1 | Sage

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Ich rannte. Plötzlich rutschte ich aus. Im nächsten Moment hörte ich, wie ich auf dem Wasser aufschlug. Dann hörte ich nichts mehr. Das Wasser umgab mich. Ich versuchte wieder nach oben zu Schwimmen, doch ich konnte es nicht.

Ich strampelte mit Armen und Beinen um wieder an die Oberfläche zu gelangen. Doch das Gegenteil war der Fall. Ich sank nur noch tiefer.

Voller Verzweiflung öffnete ich den Mund zu einem Schrei, doch bald darauf merkte ich, dass das keine gute Idee war. Mein Mund füllte sich mit Wasser und meine Lungen schrien nach Sauerstoff.

"Sage", hörte ich wie von weitem meinen Namen.
"Sage, wach auf", hörte ich die Stimme erneut, diesmal lauter.

Ich riss die Augen auf. Mein Atem ging schnell und mein Körper war nass vom Schweiß. Ich setzte mich auf und versuchte wieder zu Atem zu kommen.

Dann spürte ich eine Hand auf der Schulter. "Alles in Ordung bei dir, Sage?", fragte eine Stimme neben mir. Dieselbe Stimme, die mich geweckt hatte.

Ich wusste auch ohne hinzusehen, wer es war. Mein bester Freund Tyler. Ich mochte es, wie er meinen Namen aussprach. Viele neigten dazu, ihn Englisch auszusprechen. Aber er wurde französisch ausgesprochen. Mein Vater war nämlich Franzose.

Eine Hand auf meinem Arm riss mich aus meinen Gedanken. Ich schaute Tyler an und musste lächeln. Man sah die Sorge in seinen wunderschönen braunen Augen.

"Ja", antwortete ich auf seine Frage, "Alles in Ordnung" Er betrachtete mich einige Zeit, dann sagte er: "Du weinst" Ich fuhr mit der Hand über meine Wange. Tatsächlich. Ich weinte.

Ich schaute wieder zu Tyler, der mich mitleidig betrachtete. Schließlich nahm er mich in den Arm und zog mich zurück aufs Bett. Er strich mir über die Haare und flüsterte immer wieder, dass alles gut werden würde, während mir die Tränen über die Wangen liefen.

Wir gingen sehr vertraut miteinander um, aber wir waren nur gute Freunde. Auch wenn ich mir insgeheim wünschte, wir wären mehr als das. Denn ich mochte Tyler sehr, vielleicht ein bisschen zu sehr.

Nur bei ihm fühlte ich mich so wohl und geborgen. Und mit diesem Gedanken sank ich zurück in den Schlaf.

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357 Wörter 
09.10.2017  

DrowningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt