Schwanengesang

Ritual und Verhandlungen mit einem Dämon

Das Buch aufgeschlagen vor mir auf dem hölzernen Tisch aus dunkler Eiche, links ein Wörterbuch um mit meinen geringen Kenntnissen in Latein wenigstens etwas zu verstehen und rechts ein großes Glas lauwarmen Single Mault. Heute, zehn Jahre später liegt dieses Buch wieder vor mir und ich kenne jedes Wort auswendig, ob auf Latein oder übersetzt.
Ich begann dieses Buch zu “lesen“ genauer gesagt jedes einzelne Wort wieder und wieder nach zu schlagen. Es verging eine Stunde nach der anderen bis ich gegen Mitternacht fündig wurde. Vom Whisky berauscht freute ich mich sogar darüber.
Fast eine Stunde verging bis ich den Text übersetzt habe, normalerweise wäre dies eine Sache von Minuten gewesen, aber durch die Schmerzmittel aus dem Krankenhaus, den Whisky und den Schlafmangel zog sich alles ein wenig in die Länge.
Erstaunlich einfach schien es mir den Tod zu überlisten, einfach einen Dämon rufen und schon ist diese Sache bereinigt. Das Ritual bestand darin ein Foto des Beschwörers, die Knochen einer schwarzen Katze, Friedhofsdreck (Erde aus einem Grab) und eine Münze in eine Schachtel zu packen. Eben diese Schachtel soll man in der Mitte einer Kreuzung vergraben und ein Dämon soll erscheinen. Dieser Dämon der dort erscheint wäre dann auch nicht nur ein “normaler“ Dämon sondern ein Kreuzungsdämon, welcher gleichzusetzen ist mit einer Art Handelsvertreter. Womit man Dämonen bezahlt wird allerdings nicht erwähnt.
Nachdem ich alle Zutaten aufgetrieben habe, zum Teil auf sehr spezielle Art und Weise (die Knochen der schwarzen Katze waren schwer zu bekommen) begab ich mich zur einzigen nicht asphaltierten Kreuzung die ich in der näheren Umgebung kenne. Mich beschlich ein mulmiges Gefühl als ich dort ankam. Ich begab mich auf die Mitte der Kreuzung, scharte mit meinen Händen ein loch und vergrub die kleine blächerne Schachtel im Boden. Von Angst erfüllt stand ich auf, drehte mich im Kreis bis ich irgendwann selbst die Orientierung verlor auf der Suche nach diesem Dämon. Nichts geschah und ich sank zu Boden.
>>Das steht dir gar nicht!<< stieß eine männliche Stimme hervor, nicht sehr tief aber trotzdem mit eindringlichem Ton. Perplex richtete ich mich auf, nicht wissend auf die Frage ob ich mich freuen sollte oder wie ich mich vorstellen sollte schwieg ich bis er zu reden begann >>Marph ist mein Name und du hast mich gerufen, trage mir deine bitte vor!<< Unsicher begann ich >> Mei... Mein Name ist...<< >>Jaaa...<< seufzte Marph >>den kenne ich, Mario. Was glaubst du denn warum ich solange hierher gebraucht habe? Sprich aus was du willst, es warten noch bedeutendere Aufgaben auf mich.<<
Ahnungslos von dem was er damit meinte fing ich an zu sprechen >>Meine Verlobte Julia verstarb vor wenigen Stunden. Hol sie zurück und ich gebe dir alles was du verlangst oder versuche zumindest es für dich zu besorgen!<< Mit verdrehten Augen sah er zur Seite, schnaufte gelangweilt und sprach >>Typisch, junge Liebe... Ich will dir diesen gefallen tun, doch der Preis ist hoch. In zehn Jahren wirst du Besuch bekommen, grausamen Besuch. Du wirst dein Leben und deine Seele in meine Hände geben und somit dem weltlichen entsagen und deinen Weg in die Hölle antreten. Nicht verhandelbar!<<
Ich streckte ihm meinen Zeigefinger entgegen um zu signalisieren das ich einen Moment bräuchte. Tausend Gedanken kamen über mich. Kann ich es ihr antun sie schon in zehn Jahren zu verlassen? Kann ich es ihr zumuten den Schmerz zu fühlen den ich gerade fühle? Ich kann es nicht, doch kann ich sie nicht im Reich der Toten lassen. >>Dämon...<< sprach ich gespielt selbstsicher >>hole sie zurück und lösche ihre Erinnerungen an mich, die guten wie die schlechten und du sollst meine Seele direkt mit in die Hölle nehmen können.<< Er dachte nach, lang, unerträglich lang bis er mit einem satanischen Lächeln auf den Lippen sprach >>Deinen wunsch werde ich dir erfüllen doch belassen wir es bei den zehn Jahren, sonst wird es Ärger geben mit dem Chef da unten...<<