Prolog

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Es ist 5:55 Uhr.
Meine Arme um meine angewinkelten Beine gelegt, sitze ich schwer atmend auf meinem Bett und starre die weiße Wand an. Um meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen, atmete ich tief ein. Ich habe wieder von Ihm geträumt, dem Grund, weshalb ich hier war.

Obwohl ich hellwach bin, sehe ich diese Bilder vor mir. Sie sehen so realistisch aus, so als würde ich diese Bilder, diesen Moment, dieses Traumatische Ereignis,  in diesem Moment erleben. In dauerschleife spuken eben diese Bilder, seit jenem Tag vor drei Jahren, in meinem Kopf herrum. Er ist der Grund dafür. Er ist der Grund weshalb Sie nicht mehr lebt, und weshalb ich seit heute genau drei Jahren hier bin. Er ist Schuld. An allem.

Es befindet sich nur eine Digitale Uhr in meinem Zimmer, genauergesagt auf dem kleinen weißen Nachtschrank, der neben meinem Bett steht. Und trotzdem höre ich es deutlich. Es hat sich in meinen Kopf eingebrannt. Tick. Tack. Seine Stimme ist in meinem Kopf verankert. Sie verfolge mich, bis in meine Träume. Tick. Tack. Neben den Bildern von ihr, der Person die ich am meisten geliebt hatte, exestieren in meinem Kopf nur diese beiden Wörter. Sie vernebeln meine Gedanken, sie halten mich davon ab Traum von Realität unterscheiden zu können. Tick. Tack.

Die Stimme in meinem Kopf wird immer lauter. Ich halte mir mit den Händen die Ohren zu. Doch das hilft nicht. Ich nehme mein Kopfkissen, und drücke es mir gegen die Ohren. Doch die Stimme bleibt. Ich fange an mit mir selbst zu reden. Über irgendetwas belangloses. Aber selbst meine eigene Stimme, übertöhnte die Stimme in meinem Kopf, die immer lauter wird, nicht. Ich nehme einen schrillen schrei wahr, der mich zusammen zucken lässt. Erst wenig später realisiere ich, das genau dieser Schrei aus meinem Mund kam.

Und dann bekomme ich alles nur noch verschwommen mit. Meine Zimmertür wird aufgerissen. Einige Menschen, in weißen Kitteln stürmen in mein Zimmer. Unter ihnen Befand sich Mr. Beeker, mein Psychater. "Beruhige dich Shawnee." Die raue Stimme, die ich gerade nicht zuordnen kann, war alles andere als Beruhigend. Eine Frau notiert die ganze Zeit irgendetwas auf ihrem Klemmbrett, und ein Mann bereitet eine Spritze vor. "Keine Angst Kleine, ich will dir nicht weh tun. Ich werden dir nur etwas zu beruhigung spritzten." Erklang diese Raue Stimme, die mir irgendwie bekannt vor kommt. Ich will mich wirklich beruhigen, aber bei dem Anblick der Spritze wird mir unglaublich schlecht. Er greift nach meinem Arm, und krempelt meinen Ärmel hoch, bevor er mir noch einmal in die Augen sieht.

"Das war es auch schon." Der Mann, dem die Raue Stimme gehört, klebt ein Pflaster auf die Stelle an meinem Arm und nickt zufrieden. Ich habe von dem Einstich nicht sonderlich viel mitbekommen, da ich von der Stimme in meinem Kopf abgelenkt bin. "Was soll ich nur mit dir machen, Shawnee" Mr. Beeker sieht mich besorgt an. "Es wird sich nichts ändern, wenn du dir nicht helfen lässt." Der Mann dem die Raue stimme gehört hielt mir seine Flache Hand entgegen, auf seiner Handfläche liegt eine einzelne Runde Pille, in der anderen Hand hält er einen Becher mit Wasser. Ich nehme ihm die Tablette aus der Hand und starre sie an.

Hier tun sie alle so als würden sie mich verstehen. Aber sie können etwas, das sie nicht kennen nicht verstehen. Sie wissen nicht wie schwer es ist, sich Nachts schlafen zu legen. Sie wissen nicht, wie es ist in der dunkelheit die Augen zu schließen. Insbesondere dann wenn niemand versteht, warum man sich nicht traut schlafen zu gehen, wird das ganze noch schwieriger. Es ist dieses Gefühl das die Dunkelheit dich auffressen will. Sie will dich in die Tiefe reißen und qualvoll sterben lassen. Was dich wachhält ist die Stimme in deinem Kopf. Sie drückt dich auf den Boden. Sie macht dich fertig.

Alle tun sie so als könnten sie mir helfen. Aber das können sie nicht. Niemand kann das. Sonst wäre ich lange nicht mehr hier. Drei Jahre. Drei verdammt Jahre befinde ich mich, dank ihm nun schon in diesem Irrenhaus, und es hat sich nichts geändert.

Allerdings weiß ich ganz genau das sich an meiner Situation auch nichts mehr verändern wird. Was der Grund dafür ist, das ich es schon lange aufgegeben habe. Das ich mich aufgegeben habe. Ich habe einfach keine Kraft um noch länger zu Kämpfen. Ich habe keinen Grund, weiter zu Kämpfen. Ich habe ja schließlich niemanden mehr. Doch trotzdem schlucke ich die Tablette mit Wasser hinunter. Dann fängt sich die Welt vor meinen Augen an zu drehen, bevor alles um mich herum erst ganz hell und dann von einer sekunde auf die andere schwarz wird und ich in einen tiefen Schlaf falle..

Shawnee [Slow Update]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt