Silvester. Endlich.
Die letzten Tage hatte ich so eine Vorfreude darauf gehabt, ich konnte es kaum abwarten.
Eigentlich hatte wir vorgehabt, mit ein paar mehr Leuten zu feiern, aber da die Hälfte weg war und die andere Hälfte mit ihren Familien feierten, waren nur wir beide.
Aber das war auch schön. Ich hatte lange keine Zeit mehr mit ihr gehabt und so genoss ich es umso mehr.
Unser Plan war es, zu zweit auf dem Balkon ihres Hauses zu stehen und zu warten bis es 0:00 war. Alleine, nur wir beide. Aber es kam anders, da ihr bester Freund sich wünschte, dass sie mit ihm feierte. Und da ich ja bei ihr war, war ich irgendwie mit eingeladen.
Zuerst wollte sie nicht zustimmen, aber als er nicht lockerließ, stimmte sie schlussendlich zu, nachdem ich ihr erklärt hatte, dass es für mich wirklich kein Problem war.
Es sollte eine Party auf einem Berg geben, von dem man perfekt auf die Stadt hinunter schauen konnte. Ich war nicht sicher, ob sie da wirklich hin wollte, aber als auch ihr Freund meinte, dass er kommt, war klar, dass es okey für sie war.
Ich glaube, sie machte sich mehr Sorgen, dass es für mich nicht okey war, und so versicherte ich ihr um die hundert Mal, dass es mir egal war, wo und mit wie vielen Leuten wir ins Neue Jahr feierten. Mir war nur wichtig, dass sie dabei war.
Noch bevor wir losliefen, beendeten wir ein „Ritual", welches ich unbedingt machen wollte. Man schrieb auf einen Zettel alle Dinge, die man sich fürs nächste Jahr wünschte und verbrannte diese Liste dann. Auch wenn sie die Augen dabei rollte, als ich ihr von meinem Plan erzählte, bestand ich wir ein kleines, quirliges Kind darauf und schließlich willigte sie ein.
Schließlich standen wir auf dem Balkon und verbrannten unsere beide Listen. Ich muss ausgesehen haben, wie wenn ich Essen bekomme, denn lachend fragte sie mich, warum ich denn die ganze Zeit so grinsen würde. Daraufhin antwortete ich nur: „Ich bin einfach nur glücklich, heute mit dir Silvester zu feiern, darf ich das etwa nicht?" Sie verdrehte erneut die Augen, lächelte mich dabei aber an.
Ich hatte mich schon lange auf diesen Tag gefreut. Es war wie ein Neuanfang, wenn die Raketen in den Himmel geschossen wurden, wie all die schlechten und beschissen Dinge, die das Jahr über passiert waren. Sie wurden in den Himmel befördert und explodierten da.
Man konnte einfach für einen Abend vergessen, wie beschissen das Leben teilweise war. Für ein paar Stunden allen Problemen keine Beachtung schenken, einfach nur mit seinen Freunden feiern und den Abend genießen.
Ein neues Jahr bedeutete nochmal von vorne anfangen. Oder zumindest die Dinge zu ändern, die im letzten Jahr zu Tränen und Zusammenbrüchen geführt hatten.
Ich denke, dass es für uns beide ein Neuanfang sein würde. Vielleicht änderte sich im nächsten Jahr auch nichts, man würde die selben Probleme haben, die selben beschissenen Hoffnungen. Aber allein der Gedanke, dass man ein Jahr voller Scheiße überstanden hatte, allein das war ein gutes Gefühl.
Es war wieder ein Jahr mehr und irgendwann würde es besser werden, man musste nur so lange durchhalten. Leichter gesagt als getan, aber es ist nicht unmöglich.
Und nun standen wir hier, sie und ich, etwas abseits, wir wollten nicht direkt im Getümmel stehen. Ich hatte meinen Arm um ihre Hüften gelegt und sie ihren um meine. Als die anderen anfingen, von 10 runter zu zählen, lächelte ich sie an und sie grinste zurück. Es machte mich glücklich, sie endlich wieder so fröhlich zu sehen. Dieses Lächeln an ihr hatte ich wirklich vermisst.
„3, 2, 1, Happy New Year!"
Ich glaube, einfach alle haben einfach nur rum geschrien, wir schauten uns an und wir fielen uns lachend um den Hals. „Frohes Neues", flüsterte sie in mein Ohr, ich lächelte und antwortete ebenfalls: „Frohes Neues".
Nachdem wir uns gelöst hatten, nahm ihr bester Freund sie in beschlag, wodurch ich etwas trostlos da stand. Aber in diesem Moment machte es mir rein gar nichts aus, im Gegenteil, ich genoss es, den Raketen zuzuschauen, die Richtung Himmel flogen und dann explodierten.
Ich sah mich um, sah sie, wie sie ihren Freund küsste, sah all die Leute, die sich umarmten und dann sah ich ihn. Ich lächelte ihm zu und er kam langsam auf mich zu. Es war zu dunkel, um sein Gesicht deutlich erkennen zu kenne, aber immer wenn ein Lichtfunke der Raketen auf ihn fiel, konnte ich seine braunen Augen entdecken.
„Wunderschön, nicht wahr", sagte ich, als mein Blick wieder zum Feuerwerk glitt. „Genau wie du", murmelte er. Ich spürte, dass ich rot wurde, sah ihn aber trotzdem an. „Du weißt, ich mag keine Komplimente." Ich sah ihn vorwurfsvoll an. „Ist mir egal", entgegnete er.
Ich verdrehte meine Augen und sah ihn an. Unterbewusst sah ich auf seine Lippen, aber als ich es realisierte, sah ich sofort wieder in seine Augen. Nun grinste er mich an.
„Was ist?", fragte ich ihn und er grinste noch mehr. „Ich weiß genau, was genau du gerade willst." Ich zog meine Augenbrauen nach oben, aber ich wusste, dass er mich durchschaut hatte. „Und das wäre?", murmelte ich, um herauszufinden, ob er es wirklich wusste.
„Das."
Und er legte seine Hände an meine Wangen und küsste mich.
Okey jap, er wusste, was ich wollte.
Unsere Lippen lösten sich voneinander und er lächelte mich an. „Du ahnst gar nicht, wie lange ich darauf gewartet habe." Ich grinste und biss mir auf die Unterlippe. „Dann gibt es wohl keinen Grund damit aufzuhören oder?"
Für einen kurzen Moment sah er mich verwirrt an, doch dann bewegten sich seine Mundwinkel nach oben, er zog mich zu sich heran und küsste mich erneut.
Mit einem Lächeln legte ich meine Arme um seinen Hals und er drückte mich noch fester an sich.
Plötzlich musste ich wieder an die Liste denken, die ich noch vor wenigen Stunden geschrieben hatte.
Unwillkürlich fing ich an zu grinsen.
Da war wohl mein erster Neujahrswunsch wirklich in Erfüllung gegangen.
Was ich mir fürs neue Jahr wünsche:
1. Ihn