1. Kapitel

22 3 1
                                    

Während sie einem Engel gleichend dort lag und friedlich schlief, regte sich in ihm der sehnliche Wunsch sie weiter zu betrachten. Doch dies wäre in jeder Weise als unziemlich und verstörend angesehen. So war sie selbst die Schönheit in einen menschlichen Körper hineingeboren, dass er ihr kaum widerstehen konnte. Nie sah er ein wundervolleres Geschöpf oder Anmut die der ihren gleichkam.
Gleich ihres Standes oder ihrer ungehören Familie sann er einer Heirat entgegen. Er war sich sicher, er könnte niemals wieder so lieben wie jetzt. Niemals wäre er ähnlich verzückt.
Seine Mutter würde eine Verbindung keinesfalls gestatten. Jedoch schien es keinen anderen Weg zu seinem Glück zu geben. Welche Möglichkeiten boten sich ihm? Er liebte sie auf das Glühendste. Sie ziehen zu lassen käme nicht einmal im Traum in Frage.
Doch ein anderes Problem tat sich auf. Lady Mary war ihm sicher zugeneigt und machte aus ihren Gefühlen keinen Hehl. Sie war gewiss eine gute Partie. Mit reichen Eltern war sie eines guten Lebens gesegnet. Aber könnte er ihre Zuneigung erwidern? Sicher nicht. Ihre Schönheit stand weit hinter der seiner Angebeteten. Lady Alice. Selbst ihr Name löste in ihm Gefühle aus, die er nicht zu beschreiben vermochte. Oh, wie vermisste er nun seine Schwester, wo sie ihn sonst in solch kompromittierenden Situationen beraten hatte. Ihr Tod war unerwartet und unmöglich zu verkraften gewesen. Ihr Lächeln erschien in seinen Gedanken und eine Träne rann seine Wange hinunter. Wie könnte er bei den vielen Erinnerungen an sie auch kalt bleiben. Niemand hatte sich so auf das Klavierspiel verstanden wie sie. Selbst Lady Alice konnte ihrer Tanzkunst nicht zur Genüge gereichen.
Plötzlich war ihm, als stünde seine Schwester neben ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. ,, Hör auf dein Herz. Der leichte Weg mag einfach erscheinen, aber oft ist es der schwierige, der zum Glück dich führt." Waren die Worte seiner Fantasie entsprungen? Hatte seine Schwester wahrhaft zu ihm gesprochen? Oder wurde er wahnsinnig? Er vermochte es nicht zu sagen. Doch war seine Entscheidung nun gefällt. Ganz gleich woher die Worte kamen. Er würde Lady Alice sogleich am morgigen Tag einen Antrag machen. Seine Liebe zu ihr gab ihm den Mut, den er benötigen würde. Er schwebte, was ihre Antwort anging, in Ungewissheit. Jedoch war er zutiefst entschlossen und nichts auf der Welt könnte ihn davon abbringen.

Darling, I love you!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt