Der Wind peitschte mir ins Gesicht und meine hellblonden Haare machten sich beim Lauf durch den Wald selbstständig. Hätte ich doch bloß ein Haarband mitgenommen! Mit Schwung schwang ich mich über einen umgekippten Baumstamm und meine Haare hangen mir bei der Landung schon wieder im Gesicht! Ich unterdrückte nur mit Mühe einen Fluch, den manche wahrscheinlich mit einem ungläubigen Blick quittiert hätten. Bäume flogen mit rasender Geschwindigkeit an mir vorbei und ein Rausch überfiel mich. Fast schon braune Blätter wehten im Wind und kämpften ums überleben - wie ich. Immer größer wurden die Bäume desto weiter ich rannte. Die eiserne und anmutige Stille des Waldes verlieh mir eine überhebliche Sicherheit. Doch als ich über die nächste verschlungene Wurzel sprang, hatte ich meine Haare schon wieder im Gesicht. Aber wie das so ist, jetzt ließ sich daran auch nichts mehr ändern, dabei nervten mich meine Haare gerade nicht nur, nein, sie würden mich zu allem Überfluss auch noch verraten. Und mal ehrlich wenn ich irgendetwas hasste, dann wenn Dinge nicht so liefen wie ich es wollte, was bei meinen Haaren ziemlich oft passierte. Eigentlich hätte ich meine Haare schon längst geschnitten, oder zumindest gefärbt, doch das wollte ich meiner Mutter nicht antun, sie liebte meine Haare und zauberte - zu meinem Missfallen - und laut der Dorfbewohner, die schönsten Frisuren der ganzen Nachbarschaft. Manchmal fragte ich mich warum sie nicht Frisörin geworden war.
Ein lautes Knacken erregte meine Aufmerksamkeit und ich blieb hinter einem Baum stehen. Hoffentlich war es kein wildes Tier oder schlimmer; eins aus den Legenden, die man immer erzählt bekommt. Meine Fingernägel krallten sich in das grüne Moos, und ich realisierte dass ich auf der Nordseite des Baumes stand, was bedeutete, dass ich nicht im Kreis gelaufen war. Wenigstens etwas. Mein Atem rasselte und ich zählte im Kopf bis zehn bevor ich nach eventuellen Gegnern lauschte, hörte aber nur die laue Sommerbriese durch die Blätter wehen, und obwohl ich den heulenden Wind gewohnt war, jagte er mir einen Schauer über den Rücken. Ich zitterte. kein Tier, kein Mensch, keine Bedrohungen. Ich schloss die Augen. Mist! ich durfte jetzt keine Schwäche zeigen. Und obwohl ich meinen Atem anhielt hörte ich nichts. Bestimmt war ich Idiot selbst auf einen Stock getreten und hatte so das Geräusch verursacht. Kacke, Kacke, Kacke! Manchmal war das Leben echt unfair! Ich lauschte nochmals aber es herrschte bis auf den Wind gähnende Leere. Also entweder war ich weiter gelaufen als ich gedacht hatte, oder die Anderen waren Strohdumm. Aber da ich von mir selbst behauptete einen ausgeprägten Orientierungssinn zu haben, dachte ich eher an letzteres. Ich schaute mich um, aber ich sah nur große Bäume, kleine Bäume, Sträucher und bunt gefärbte Blätter. Es drang kaum Licht nach hier unten, dann war ich wohl doch ziemlich weit in den Wald gelaufen, kurz überrann mich Panik doch ich lauschte meinem schnell schlagendem Herzen und atmete tief durch, wenn ich nämlich schon mal angehalten hatte, dann konnte ich ja auch Kraft für die noch vor mir liegende Strecke tanken. Auch wenn ich nicht recht wusste wohin die Strecke mich führen würde.
Stimmengewirr tönte durch die Nacht und riss mich aus meinem mittlerweile gemächlichen Dauerlauf. Schon wieder kroch Panik in mir hoch und drohte mich zu ersticken wie die Fangschlinge ein wehrloses Tier. Kalter Angstschweiß trat mir auf die Stirn. Mein Kopf befahl mir zu laufen, doch meine Füße gehorchten mir nicht. Das Stimmengewirr wurde lauter. Komm schon! Lauf doch! Und endlich gehorchte mir mein Körper. Ich lief, ich lief so schnell wie ich in meinem ganzen Leben noch nie gelaufen war, und doch war ich nicht schnell genug. Mein Überlebensinstinkt sagte mir dass ich mir etwas einfallen muss, denn sonst war es um meine Existenz schon bald geschehen.
Pferdehufe mischten sich unter das in der Zwischenzeit immer lauter gewordene Stimmengewirr. Leider waren sie noch zu weit entfernt um einzelne Stimmen zu erkennen. Obwohl, nein lieber nicht, sonst hatte ich noch ein größeres Problem als
jetzt schon. Ich konnte jetzt schon einzelne Wörter erahnen.
"Los!"
"Beeilung"
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Lügennächte
FantasíaWas machst du wenn du nicht weißt wer du bist? Was machst du wenn du von einer adeligen Königsfamilie adoptiert wirst, wo du doch so viel lieber gerne am Salimandri-Hang kämpfen willst? Was machst du wenn du deine Führung in eine der meistgesuchten...