5.Kapitel

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*Rose*

Er sieht mich nicht, da er zu Beschäftigt mit fressen ist. Ich gehe etwas schneller stoppe aber, da er seinen Kopf zu mir dreht. Kurz beginnt mein Herz schneller zu schlagen und ich merke wie sich mein Körper anspannt.

Ich rede mir ein, dass ein bisschen Respekt immer gut ist und gehe langsam weiter.

Plötzlich trete ich auf einen morschen Ast und es ertönt ein lauter Knacken, zu meiner eigenen Verwunderung schaue ich nicht zu Boden, sondern lasse meinen Blick gleich zu dem Pferd gleiten.

Meine Augen weiten sich und mich durchfährt eine Art Blitzschlag, als ich sehe, wie er sich zu mir dreht, in meine Augen sieht und im gestreckten Galopp auf mich zu kommt.

Mein Herz schlägt noch schneller, mein Atem ist unregelmäßig und ich beginne zu schwitzen.

Er ist nicht mal mehr 5 Meter von mir entfernt und es scheint nicht so, als wird er langsamer.

Mir steigen die Tränen der Angst in die Augen. Meine Knie sind wie Pudding und ich würde am liebsten laut aufschreien .

Mein Mund öffnet sich schon ein Stück, doch reflexartig lege ich meine zitternde Hand darauf.

Ist das der Moment in dem man sein Leben an sich vorbei ziehen sieht? Fühlt sich so Todesangst an? Oh Gott ich hoffe so sehr das er vor mir zum stehen kommt.

Ich will noch nicht sterben und schon gar nicht durch ein Pferd, welches sich nicht unter Kontrolle hat! Ich schniefe laut und wische mir mit der freien Hand zitternd die Tränen von der Wange.

Wie gelähmt steht mein zitternder Körper immer noch auf diesem scheiß Stock.

Ich hätte so viel Zeit zum weg rennen gehabt. Aber NEIN.. Rose bleibt ja lieber wie angewurzelt stehen und lässt sich von einem Pferd umrennen.

Ich schüttle meinen Kopf und muss über meine eigene Dummheit leicht schmunzeln. Und erst jetzt bemerke ich dass, dieses schwarze Wesen, welches mir gerade einen höllischen Schrecken einjagte seelenruhig vor mir steht und frisst.

Perplex gehe ich einen Schritt zurück, vorauf hin er seinen Kopf hebt und mir folgt und wir nun wieder so eng wie anfangs voreinander stehen.

Diesmal senkt er ihn jedoch nicht gleich wieder um zu fressen, sondern schaut mich weiter hin an.

Es is so wenig Platz zwischen uns, dass ich seinen Atem auf meinen immer noch zitternden und kalten Händen spüre.
Ich hebe meinen bis jetzt gesenkten Kopf ein wenig und sehe nun wieder in diese dunklen, warmen Augen.

Meine Ohren Vernehmen ein leises Wiehern.

Seinen Blick fixiert er dauerhaft auf mir. er schaut mich aufmerksam und erwartend an, so als wolle er mir zeigen, dass ich endlich aus meiner Starre aufwachen soll.

Mir gefällt mein Gedanke, auch wenn ich weiß, dass es diesem Pferd scheiß egal ist ob ich hier dumm rum stehe oder übers Feld renne und deshalb nehme ich all meinen Mut zusammen und bewege eine meiner Hände dichter zu seiner Schnauze. Wenn ich mich selbst so sehe brauche ich eigentlich gar nicht so viel Mut aufbringen, da ich mich wieder etwas beruhigt habe.

Immer noch schaut er genau auf meine Tätigkeiten, er ist vorsichtig und respektvoller als letztes Mal.

Ich denke er hat schon zu viel erlebt um zutraulich und aufgeschlossen zu wirken. Ich merke wie sich seine Haltung, je näher ihm meine Hand ist, anspannt und er sich ein wenig verkrampft.

Auch ich werde dadurch wieder unsicherer, was mir gewaltig gegen den Strich geht. Er spürt, das ich Angst habe und das soll er eigentlich nicht. Ich muss ihm zeigen, dass er mir vertrauen kann, nur dann wird er mich akzeptieren.

Es klingt vielleicht bescheuert, aber er wirkt auf mich wie ein Spiegel, meine Angst ist auch seine Angst. Ich muss selbstsicher vielleicht schon ein bisschen arrogant auf ihn wirken, nur dann, hoffe ich, wird seine Unsicherheit und sein Misstrauen weniger.

Und schon wieder denke ich zu viel, zu lang über etwas nach.

Das macht mich ganz kirre, wieso kann ich Situationen oder Geschehnisse nicht einfach so hin nehmen, warum muss ich immer alles überdenken, brauche immer einen Sinn hinter allem und zerbreche mir den Kopf über so unsinnige Sachen????? WARUM.

Ich muss das änder, ich muss das jetzt ändern, ich muss endlich lernen schneller zu handeln und nicht alles 100mal überdenken!

Etwas verstört über meine Entscheidung gehe ich einen Schritt zurück. Dabei bedenke ich natürlich nicht, dass ich meine Hände vor seinem Kopf hielt, ich reiße sie zu schnell an meinen Körper.

Der Hengst springt zurück, dreht sich von mir weg und setzt sich in Bewegung. Vor Enttäuschung über mich selbst und aus lauter Verzweiflung entfährt mir ein lautes:"NEIN, NICHT!" Als hätte er meine Worte verstanden bleibt er ruckartig stehen und wendet seinen Kopf erneut zu mir.

Kurz lächle ich vor Erleichterung, konzentriere mich dann aber wieder aud das Wesentliche. Um mich selbst zu beruhigen und mir die Anspannung nicht anmerken zu lassen, spreche ich laut vor mich hin. „Warum bist du nur so schreckhaft und scheust bei jeder Kleinigkeit? Hm? Was musstest du schon alles erleben, was so drastische Spuren hinterlassen hat? Ich habe so viele Fragen und du gibst mir immer neue."

Mit jedem Wort gehe ich wieder einen Schritt auf den Hengst zu. Er hat seine Ohren die ganze Zeit nach vorn gerichtet und beobachtet mich in jedem kleinsten Detail. Kurz vor seiner Schnauze halte ich wieder inne, ich ziehe meine Hand langsam und behutsam nach vorn. wieder kann ich seinen Atem spüren und diesmal beruhigt er mich enorm und gibt mir ein wenig das Gefühl von Geborgenheit. Meine Hand stoppt vor seinen Nüstern, kurz geht sein Kopf wieder nach oben doch als ich meine Hand langsam ganz öffne und die Innenseite zu ihm drehe senkt er ihn schlagartig. Eine Weile sieht er sie nur an doch dann, fängt er an seine Schnauze in meiner Handfläche zu vergraben ich merke und sehe wie sich seine Nüstern bei jedem Atemzug bewegen. Ein undefinierbares Gefühl breitet sich in mir aus, weil ich diese Geste so niedlich finde.

Nach einer Weile hat er genug gerochen und schnappt mit seinen Lippen nach meiner Hand. Er beißt nicht zu, sonder berührt sie nur sachte.

Ich genieße diese Minuten gerade, weil ich ein wenig stolz auf mich bin das wir beide es geschafft haben unsere Angst voreinander zu bändigen. Es macht mich so unglaublich glücklich, dass er sich von mir streicheln lässt. Ich streiche von seinem Kopf über das glänzende Fell zu seinem muskulösen Hals. Manchmal schreckt er noch hoch, lässt sich aber trotzdem alles von mir gefallen. Ich habe ihm gezeigt, dass er mir vertrauen kann und ich glaube das ist die wichtigste Grundlage.

Ja, es klingt dumm aber ich möchte so viel mit dieser schwarzen Schönheit noch erleben, dass ich schon wieder ungeduldig werde.

Ich weiß nicht wie viele Minuten oder Stunden ich schon einfach nur auf der Wiese stehe, meine Arme um seinen Hals gelegt habe und meinen Kopf in sein weiches und warmes Fell drücke. Es ist mir auch egal. Ich sehe wie die Sonne schon fast intergegangen ist, was diesen Moment nur noch schöner macht.

Ich denke an nichts, verspüre nicht dem Drang nach Hause zu müssen, sondern will einfach nur hier sein und für ein paar Minuten frei sein.

Ich vernehme von etwas weiter weg eine Stimme, vielleicht bilde ich es mir nur ein etwas gehört zu haben, aber es ist mir auch egal, alles ist mir gerade egal, ich will mich nicht um andere kümmer. Ich will einfach nur hier sein und den wundervollen Moment genießen.


 Ich will einfach nur hier sein und den wundervollen Moment genießen

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Just One More Time | H.S. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt