|Prolog|

82 9 0
                                    


Er stand mitten in dem Großbüro der Polizeistation, komplett durchnässt und mit düsterem Blick. Sofort sprangen einige der Beamten auf und ergriffen den jungen Mann an den Oberarmen, doch er wirkte nicht als würde er abhauen wollen.

Jakob Joiko, der Mann, nach dem sie jetzt seit mehr als einem halben Jahr gesucht hatten, der mehr als zwanzig Morde verübt hatte, wehrte sich kein Stück, als man ihm Handschellen anlegte und abführte.

,,Er muss wahnsinnig sein.", meinte Florian Mundt, sein Partner, und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Max Krüger zuckte erst mit den Schultern, bevor er sich dann mit gerunzelter Stirn über den Schreibtisch, der die beiden trennte, hinüber beugte.
,,Oder es ist eines seiner Psychospielchen, die er schon die ganze Zeit mit uns spielt."

,,Mag sein", gänhte sein Gegenüber und rückte sich die Cap auf seinem Kopf zurecht. Es war bereits zwei Uhr nachts, doch war es auf der Polizeiwache ungewöhnlich ruhig. Kaum ein Notruf ging ein und somit hatten die Polizisten, die im Büro auf einen Einsatz warteten, nichts zu tun und saßen stumm in ihren Ecken und schlürften Kaffee.

Max hatte keine Bereitschaftsdienst, allerdings war er zum Berichteschreiben verdonnert worden, was er seit einiger Zeit vor sich her geschoben hatten. Nun saß er da vor einem Stabel von Akten, doch das Auftauchen von Joiko hatte ihn dermaßen aus der Bahn geworfen, dass er sich einfach nicht wieder auf seine Arbeit konzentrieren konnte.

,,MUNDT!", wurde durchs Büro gebrüllt und Florian zuckte schreckhaft zusammen, da er mit geschlossenen Augen und die Cap über das Gesicht gezogen da gesessen und versucht hatte zu schlafen. Sein Partner sah sich um und am anderen Ende des Raumes stand ihr Vorgesetzter und winkte ihn zu sich.
,,Sie verhören mit mir Joiko."

Flo grinste: ,,Endlich mal etwas Interessantes"

Eine Stunde und zwei fertig geschrieben Berichte später, kam Florian zurück. Das Grinsen war ihm vom Gesicht gewischt und er wirkte sehr nachdenklich. In Händen hielt er einen vollgeschrieben Block, den er Max reichte.
,,Was ist das?", fragte er verwundert.
,,Joiko's volles Geständnis. Er hat alles ausgepackt", sagte Florian und lehnte sich gegen den Schreibtisch.

,,Woher kam dieser Sinneswandel?", wollte Max wissen und überflog das Geständnis. Florian sah einen Moment verklärt ins Leere, bevor er ein Foto aus der Hosentasche zog und es Max gab.
Darauf zu sehen war Joiko, er wirkte jünger, hatte lange Haare und war frisch rasiert. Den Arm hatte er um einen Mann in seinem Alter mit Brille und Bart gelegt; sie lächelten glücklich in die Kamera.

,,Wer ist das?", Max deutete auf den Fremden im Bild.
,,Felix Denzer, Joiko's bester Freund. Er wurde von seinen Auftraggebern ermordet", gab Flo ihm Auskunft und sah dann zum anderen Ende des Raumes, wo Joiko gerade in Handschellen abgeführt wurde. Max' Blick glitt über den herunter gekommenen Mann, der so anders aussah als auf dem Bild, das er in der Hand hielt. Die Haare in einer unordentlichen Kurzhaarfrisur, die so aussah, als hätte er sie sich selbst die Haare abgeschnitten. Kinn und Wangen waren mit dunklen Stoppeln bedeckt und er meinte ganz kurz seine geröteten Augen zu sehen, als sich ihre Blicke für einen kurzen Moment trafen.
Als er an ihrem Schreibtisch vorbei geführt wurde, erkannte Max ganz genau den Gang eines Menschens, den man gebrochen hatte.

,,Töte seine Freund und du tötest ihn.", sagte Max und einen Moment lang empfand er großer Mitleid mit diesem jungen Mann.

---------------
Ihr habt es euch gewünscht und hier kommt sie: Eine Mini-Fanfiktion zum meinem Oneshot ,,2 Uhr nachts"

The photograph Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt