einfach tot geschwiegen.
Nach der Stunde half ich, trotz meiner nicht vorhandenen Motivation, beim Aufräumen, um nicht als komplett Menschenscheu zu wirken.
Das Mädchen, das sich nebem mich gesetzt hatte und dessen Blicke ich während der ganzen Zeit gespürt hatte, schaute mich immer noch an. Nachdem ich so langsam die Geduld verlor und es mich- um ehrlich zu sein- auch nervte ständig irgendwelche Blicke im Nacken zu spüren, sprach ich das Mädchen an.
"Hallo, kennt man sich?", fragte ich genervt aber freundlich.
"Das frage ich mich auch die ganze Zeit schon.", mit dieser Antwort hatte ich irgendwie nicht so ganz gerechnet.
"Wie? Woher sollten wir uns kennen?"
Ich bekam keinerlei Antwort, außer einem verlegenen, etwas irritierten Lächeln.
Mein Blick wurde intensiver und ich fukusierte ihre Augen, so als wollte ich sie mit meinen Blicken Töten.
"Ich weiß nicht... du kommst mir bekannt vor, aber ich weiß nicht woher...", bekam ich letzlich als Antwort auf meine Frage.
"... Es tut mir leid, wenn ich dich gereitzt habe mit meinem Anstarren...", sie senkte den Kopf, schaute peinlich berührt auf den Boden und wurde leicht rot im Gesicht.
" Süßes Mädchen" dachte ich mir. Ja sie hatte mich gereitzt, das musste ich zugeben, aber sie war irgendwie auch zuckersüß.
Ein Junge, der nicht bei unserer Sitzung dabei war, kam in den Saal und mit gezielten Schritten auf uns zu.

Mir war er gut bekannt, auch wenn er sich in der letzten Zeit stark verändert hatte. So schnell vergisst man schließlich das Gesicht von seinem ersten Freund nicht. Selbst wenn er sich seine blonden kurzen Haare zu einem grün/blauen Manbun bund.
Ich fand diesen Look furchtbar, aber was sollte mich das eigentlich interessieren?
"Gar nicht!" ,beschloss mein Gehirn schnell.
"Hallo ihr zwei!", begrüßter uns.
"Hallo Markus.", begrüßte das Mädchen ihn freundlich. Ich nickte nur, mit einem eher weniger ernst gemeinten Lächeln. Ihn schien es nicht zu stören.
" Ich soll dir, Jenny, von Miss Polow ausrichten, dass du deine Präsentation in der nächsten Wochen halten sollst!"
" Jenny, so hieß sie also..", ich überlegte gründlich, ob mir dieser Name bekannt vorkam. Das tat er nicht stellte ich nach einigen Sekunden fest. Also ich kannte den Namen gut, denn der Hund von Steffanie hieß Jenny, aber sie war ja schließlich kein Hund.
Ich entschuldigte mich und verließ, dann das Gespräch im Schnellschritt. Es war mir nicht unangenehm, aber ich musste ja schließlich zur nächsten Stunde.

Ich hatte Geschichte. Es war ein Fach, das ich gut leiden konnte, und im meinen Kurs waren Steffanie und einige andere Freunde von mir. Das machte es noch um einiges schöner. Wir behandelten im Moment die Amtszeit von John F. Kennady. Nicht das spannenste Thema das ich kannte, aber auch nicht gerade uninteressant.

Darf er das?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt