Ich schaute starr auf den Spielplatz, auf dem Eltern, meist Mütter, mit ihren Kindern spielten. Sie lachten und hatten Spaß. Ein Gefühl der Einsamkeit überkam mich, sie sahen so behütet aus. Ich wusste, meine Mutter hatte immer ihr bestes gegeben, doch mit vier Kindern und zwei Jobs, kam man als Ältester eben zu kurz. Ich war zwölf und hatte mehr Aufgaben als alle meine Schulkameraden.
Sofort fühlte ich mich schlecht, meine Mutter indirekt kritisiert zu heben, sie bemühte sich. Sie wollte das es uns gut ging, aber genau das tat es nicht, nicht wirklich.
„Na scheiß Tag?" ein Mann in Lederjacke setzt sich neben mich, ich sah nur kurz zu ihm. Ich war nicht in der Stimmung zu reden, schon recht nicht mit jemandem, den ich nicht kannte.
„Oder scheiß Leben?" mein Kopf ruckte hoch, was mich wohl verriet.
„Ah also scheiß Leben... ich kann dir helfen." Ich lachte freudlos auf.
„Helfen? Wie das? Sie kennen nicht mal meinen Namen."
„Muss ich nicht, ich hab was, das deine Probleme davon fliegen lässt." Ich starrt ihn nur an. Er hatte viele gruselige Tattoos, doch seine Augen waren viel beunruhigender, denn sie waren fast schwarz und strahlten etwas Böses aus. Dennoch hätte ich alles dafür gegeben mein Leben zu vergessen, nur für ein paar Sekunden. Die Probleme in der Schule, meine Mitschüler, meine falschen Freunde, meine nervigen Geschwister, um die ich mich immer kümmern musste und die traurigen, kaputten Augen meiner Mum.
„Und was soll das sein?" meine Stimme klang fremd, fast monoton.
„Hier." Er hob eine kleine Tüte hoch in der sich eine einzelne Tablette befand.
Ich wollte danach greifen. Doch er zog sie aus meiner Reichweite.
„Bevor du sie bekommst... du wirst nie jemandem davon erzählen, nicht mal deiner Mum und erst recht niemand anderem." Er machte eine Pause und ich sah in seine Augen etwas noch bedrohlicheres. „Verstanden?" seine Stimme war scharf, nicht mehr verständnisvoll, wie vor ein paar Sekunden.
Ich nickte eingeschüchtert.
Zögernd gab er mir sie. „Die erste ist Kostenlos, jede weitere 20 € nicht weniger." Ich nickte und betrachtet die kleine Tüte. Im Grunde wusste ich was es war, aber es war verlockend, alles vergessen zu können. Als ich wieder aufsah, war der Typ mit den schwarzen Augen weg. Auch als ich meinen Blick schweifen ließ, konnte ich ihn nirgends sehen.
Als ich den kleinen Verschluss auf machte, spürte ich einen Klos in meinem Hals. Als dann die Pille in meine Hand fiel, lief mir die erste Träne über die Wange.
Mein Herz raste als ich die Tablett auf meine Zunge legte. Sie schmeckte bitter, chemisch, doch irgendwie machte es mich Lebendig. Und mit der nächsten Träne schluckte ich meine Probleme hinunter und war endlich frei.
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The colour of Darkness
Short StoryIch werde in diesem Buch eine Reihe von Kurzgeschichten hochladen. Wahrscheinlich in unregelmäßigen abständen. Themen wie Liebe und Tod spielen dabei oft eine Rolle.