Der Atem stockte mir, genauer gesagt fühlte es sich an wie ein Elefant der stundenlang auf meiner Brust saß. “Der Chef da unten...“ was hat das zu bedeuten, ich meine ich habe es erstaunlich gut aufgefasst, dass Dämonen real sind, aber der Teufel?
>>Gut<< sprach ich, unsicher wie vor meinem ersten Kuss mit Julia, der Gedanke an diesen erfüllte mich für eine sehr lange Zeit mit einer wohligen Wärme welche nur Geborgenheit zu geben vermag, wie auf unserer Bank an diesem erstaunlich warmen Apriltag an dem ich sie das erste mal küsste.
>>Gut?<< riss mich Marph mit einem verdutzten Gesicht aus meinen Gedanken, er hat wohl mein schwaches Lächeln bemerkt. Ein fragendes und dennoch energisches Nicken meinerseits reichte ihm als Antwort, auf das er ein Gerät aus seiner Tasche holt, es war in etwa so wie dieses Ding welches Paketboten bei sich haben. >>Wunder dich nicht, auch wir gehen mit der Zeit. Der ganze Kram mit der blutigen Unterschrift ist schon ziemlich lang her.<< Wieder stockte mein Atem, woher wusste er was ich denke? Vielleicht ist ihm das ja schon öfter passiert, dass “Kunden“ diese Frage stellten. >>Eine Frage habe ich noch, was wird anders sein für mich in den nächsten zehn Jahren?<< von der Frage sehr gelangweilt kam von ihm eine Antwort wie auswendig gelernt und immer wieder aufgesagt >>Du wirst den Tod nicht finden, außer du begehst einen klaren Suizid, du wirst keine Krankheiten erleiden müssen, deine Empathie wird mit der Zeit nachlassen, du wirst Energie haben wie nie zuvor und du wirst riesige Angst bekommen bevor die zehn Jahre abgelaufen sind. Oh und fast vergessen, dein Gehirn wird unersättlich sein, du wirst nichts mehr vergessen und immer den Drang verspüren neue Dinge zu tun und immer mehr Wissen zu erlangen.<<
Keine Ahnung was es war, aber irgendetwas sagte mir, das dies nur von Vorteil sein kann, für mich und wahrscheinlich auch noch für andere. Ich unterschrieb auf seinem Gerät und Dunkelheit umfing mich.
Da ist ein Geräusch, ein Lied, mein Lied. Es öffnet mir meine von Tränen aufgequollenen Augen. Wie von einem Bus überfahren setze ich mich langsam auf und schaue mich vom Licht der Morgensonne geblendet um, ich bin in meinem Bett, meine Katze liegt auf meinem Schreibtischstuhl, oder besser gesagt ihrem, da ich gar kein Recht mehr habe darauf Platz zu nehmen wenn sie es mir nicht gestattet. Langsam greife ich zu meinem Handy, schalte meinen Wecker ab und bleibe noch ein paar Minuten auf dem Bett sitzen ohne an irgendwas zu denken, bis mir die Geschehnisse der letzten Nacht in den Kopf schießen und für höllische Schmerzen sorgen.
Mein Handy wieder in meiner Hand wähle ich die Nummer von Julia, in der Hoffnung ihre stimme zu hören, es klingelt vier mal bis mir eine bezaubernde und verschlafene Stimme einen guten Morgen wünscht. Ich kann nicht antworten, zu erschrocken und glücklich bin ich zu gleich >>Wer ist den da?<< spricht sie mich an. Ich lege auf, lösche die Nummer, obwohl ich sie auswendig gelernt habe, nur für den Fall wie sie es mir damals geschildert hat.
Niemals werde ich sie wieder sehen schwor ich mir in diesem Moment, wohl in der Erkenntnis, dass dies ein Schwur sein wird welcher zum brechen gemacht ist.
Im Gedanken versunken versuche ich den Tag zu beginnen, begebe mich in die Küche, koche Kaffee, gehe ins Badezimmer und betreibe die morgendliche Waschung. Auf dem Rückweg zur Küche bleibe ich vor meiner wie ich sie nenne “Erinnerungswand“ stehen. Wie paralysiert erkenne ich das etwas fehlt, oder besser gesagt fast alles fehlt. Nichts mehr ist zu sehen was auf Julia hinweist, ich habe noch alles in meinem Kopf gespeichert, doch weder ist dort unser erstes gemeinsames Bild aus dem Matheunterricht, noch das gesteck welches ich ihr, so kitschig wie es auch ist, zu unserer ersten Tanzveranstaltung geschenkt habe.
Alles ist weg, nur die wenigen Bilder meiner Familie, welche ich schon damals seid Jahren nicht gesehen hatte aufgrund einer dummen Fede und meinen alten Auszeichnungen vom Leichtathletik, vielleicht ist dieser alte Abschnitt meines Lebens auch mein nächstes Ventil, denn schon jetzt spüre ich die Energie von der Marph berichtet hat.
Ich muss hier raus.
DU LIEST GERADE
Schwanengesang
Paranormaldas Ende einer tragischen Geschichte über Liebe und das Leben. Verbunden mit der Sucht eines Liebenden die über den Tod hinaus geht gepaart mit der finsteren Seite der Weltgeschichte. Voll mit Mysterien, Angst und Hoffnung bis hin zur letzten Beicht...