Kapitel 2

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Ich stöhnte genervt auf, als ich sah, dass die Tür zu meinem Klassenzimmer bereits geschlossen war und ich somit mal wieder zu spät war. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe anzuklopfen und öffnete einfach die Tür. Ich hob einmal meine Hand in Richtung Lehrerpult ohne jedoch einen Blick dorthin zu werfen und setzte mich auf meinen Platz in der hintersten Reihe neben dem Fenster.

Die Blicke von meinen Mitschülern waren auf mich gerichtet und ich fuhr sie nur genervt an, was ihr Problem sei. Ich packte schnell mein Etui und einen Collegeblock vor mir auf den Tisch und streckte dann meine Beine aus, verschränkte meine Arme und blickte nun zum ersten Mal noch vorne zu meinem Lehrer und runzelte die Stirn, als ich dort noch einen neuen Schüler stehen sah.

Ich kann euch jetzt schon einmal beruhigen, es ist nicht, so wie in den meisten Teenagerromanzen, der Junge, mit dem ich so eine nette Unterhaltung im Flur gehalten hatte. Der Junge, der vorne an der Tafel stand hatte dunkel blonde Haare, die in einem Sidecut geschnitten waren. Seine Haut war leicht gebräunt und seine hellblauen Augen funkelten mich belustigt an.

„Da Miss Morgan sich ja nun endlich auch dazu entschlossen hat, diesem Unterricht beizuwohnen, können Sie sich nun vorstellen!", meinte mein Lehrer, nachdem er mir einen genervten Blick zugeworfen hatte.

„Naja, entschlossen kann man es ja jetzt nicht nennen... Ich meine ich will sie natürlich auch nicht enttäuschen Mister Harper, aber ich muss diesem Unterricht beiwohnen, sofern ich mich nicht dazu entschließe, mir einen Job zu suchen und mir meinen Lebensunterhalt selber zu finanzieren. Verstehen sie mich jetzt auch nicht falsch, ihr Unterricht ist super, aber ich könnte mir tausend Dinge vorstellen, die schöner sind als in diesem Klassenzimmer zu sitzen!", meinte ich zu meinem Lehrer, da ich diese Aussage auf keinen Fall auf mir sitzen lassen wollte. Mister Harper jedoch würdigte mich keines Blickes mehr und wandte sich meinem neuen Mitschüler zu, der sich ein Lachen verkneifen musste.

„Ich bin ja schon ein lustiger Vogel...", dachte ich mir und grinste vor mich hin. Der Neue, ich nenne ihn jetzt einfach mal Sunnyboy, begann sich zu sprechen und uns etwas aus seinem bestimmt sehr spannenden Leben zu erzählen, was ich jetzt auch sehr gerne hier wiederhole würde, aber leider habe ich die schlechte Angewohnheit, dass meine Aufmerksamkeitsspanne je nach Laune entsprechend gering ist. Okay nein, dass war gelogen, meine Aufmerksamkeitsspanne ist generell nicht die Beste, zumindest was die Schule angeht. Ich ließ meinen Blick aus dem Fenster schweifen und sah die Schatten, welche sich unter einem Baum aufhielten und mir zuwinkten. Ich schüttelte nur den Kopf und blickte ertappt auf, als Mister Harper mich ansprach:

„Haben Sie ein Problem damit Miss Morgan?"

„Also, ich bin mir da grade nicht so...", setzte ich an, wurde aber sofort von meinem Lehrer unterbrochen:

„Ahhh, sehr schön Sie können sich dann auf den freien Platz neben Miss Morgan setzten!", meinte Mister Harper zu Sunnyboy und ich funkelte meinen Lehrer wütend an. Wenn es eine Sache gab, die ich hasste, dann war es, wenn man mich nicht meine eigenen Entscheidungen treffen ließ und mich wie ein Kleinkind behandelte. Ich spürte meine Wut in mir aufwallen und versuchte sie zu verdrängen. Ich durfte nicht die Kontrolle verlieren, ich musste mich konzentrieren.

„Eins, zwei, drei, vier, fünf...", fing ich leise an vor mich hin zu murmeln und merkte, wie sich meine Wut langsam verzog und ich die Kontrolle über meinen Körper wieder erlangte.

„Hey!", hörte ich Sunnyboy neben mir flüstern und ich drehte mich zu ihm und nickte ihm zu.

„Du bist ja nicht grade gesprächig... Eben warst du doch noch so vorlaut, hat dir mein Anblick die Sprache verschlagen?", meinte er neckisch und ich rollte nur meine Augen und drehte mich dann wieder weg.

„Wenn es dich nicht stören würde, wäre es sehr nett wenn du deine Essklappe schließen könntest, damit ich dem Unterricht folgen kann!", meinte ich zu Sunnyboy und er guckte mich nur skeptisch an.

„Erzähl keinen Scheiß, wir wissen Beide, dass du nicht dem Unterricht folgen möchtest!"

„Was wenn doch?"

„Du möchtest dem Unterricht nicht folgen!"

„Doch und genau deshalb könntest du jetzt deinen Mund halten!"

„Nö, man hat nämlich sofort gemerkt, dass dich dieser Unterricht nicht interessiert, sonst wärst du nämlich pünktlich erschienen!", flüsterte er mir ins Ohr und ich bekam eine Gänsehaut am Nacken. Ich fuhr mir unauffällig darüber und meinte dann nur:

„Ach halt doch den Mund!"  Ich hasste es einfach, wenn Leute mir wiedersprachen und mit mir diskutieren wollten. Wieso konnte man es nicht einfach dabei belassen, dass ich Recht hatte? Ich meine ich habe immer Recht, dass ist ja nichts Neues, aber manche Leute wollen das einfach nicht akzeptieren. Ich atmete erleichtert auf, als der Gong ertönte und ich endlich aus dem Klassenzimmer entfliehen konnte.

Ja, ihr habt richtig gehört, entfliehen! Sunnyboy hat mich den Rest der Stunde voll gequatscht und ich hatte das Gefühl, dass mein Kopf bald platzte. Alle möglichen unwichtigen und uninteressanten Sachen musste er mir natürlich sofort mitteilen, egal ob ich grade versuchte, ihn mit meinen Blicken zu töten. Das schlimme an der ganzen Sache war, dass er einfach weiter machte. Es schien ihn gar nicht zu interessieren, dass ich ihn offensichtlich nicht ausstehen konnte. Er wollte einfach nur seinen Drang überflüssige Informationen loszuwerden stillen und ich hasste es!

Save me from the darkness (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt