Diese Gottheiten spielen eine so große Rolle, dass kein Tag vergeht, an dem sie nicht in das Leben des Volkes eingreifen. Überall sind ihre Abbilder zu finden – sowohl in den Palästen der Reichen als auch in den Häusern der Armen – und an vielen Orten befinden sich Tempel, in welchen man für Glück und Segen betet. Wenn man (heute) von den sieben Glücksgöttern spricht, so sind dasEbisu, Daikoku-ten, Bishamon-ten,Benzai-ten, Jurōjin, Fukurokuju undHotei – wobei die Götter ihren Ursprüngen nach unterteilt werden. Ebisu ist ein Gott aus dem alten Shintō (koshintō 古神道). Daikoku-ten, Bishamon-ten und Benzai-ten hingegen sind buddhistische Götter. Jurōjin und Fukurokuju sinddaoistische shinsen 神仙. Hotei ist zwar ein Zen-Mönch, doch besitzt er auch eine starke daoistische Atmosphäre. Folglich vereinigen die sieben Glücksgötter unterschiedliche Religionen aus drei verschiedenen Ländern, nämlich Indien, China und Japan. Die Legende besagt, dass die Glücksgötter auf einem Schatzschiff(takarabune 宝船) von weit her kommen und dabei sieben Schätze an Bord mitbringen. Wer von den Göttern und dem Schiff in der zweiten Nacht des Jahres träumt, hat besonders viel Glück im kommenden Jahr.
Die sieben Reisenden
Shichinin dōgyō 七人同行 – Die sieben Reisenden
Besonders beliebt ist die Zahl sieben in Volkssagen. Beispielsweise wurde in der Präfektur Kagawa eine Erzählung mit dem Titel „Die sieben Reisenden“ überliefert. Diese Überlieferung besagt, dass wenn die grasenden Kühe unerwartet stehen bleiben, es vorkommen kann, dass man durch die Beine der Kühe hindurchschauen, und auf der anderen Seite sieben Verstorbene, die nicht zum hotoke 仏 geworden sind, in einer Reihe gehen sehen kann. Desweiteren wird überliefert, dass wenn man ohne dies zu wissen, die gleiche Richtung wie diese sieben Reisenden einschlägt, stirbt. Es wird auch gesagt, dass es sich bei den Reisenden um in Beziehung stehende Menschen handeln kann, die als Rachegeister auftreten um jemanden heimzusuchen. Die sieben Reisenden sind dann als Gestalten, die einen Regenumhang aus Stroh und einen Strohhut tragen unterwegs, und tauchen daher vor allem an regnerischen Abenden auf. Wenn man ihnen dann begegnet, fühlt man sich schlecht und bevor man ins eigene Haus eintritt, muss man sich gründlich reinigen. Es wird auch gesagt, dass die Ursprünge dieser Gestalten in der Kanen-Ära zu finden sind, als es zu einem Bauernaufstand kam, und sieben Menschen hingerichtet wurden.
Shichinin dōji 七人童子 – Die sieben Kinder
Diese Volkssage gleicht jener von den sieben Reisenden und wird ebenfalls in der Präfektur Kagawa, genauer gesagt im Bezirk Nakatado, der Stadt Nadotsu erzählt, wo es häufig zu unheimlichen Erscheinungen kommt. Die Erzählung besagt, dass dieselbe Gruppe wie bei den sieben Reisenden, nur in der Gestalt von Kindern, in der tiefsten Nacht, genauer gesagt zur Geisterstunde, an bestimmten Orten erscheinen und dort herumwandern. In der Stadt Itano in der Präfektur Tokushima, gibt es ferner die Legende, dass die sieben Kindern in Begleitung eines kopflosen Pferdes in einer Gebirgskette herumwandern. Deshalb hat man eine buddhistische Totenandacht abgehalten und eine Jizō-Statue aufgestellt, die dazu beiträgt, dass die unheimlichen Erscheinungen nicht mehr zu sehen sind und man sich nicht mehr fürchten muss.
Shichinin misaki 七人ミサキ – Kap der Sieben
In der Präfektur Kōchi auf der Insel Shikoku, und der Chūgoku-Region gibt es die Sage vom Kap der Sieben. In der Erzählung ist von sieben Rache sinnenden Totengeistern, die bei einem Unglück oder Unfall im Meer oder am Ufer eines Sees oder Gewässers ertrunken sind, die Rede. Die Volkssage besagt, dass jene, die auf die Sieben treffen, von hohem Fieber heimgesucht, und daran sterben werden. Außerdem können die Sieben nur zum hotoke werden, wenn sie weitere sieben Menschen anlocken und umbringen[13]. Zu dieser Sage gibt es noch verschiedene Überlieferungsweisen, die in Aufzeichnungen festgehalten sind. Eine dieser Aufzeichnungen befindet sich in der Stadt Tosa (Stadt in der Präf. Kōchi und Name einer alten Provinz auf Shikoku). In den damals Krieg führenden Ländern gab es einen General namens Kira Ojitsu, der zum Rachegeist wurde und erst erlöst werden konnte, wenn er sieben Seelen anlockte. Doch bei diesem Unglück blieb es nicht. In der Azuchi-Momoyama-Zeit (1568–1600) ereilte auch seinem Neffen, dem Erbe und Stammhalter des Klans, das selbe Schicksal. Dieser wurde getötet und man befahl sieben Gefolgsleuten seppuku(rituellen Selbstmord) zu begehen und somit dem Feudalherren in den Tod zu folgen. Seither kam es auf dem Friedhof zu mysteriösen Erscheinungen und man befürchtete, dass die Sieben sich rächen würden. Daher hielt man eine Totenmesse ab und erbaute einen Shintō-Schrein[14]. Eine weitere Überlieferung findet man in der Stadt Mihara in der Provinz Hiroshima, an welchem es ebenfalls solch einen Ort, nämlich einen Hügel gibt, der über für die Nachwelt vergrabene Sutrenabschriften gehäuft wurde (oft wird darüber eine Pagode errichtet). Früher gab es dort sieben blutrünstige Einsiedler (sennin 仙人), die sich zusammenschlossen um die Menschen zu quälen und nach ihrem Tod als Rachegeister wieder zurückkehrten. Um dem Unheilbringenden entgegen zu wirken und die Geister zu beruhigen, wurde schließlich der Grabhügel errichtet.
Die Sage der Shichinin misaki ist jedoch auch noch in der Moderne zu finden. Es gibt beispielsweise die sogenannten Shibuya shichimisaki, welche auf die zweite Hälfte der 1990er Jahre datiert werden. Die Erzählung besagt, dass es in Shibuya sieben Oberschülerinnen gab, die nacheinander starben. Alle unterhielten Beziehungen zu älteren Männern, die sie dafür finanziell unterstützten. Sie wurden jedoch schwanger und trieben die Kinder ab, welche dadurch einen tiefen Groll und Hass hegten, sich an ihren Müttern rächten und diese damit in den Tod trieben.