2.-Wort-

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Er konnte nicht leugnen, dass ihn das leise klopfen neugierig machte. Es war behutsam und zage, fast stumm. Zumindest redete sich dies sein Kopf ein. Doch innerlich schien er zu brodeln und das vermeintlich leise klopfen war laut und ausdrucksstark, mit einem Hauch von Dringlichkeit, als wollte es die Welt erkunden und rausgelassen werden, dort, wo man es wohl versteckt hatte.

Mit unschlüssig geneigtem Kopf schritt er unsicher auf sie zu, darauf bedacht ihren Ausdruck ganz zu verinnerlichen. Er hatte das Gefühl, sie jeden Moment verlieren zu können, als wüsste er wie es endete hätte er auch nur einen Augenblick wo anders hingeschaut, seine Augen nur etwas anderes vernehmen lassen, als ihre Gestalt zwischen den Frühlings Blumen und dem grauen Betonputz an der Wand. Doch auch all die Farben um sie herum, die Auberginefarbenen Krokusse, strahlende Tulpen, Petroleum blaue Hyazinthen und Zimt ähnliche Gladiolen, umgeben von Sonnenschein und leichtem Wind, waren nichts gegen ihre Ausstrahlung. Als wären all die prächtigen Farben in ihr vereint.

Wie eine strahlende Energie, die von ihr Ausging. Warm und stark wie ein Kamin, in welchem jede Sekunde neues Holz verbrannt wurde. Unerschöpflich, sogar ein wenig beängstigend.

Doch an diesem Tag kannte er keine Angst vor dem ungewissen und als er vor ihr, mit wilden Herzschlag und schweiß getränkten warmen Händen zum Stehen kam, verschlug es ihm die Sprache. Die Worte sprangen durch seinen Kopf wie unzählige gelernte Buchstaben ohne Bezug und ohne eine Möglichkeit sie zuordnen zu können. Wie ein Tropfen im weiten Meer den man anschließend wiederfinden sollte oder ein Buch mit unendlichen Seiten, geschrieben Worten und Erklärungen, doch das was er sagen wollte konnte er nicht finden. Das richtige lag ihm auf der Zunge, doch im nächsten Moment verschwand der Gedanke wieder und er drehte um, mit einem lauten Pochen in der Brust und einem Kopf, welcher alles abmilderte und seine Ohren benebelte, sich zu einem tief sitzenden Schleier formte und die Stadt aus Begriffen und des Verstehens mit einem Dunst bedeckte, den er mit keiner Taschenlampe der Welt durchleuchten konnte.

Er Verstand nicht was ihn daran hinderte zu verstehen was es war, was sie so anziehend machte und er verstand nicht, ob das Klopfen ihm sagte zu gehen, oder eher meinte 'bleib bitte stehen'.

Er Verstand nicht, warum ihn solch biederen Gedanken schwirre von seinem Ziel abhielten, weil er sonst auch nie so jemand gewesen war, glaubte er zumindest. Um genau zu sein, wusste er nicht, wer er mal war, oder ob er überhaupt ist.

Er Verstand nicht, warum er tief im inneren eine Verbindung zur unbekannten Schönheit spürte, denn er wusste, er musste sie zuvor schon einmal gesehen haben, doch es kam ihm vor, als wäre es das aller erste Mal.

Es war eine Explosion von Gefühlen, wie das erste Mal Feuerwerk und mehr als nur fünf runden, in dem ewig langen Kreisverkehr. Es war wie das erste Mal etwas wirklich zu riskieren oder zu sagen, dass es egal ist, was morgen alles passiert. Es war unbeschreiblich und aufregend. Aber es machte ihm Angst, denn je mehr er sich von ihr entfernte, desto dichter wurde der Nebel, nur das Klopfen wurde leiser und leiser.

Gerade als er genug Entfernung zwischen sich, wer auch immer er war, und dem Mädchen gebracht hatte, verloren ihre Lippen ein Wort, einen Namen den er kannte. Seinen Namen. Den Klang des weichen Tones hatte er schon so oft vernommen, doch trotzdem schien er es vergessen zu haben und es war an diesem Frühlingsabend so, als rief sie ihn zum zweiten ersten Mal.

In diesem Moment, hörte er es in sich Hämmern, während roter Staub aus den Fugen der Tür wehte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 06, 2017 ⏰

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Amnesie -zweite erste Liebe-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt