~ 1~

8 0 0
                                    


,,Wieso studiere ich nochmalTheologie?'', seufzte Thea. ,,Weil du einfach verrückt bist'',kicherte ich. ,,Na danke'', meinte sie eingeschnappt ,,Und du? Dustudierst das auch''. ,,Eins zu null'', nickte ich lachend ,,Wirhaben genug griechisch gelernt. Lass uns was spannendes machen. Wiewäre es, wenn wir zu Starbucks gehen?''. ,,Du willst doch nurrumknutschen'', beschwerte Thea sich. ,,Das ist nicht ganz richtig.Ich will dich auch ablenken, aber das Jona da arbeitet, ist natürlichauch nicht schlecht'', schmunzelte ich und schnürrte meine Chucks.Auch Thea machte sich fertig und so kamen wir nach einem Spaziergangin unserem Lieblingscafé an.

,,Lia'', strahlte mein Freund. ,,Hi'',flüsterte ich, stütze mich auf der Theke ab und küsste ihn. ,,HiJona'', lächelte Thea. ,,Hi'', umarmte er sie.

,,Was kann man euch gutes tun?'',fragte er. ,,Einen Java Chip Chocolate'', lächelte ich. ,,EinenEspresso'', meinte Thea. ,,Also das, was ihr sowieso immer nehmt'',lachte er, tippte es in die Kasse ein und sagte uns die Preise. Wirbezahlten, blieben jedoch bei Jona stehen.

,,Sagt mal, ich dachte ihr wolltetlernen. War heute nicht hebräisch auf eurem Lehrplan?'', fragte meinFreund. ,,Ja, eigentlich schon. Aber wir haben griechisch wiederholt,da wir morgen einen Überraschungstest schreiben. Und da die ganzenZeitformen durch meinen Kopf wanderten und sich in hebräische Wörterin griechischer Zeitform verwandeln wollen, habe ich Thea gezwungenmit mir herzukommen'', erklärte ich.

,,Das war sehr direkt, du hättest aucheinfach sagen können, dass du mich vermisst hast'', hielt er sichtheatralisch das Herz und kniff die Augen zu. ,,SeinSchauspielstudium lohnt sich ja doch'', lachte Thea. ,,Aber nur inmanchen Szenen'', grinste ich ihn verschmitzt an.

,,Ich glaube euer griechisch Buch hatgerade gerufen'', drehte er sich um und verschwand in einem derhinteren Räume. ,,Lia'', rief eine der Kolleginnen und knalltemeinen Java Chip Chocolate auf den Tisch. ,,Danke'', lächelte ichhöflich und nahm ihn mir. Daraufhin kam auch Theas Espresso.,,Könntest du Jona kurz Bescheid sagen, dass hier jemand auf ihnwartet?'', wand ich mich an die Kollegin. Sie nickte und verschwandebenfalls.

Jona kam wieder hervor.

,,Was willst du noch?'', fragte erwirklich schlecht gelaunt.

,,Ich warte draußen auf dich'',verabschiedete Thea sich und rannte schon fast aus dem Laden.

,,Schatz, du weißt dass ich das nichtso meine.'', spielte ich mit dem Band seines Kapuzenpullis. ,,Und duweißt genau, dass ich es nicht mag wenn du Scherze über mein Könnenmachst'', zickte er und schupste meine Hand von sich weg. ,,Es tutmir leid. Ich wollte dich nicht verletzen'', sah ich ihn an

,,Wann hast du heute Schluss?'' ,,Ineiner halben Stunde.'', meinte er immernoch verletzt. ,,Ich koch unswas und wenn du hier fertig bist, dann kommst du zu mir und wir essenwas leckeres, okay?'', schenkte ich ihm ein aufmunterndes Lächeln.,,Mal sehen'', zog er die Schultern hoch.

,,Was willst du essen?'', fragte ich.,,Mir egal. Du ich muss jetzt auch wieder arbeiten gehen'', wand ersich ab und verschwand wieder im hinteren Raum.

Ich trottete zu Thea. ,,Mach dirkeinen Kopf. Das wird schon wieder'', legte sie einen Arm um meineSchultern. ,,Ich versteh nicht, wieso es in letzter Zeit so kriseltbei uns. Es war so magisch am Anfang. Und jetzt wird er immerverschlossener'', seufzte ich.

,,Ich wandere heute Abend aus und dannhast du das Zimmer für dich und ihr könnt machen, was ihr wollt,aber nicht in meinem Bett'', lachte sie. ,,Du bist die beste'',lächelte ich.

Zuhause angekommen nahm Thea ihreSachen und verschwand in die Bibliothek.

Ich bereitete alles für Lasagne vorund schob sie dann in den Ofen. Daraufhin klopfte es auch schon ander Tür. ,,Ist offen'', rief ich und öffnete die Schürze.

Jona kam herein und setzte sich aufdas Fußende meines Bettes, den Blick starr auf die Füße gerichtet.,,Was ist denn mit dir los?'', fragte ich besorgt und setzte michneben ihn.

