*P. o. V. Liliana*
Eben noch hatte sich Felix auf mich geworfen, da spürte ich, wie die Erde bebte. Mein Kopf begann zu dröhnen, die Erschütterungen und die lauten Knalle der Explosionen gingen mir durch Mark und Bein. Ich spürte, wie Felix zu zittern begann und sich vor Schmerz auf die Lippe biss. Als ich meinen Kopf leicht hob, sah ich das brennende Wrackteil, welches auf Felix Rücken lag und sich den Weg durch sein T-Shirt bahnte. Ohne groß zu überlegen, nahm ich all meine Kraft zusammen und rollte Felix auf den Rücken. Dass ich mir dabei mein Handgelenk seltsam verdrehnte, spürte ich nicht, ich nahm einzig die markerschütternden Schrei wahr, die Felix von sich gab, während ihm die Tränen über die Wangen liefen. Ich versuchte, ihn so gut wie möglich auf den Boden zu drücken, um die Flammen zu ersticken, obwohl es mir das Herz brach, ihn so leiden zu sehen.
Um uns herum war es still geworden. Die Schreie der Sterbenden, die lange zu uns herüber hallten, waren verstummt, die Explosionen verebbt und das Flugzeug komplett abgebrannt.
Noch immer weinte Felix vor Schmerzen und ich fühlte mich machtlos, wusste nicht, wie ich ihn trösten konnte oder gar mit der Situation umgehen sollte.
Vorsichtig erhob ich mich von ihm. Bis gerade eben hatte ich noch versucht, ihn durch mein Körpergewicht auf den Boden zu drücken, doch nun wollte ich ihn nicht länger den Schmerzen aussetzen, die durch mein Gewicht ausgelöst wurden. Ich drehte ihn vorsichtig auf die Seite, um mir die Wunde anzusehen, doch beim ersten Anblick zog sich bei mir alles zusammen.
Sein Shirt, was wahrscheinlich einige Anteile von Polyester besaß, war verschmort und hatte sich teilweise mit Felix Haut verklebt. Als ich versuchte, es zu lösen, schrie er auf und wehrte sich mit Händen und Füßen gegen mich. Ich stoppte schnell und legte mich einfach nur neben ihn und tröstete ihn. Ich weiß nicht genau, wie lange wir so nebeneinander lagen und meine Hand leicht durch seine Haare strich, doch irgendwann hatte er sich beruhigt und schaute mich aus glasigen Augen aus an. "Es tut so weh", presste er nur hervor und ich nickte mitleidig, konnte ich doch seine Schmerzen sehen. "Wir müssen das auswaschen", meinte ich abwesend und erhob mich wie im Traum. Als ich meinen Blick das erste Mal bewusst über die Fläche vor uns streifen ließ, die übersäht war mit Wrackteilen, wurde mir schwindelig. So viele Menschen mussten heute sterben! Meine Sicht verschwomm und mein Körper fühlte sich an wie Watte, das Letzte, was ich spürte, war der harte Boden, auf dem ich mit meiner malträtierten Hand zuerst aufschlug.*P. o. V. Felix*
Ich konnte es kaum glauben. Aus einem normalen Linienflug war der absolute Alptraum geworden und ich war Teil davon. Mein Kopf tat weh, meine Beine kribbelten und mein Rücken fühlte sich an, als würden sich Nägel in ihn bohren. Inzwischen brannte ich immerhin nicht mehr, doch da sollte ich wohl Liliana mehr als dankbar sein! Von selber wäre ich nie auf die Idee gekommen, mich auf den Rücken zu legen, um die Flammen zu ersticken. Sie hatte abwesend gewirkt, als sie sich eben erhoben hatte, um Wasser zu holen. Ich strich mir über mein Gesicht, das immernoch von Tränen nass war. Ich hatte sie nicht zurückhalten können, die Schmerzen hatten sie mir in die Augen getrieben.
Ich hob meinen Blick wieder. Wohl gerade rechtzeitig, denn ich sah, wie Liliana zu schwanken begann und kurz darauf in sich zusammen sackte. "Liliana", verließ ein geschockter Schrei meine Kehle. Hastig versuchte ich mich aufzurappeln, doch bei der ersten Bewegung schossen die Schmerzen nur so durch meinen Körper und ließen mich erstarren.
Leichte Sternchen begannen, vor meinen Augen zu tanzen. Meine Zähne bohrten sich schmerzhaft in meine Unterlippe, bei dem Versuch, einen Schrei zu unterdrücken. Das brachte allerdings nichts. „Fuck!". Mein Schrei vertrieb für Sekunden die gespenstische Stille, die über der Insel lag. Liliana bewegte sich nicht.
Ich musste mich beeilen. Ich ignorierte meine Schmerzen, kam irgendwie auf die Beine und taumelte zu ihr.
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Das Ganze begann über den Wolken
FanfictionDas Ganze begann über den Wolken ~ Felix Götze FF Liliana (16) ist bei einem Akademiekurs in den USA. Auf dem Rückflug lernt sie eine gutaussehenden, jungen Münchner namens Felix (18) kennen. Das Flugzeug kommt schließlich vom Kurs ab und versucht e...