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„Und was machst du hier draußen?" wollte ich dann wissen und sah ihn an.

„Frische Luft schnappen und mal den Kopf klar bekommen" erklärte er nur knapp und ich beobachtete ihn von der Seite, in dieser Zeit analysierte ich sein Aussehen.

Er hatte wie Taddl Tattoos im Gesicht und auch auf den Fingerknöcheln, aber sonst sah er komplett normal aus, bis auf seine wirklich sehr kurzen Haare. Ich sah auf den Boden vor mir und zog wieder an der Zigarette.

„Wie heißt du?" wollte er dann wissen und lächelte mich schwach an, ich wischte mir über die Augen um die letzten Tränen zu entfernen.

„Yaren und du?" ich schaute ihn fragend an und zupfte durch die Löcher meiner Jeans an meiner Netzstrumpfhose herum.

„Nenn mich einfach Kidd" lächelte er und nahm noch einen Zug.

„Ich muss dann jetzt auch weiter" meinte er und stand auf.

„Vielleicht sieht man sich mal wieder?" verabschiedete ich mich, was eher klang wie eine Frage.

„Vielleicht" damit wendete er sich ab und lief los, ich schaute ihm so lange nach, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte.

Dann stand ich auf, klopfte meine Hose ab, drückte die Kippe aus und sammelte mein Zeug zusammen, ehe ich mich auf den Weg zum Heim machte.

Ich kletterte über das Vordach zurück in mein Zimmer schloss das Fenster und blieb kurz im Raum stehen. Blinzelte und verscheute Kidd aus meinem Kopf.

Dann setzte ich mich auf mein Bett, zog meine Schuhe aus, packte mein Drehzeug zurück in die Kiste und unter die Matratze. Zog mir schnell mein Schlafzeug an und legte mich ohne Zähne zu putzen ins Bett und starrte an die Decke.

Ohne es zu wollen driftete meine Gedanken zu Kidd, wer war er? Würde ich ihn je wieder sehen? Und mit tausenden Fragen im Kopf schlief ich ein.

Am nächsten morgen wurde ich von meinem Handywecker unsanft aus dem Schlaf gerissen. Ich holte es erst mal zurück aus dem Flugzeugmodus.

Mary hatte fünf mal versucht mich an zurufen und ich hatte unzählige Nachrichten von Taddl und Mary. Ich seufzte auf, dann setzte ich mich auf, nahm mir frische Klamotten aus dem Schrank und ging ins Gemeinschaftsbad.

Dort entledigte ich mich in einer Kabine meiner Klamotten und ging unter die Dusche.

Das Wasser prasselte auf mich herab und ich schloss die Augen und reckte mein Gesicht dem Wasser zu und stand kurz regungslos da, ehe ich mich einseifte und meine Haare shampoonierte.

Dann wusch ich es aus, meine Haare klebten an meinem Kopf und ich schaltete die Dusche aus, nahm mein Handtuch und begann mich ab zu trocknen.

Ich zog mir meine Klamotten an, eine schwarze Jeans und ein rot-schwarz kariertes Hemd, dann verließ ich kurz das Bad und brachte mein altes Zeug in mein Zimmer und packte meine Schmutzwäsche dort in einen Korb.

Dann ging ich ins Bad zurück um meine Haare fertig zu machen. Ich föhnte und kämmte sie, dann zog ich in meinem Zimmer meine Schuhe an und eine Jeansjacke, in eine Innentasche steckte ich die zwei vorgedrehten Zigaretten von gestern und mein Feuerzeug.

Packte in meinen Rucksack schnell meinen Block und die Bücher die ich heute theoretisch brauchen würde und ging dann runter zum Frühstück, ich aß nur wenig und machte mich dann auf den Weg rüber zur Schule.

Ich ignorierte dabei die Nachrichten die ich von Mary bekam und auch die Anrufe. Ich wollte jetzt erst mal den Schultag überleben.

Ich rauchte vor dem Unterricht noch eine, da heute Mittwoche war, hatte ich heute keine Mittagschule, musste allerdings Nachsitzen.

