Kapitel 6

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Es war tatsächlich ein Schlafzimmer mit dem kleinen Nachteil, dass es besetzt war. In dem Bett war ein Pärchen gerade voll bei der Sache. Noch unter Schock identifizierte ich die beiden als Harry und Beverly beide nackt. Während Berverly sich hastig die Decke schnappte und Harry versuchte mit den Händen alles Wichtige zu bedecken, hielt ich mir schnell die Hand vor die Augen und begann zu stottern.
"Ich wollte nicht-, tut mir leid, ich ... ihr, sorry-"
"Raus!", kreischte Berverly. Aus Reflex schaltete ich das Licht wieder aus und suchte mit der Hand vor den Augen nach der Klinke, fand sie, zog die Tür beim Umdrehen rasch zu und knallte promt gegen den Türrahmen. Aua.
Vor dem Zimmer stützte ich mich an der Wand ab und rieb mir die Stirn.
Konnte dieser Abend eigentlich noch absurder werden?!

Meine Idee oben zu bleiben hatte ich schnell aus meinem Kopf verbannt. Wer wusste, wen ich noch inflagrantie erwischen würde. Und überhaupt, wie konnte Harry so schnell Beverly finden und mit ihr in der Kiste landen, obwohl er doch eigentlich mit Louis reden wollte?

Ich beschloss nicht darüber nachzudenken und das Bild von Beverly wie sie auf Harry ritt, so schnell wie möglich zu vergessen und mich nie wieder daran zu erinnern.

Zusätzlich bekam ich verdammt Durst, weshalb ich nun zwei Gründe hatte, runter zu gehen.
So trottete ich also die Treppe runter und bahnte wir meinem Weg durch die tanzende und schwitzende Menge zur Bar. Dort angekommen kletterte ich auf einen der Hocker zwischen einem Typen, der mit seinem Handy beschäftigt war und eine Frau, welche in ihr Glas starrte, als erwöge sie ernsthaft sich darin zu ertränken. Dann stützte ich mein Kinn in meine Hände. War ich wirklich schon müde?

"Ein Wasser, bitte", bestellte ich, als der Barkeeper auffordernd zu mir schaute. Sein Blick wechselte schlagartig von 'Du bekommst alles von mir, was du willst' zu 'okay, vielleicht ist sie auch einfach schwanger.' Kurz darauf stellte er ein Glas eiskaltes Wasser vor mir auf den Tresen.

"Auch so jemand, der kein Alkohol trinkt?" Ich schaute nach rechts. Der blonde Typ, der ebend noch sein Handy fixierte, lächelte mich nun an.

"Ja, du auch?"
"Ich? Nein", lachte er, "ich werd mir heute richtig die Kannte geben."
"Warum dann 'auch'?" Skeptisch sah ich ihn an, doch seine Laune schien sich nicht trüben zu lassen.
"Na ja, die da drüber", er deutete auf die Frau links von mir, "sie sitzt da schon seit gut 'ner halben Stunde so. Ich denke, entweder mag den Skotch doch nicht so, oder sie kippt jeden Moment vom Stuhl."
Ich musterte sie und stellte fest, dass er Recht hatte. Sie sah wirklich schrecklich aus, so, dass mein Medizinersinn zu klingeln begann, doch Blondie hielt mich davon ab, sie anzusprechen.
"Sieht echt scheiße aus, oder?" Er lachte.
"Das Zeug schmeckt ja auch wirklich widerlich." Ich schmunzelte zurück, woraufhin er verwirrt drein blickte.
"Niemals", sagte er erschrocken, grinste aber immer noch und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Ich wette, du bist so eine, die noch nie irgendwas probiert hat."

"Ehrlich gesagt, ja. Und ich hab's auch nicht vor." Überlegen erwiderte ich seinen Blick und trank einen Schluck von meinem Wasser. Daraufhin schien er kurz nachzudenken, blieb aber nicht lange still.

"Okay. Ich bestell dir jetzt einen Cocktail, den du bestimmt magst und wenn ich, wie immer, Recht habe, tanzt du nachher mit mir." Er strahlte mich an und ich konnte nicht anders, als zurück zu lächeln.
"Wieso sollte ich mir von einem fremden Typen einen Drink bestellen lassen?", fragte ich triumphierend und im nächsten Moment schnellte seine Hand nach vorne.
"Luke, Luke Hemmings. Hab ich fast vergessen." Sein Grinsen, während er sich vorstellte war so unglaublich ansteckend. Doch irgendwie gab es in meinem Kopf eine Erleuchtung.
"Warte, warte", seine Hand sank während ich sprach, "Luke Hemmings? Von 5 Seconds of Summer? Louis hat mal von euch erzählt." Ich klatschte meine Hand ins Gesicht. Warum ist mir das nicht gleich aufgefallen?
"Ja ... und woher kennst du Louis Tomlinson?" Skeptisch hob er eine Augenbraue, vergaß aber nicht weiter zu Grinsen.
"Ich bin seine Freundin. Kathy."
"Ach ja? Dann haben uns ja sogar schon mal getroffen." Luke lachte.
"Wirklich? Also irgendwie ist mir das jetzt voll peinlich, denn ich erinnere mich gar nicht mehr an dich." Ich blickte auf mein Glas. Verdammt war das unangenehm.
"Na ja, wenigstens bin ich jetzt kein Fremder mehr und du kannst sorglos mit mir trinken", sprach er ohne zu zögern weiter. Das kam so unerwartet, dass ich aufschaute, lächlte und prompt mit "Okay" anwortete.

So kam es, dass Luke dem Barkeeper einen ziemlich exotisch klingenden Namen nannte und ich im nächsten Moment einen Drink vor mir hatte.

Auch Luke hatte ein neues Getränk bekommen.
"Auf drei, okay?"
Ich nickte.
"Eins."
Mir war klar, dass ich das Zeug sofort wieder ausspucken würde, doch ich hob das Glas an meine Lippen und Stach mir mir dem Schirmchen fast ein Auge aus.
"Zwei."
Nicht weit entfernt von hier stand ein großer Blumenkübel. Da könnte ich das Gesöff loswerden, auch wenn ich dann wahrscheinlich den kläglichen Tod der Pflaze verantworten müsste.
"Drei."
Mit einem unsicheren Blick in Richtung Luke nahm ich einen Schluck, zögerte aber zu schlucken. Als ich das eiskalte Zeug dann mit zusammengekniffenen Augen doch runter schluckte, entschuldigte ich mich gedanklich schon mal bei der Pflanze für den bevorstehenden Mordanschlag.
Das Gesöff war unglaublich bitter und brannte in der Kehle. Ich verzog mein Gesicht. Doch das Bittere blieb nicht, es entwickelte sich zu einem süßen, erdbeerigen Geschmack.

Ein "mhh" entwich mir und Luke grinste mich siegessicher an.

"Doch nicht so widerlich, oder?"
"Es ist auszuhalten."
"Dann hab ich ja für später einen Tanzpartner."
"Sieht wohl so aus."

Die Zeit verging und mittlerweile war ich bei meinem fünften Cocktail. Hin und wieder verwandelte sich mein Barhocker in ein Boot und schwankte wie auf hoher See und der Abend wurde auch immer schöner. Das Bild von Harry und seiner Schnecke war verschwunden und auch an Louis hatte ich eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gedacht.

"Und weshalb genau feierst du Silvester hier? Kommst du nich normalerweise aus Australien? Ist 'ne ganz schöne Strecke, du musstest bestimmt-", ich dachte nach, doch in meinem Kopf tanzte das bunte Einhorn aus meinem damaligen Tagebuch gerade Gangnam Style, "-bestimmt zwei Tage her laufen."

"Nicht ganz", er lachte. "Meine Freundin hat mich betrogen ... aber ich bin noch nicht betrunken genug, um darüber zu reden."

Ich starrte ihn fassungslos an.

"Schlampe", stellte ich dann fest. In Gedanken wiederholte ich das Wort Schlampe' immer wieder, bis es keinen Sinn mehr zu machen schien.

"Ja, das ist sie wohl."

Wir sahen uns an. Im Hintergrund donnerte die Musik und es war noch wärmer geworden. Vermutlich hatte ich riesige Schweißflecken, aber es interessierte mich nicht.

Dann prustete ich los. Ich wusste nicht weshalb, aber jeder meiner Gedanken schien unheimlich lustig. Während ich mich lachend auf den Tresen stützte, leerte Luke sein Glas in einem Zug. Erneut streckte er erwartungsvoll seine Hand aus.

"Du schuldest mir einen Tanz", sagte er und grinste breit. Abrupt stoppte mein Lachen und ich lächelte zurück, trank dann auch meinen Drink aus und griff seine Hand. Noch nie zuvor hatte ich so große Lust zu tanzen.

Ihm Nachhinein kann ich nur sagen, dass ich alles was dann noch kam, ziemlich bereuen würde.

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FunFact: das Kapitel hat so lange gebraucht, weil ich (Gibby) mega die kreative Blockade hatte 🙃 während ich das jetzt geschrieben habe, hab ich ganz viele Disney-Song gehört😂 hat voll geholfen ... empfehle ich weiter




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