So verhielt er sich nie. Normalerweisewar er immer ein Sonnenschein.

,,Wenn es wegen vorhin ist; Es tut mirwirklich leid. Du weißt, dass ich es toll finde was du tust. Und ichwünsche dir, dass du alles schaffst, was du dir im Theater erträumstund wenn ich dir irgendwie dabei helfen kann, dann versuche ich allesmöglich zu machen'', nahm ich seine Hand in meine. Er schüttelteden Kopf. ,,Ich liebe dich und das was du tust ist super. Ichbewundere es, wie du daran glaubst und dein Herzblut darein gibst'',sah ich ihm in die Augen.

Sie waren ganz rot, so als hätte ergeweint.

,,Schatz ich weiß, dass ich daspredigen üben soll und ich weiß, dass du mir auch immer versuchstzu helfen. Und manchmal muss ich auch einfach reden als Pastorin ohnedann eine Antwort zu erwarten und dann muss ich einfach immer weiterreden, aber ich sehe, dass dich etwas bedrückt und beschäftigt. Ichkann dir aber nur helfen, wenn du auch mit mir redest'', versuchteich verzweifelter.

Er musste leicht lächeln, jedochverließ kein Wort seinen Mund. Ich legte meinen Kopf auf seineSchulter und wartete.

,,Süße, wie lange ist die Lasagneschon im Ofen?'', fragte er irgendwann. ,,Mittlerweile lange genug,denke ich'', stand ich auf und servierte sie.

Jona setzte sich an den Tisch und ichmich ihm gegenüber. Wir aßen still vor uns hin. Und ohne michselbst loben zu wollen; Die Lasagne war verdammt lecker. Irgendwannschob Jona seinen leeren Teller von sich weg und fuhr die Maserungendes Holzes im Tisch nach.

Ich räumte die Teller in dieSpülmaschine und stellte die Lasagne in den Kühlschrank.

,,Babe?''

,,Ja?''

,,Kann ich mit dir reden?''

Sein Verhalten war wirklich komisch. Sokannte ich ihn nicht. Er wusste doch eigentlich, dass er immer mitmir reden konnte. ,,Klar'', zog ich die Augenbrauen verwundertzusammen.

Er zog mich auf seinen Schoß,verflocht eine Hand mit meiner und betrachtete diese.


,,Es tut mir leid, dass ich so komischreagiert habe. Aber es ist ein sehr empfindliches Thema für mich, daich seit ich klein bin von meinen Eltern Zuhause höre, dass ich zunichts im Stande sei und zu nichts zu gebrauchen. Es ist schwer fürmich, weil sie mich in keiner Weise unterstützen. Und sie sagtenauch mal so etwas ähnliches wie du vorhin. Deshalb hat es mich sehrverletzt. Und weil sie mich immer so runter machen, hast du sie auchnoch nicht kennen gelernt. Es ist mir unangenehm, weil ich auch nichtweiß, wie sie sich dir gegenüber verhalten würden.'', seufzte er.

,,Das tut mir leid. Jona, das wussteich nicht. Ich weiß, dass du das Studium schaffst. Und ich glaube,dass du, wenn es dein Wunsch ist, irgendwann auch am Broadway spielenkannst.'', sah ich ihn an.

,,Es ist einfach nicht so leicht übermein Zuhause zu sprechen. Seit ich hergekommen bin, wollen sie nichtsmehr von mir wissen. Sie helfen mir in keiner Weise. Ich mussschauen, wie ich mein Studium selbst bezahle. Ich muss kucken, wieich meine Zeit zum lernen habe. Ich muss kucken, wie ich hier anEssen kommen, denn kochen wurde mir nie beigebracht.'', flüsterteer, wobei sich Tränen in seinen Augen sammelten.

,,Du isst ab jetzt bei uns mit. Undwenn du willst und Zeit hast, dann kannst du beim kochen dabei seinund wir zeigen dir, wie man welches Gericht zubereitet. Und falls ichdir beim lernen irgendwie helfen kann, dann sag mir Bescheid. Ichwürde alles für dich tun'', lächelte ich.

Nun liefen ihm wirklich Tränen überdie Wangen. Sofort legte ich meine Arme um seinen Hals und drückteihn an mich.

,,Wir schaffen das zusammen'',flüsterte ich. ,,Du bist so unfassbar perfekt'', schluchzte er.,,Nein'', lachte ich, ,,dass kann man beim besten Willen nicht sagen.Ich bin ein Sünder, so wie es in der Bibel steht, denn alle Menschensind Sünder.'' ,,Man merkt wirklich sofort, was du studierst'',lachte Jona weinend.

,,Und jetzt nicht mehr weinen, ok?'',küsste ich seine Tränen weg. ,, Ich liebe dich'', küsste er mich.,,Ich dich auch'', antwortete ich, als wir uns von einander lösten.



the reformWhere stories live. Discover now