Dann ging ich ins Gebäude und lehnte mich an die Wand vor dem Klassenraum, alle anderen unterhielten sich, während ich einfach nur die Augen geschlossen hielt und atmete.

Als die Lehrerin die Tür aufschloss, ging ich als letzte hinein und setzte mich an meinen Platz, ordentlich. Holte meinen Block und Kulli hervor, dann begann ich Kidd auf meinen Block zu zeichnen, sowie ich ihn noch im Gedächtnis hatte.

Die Tattoos, die kurzen Haare und die Zigarette im Mund.

Ich merkte nicht mal wie der Unterricht verflog aber ehe ich mich versah, war es schon vorbei und ich hatte kurz Pause bis zum Nachsitzen.

In dieser Zeit ging ich in mein Zimmer legte das gezeichnete Bild auf meinen Schreibtisch und musterte es lange, dann ging ich wieder runter, setzte mich auf dem Gelände auf eine Bank, die Ausgangssperre beinhaltete nämlich nur das verlassen des Geländes und das war Tags zu gefährlich. Aber ich wusste heute Nacht würde ich wieder durch Köln streunen und meine Augen nach Kidd offen halten.

Ich rauchte und sah dabei auf mein Handy und dann rief ich Mary doch an.

„Hey" meinte ich nur leise. „Kleines! Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein!" meinte er ehrlich erleichtert. „Ich brauchte einfach meine Ruhe" gab ich zu und schmiss den Zigarettenstummel in den Mülleimer neben der Bank.

„Kann ich verstehen, Taddl hat im übrigen beschlossen in Köln zu bleiben, ihm war es zu doof, da mit zu fahren" erzählte Mary dann.

„Okay" mehr fiel mir dazu nicht ein. „Ardy lässt sich zu sehr steuern von Luna" beschwerte sich dann wer im Hintergrund.

„T? Er ist bei dir?" wollte ich wissen. „Ja, wir haben die halbe Nacht durchgemacht und auf Nachricht oder Antwort von dir gewartet" erläuterte Mary mir.

„Tut mir leid, dass ich euch solche Sorgen bereitet habe" entschuldigte ich mich und dann klingelte es bedeutet ich müsste jetzt zum Nachsitzen.

„Jungs ich muss Schluss machen, ich hab jetzt Nachsitzen" erklärte ich schnell. Dann verabschiedeten wir uns alle und ich machte mich auf den Weg zum Nachsitzen.

Ich wartete vor dem Klassenzimmer mit ein paar fünft und sechst Klässlern und einer der selbst ernannten ‚Bad Boys' war auch da und zwinkerte mir zu, ich drehte mich nur genervt weg und tat als würde ich jemanden eine Nachricht schreiben und dann kam ein Lehrer, ich kannte ihn nicht, aber ich würde ihn danach auch nie wieder sehen.

Ich suchte mir einen Platz und setzte mich, der Lehrer checkte ob alle da waren und teilte dann die Aufgaben aus.

Der Möchtegern Bad Boy hatte sich in meine Nähe gesetzt und versuchte die ganze Zeit meine Aufmerksamkeit zu bekommen, aber ich ignorierte ihn gekonnt und machte meine Aufgaben, als ich fertig war saß ich den Rest der Zeit einfach ab und verschwand wieder in mein Zimmer.

Ich hörte Musik und zeichnete wieder etwas, dieses Mal zeichnete ich Mary und T. Einfach weil es mir so durch den Kopf ging und ich es vor Augen hatte.

Ich zeichnete hauptsächlich mit Kulli oder Bleistift und damit waren die Skizzen nicht so realistisch, wie mit Farben. Aber mir gefielen die Bilder so wie sie waren, einfach unperfekt perfekt mit ihren Fehlern.

Irgendwann legte ich mich quer über mein Bett und starrte die Decke an und meine Gedanken schweiften wieder zu Kidd.

Reset||Sierra Kidd FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt