Entschuldigung

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"Kate!"

Ich drehe mich nicht um. Renne weiter, doch als ich ihn fluchen höre, drehe ich mich dann doch um und sehe, wie er mit Schmerz verzogenem Gesicht im Schnee steht und sich das Bein hält.

"Jetzt warte doch mal", keucht er und sieht mich an. Gezwungenermaßen bleibe ich stehen und versuche den Impuls zu unterdrücken, zu ihm zu eilen und ihm zu helfen. Doch die Wut auf ihn ist noch viel zu groß, als das ich mich dazu durchringen könnte. Also verschränke ich die Arme vor der Brust und realisiere erst jetzt, dass wir bereits das Hotel verlassen haben. Dicke Schneeflocken fallen vom rabenschwarzen Himmel und schmelzen auf meiner unbedeckten Haut. Benetzen meine Arme und tropfen in den frisch gefallenen Schnee.

Ryan kommt humpelnd auf mich zu, mir tut es leid, dass er solche Schmerzen hat. Doch ich bin immer noch stocksauer auf ihn. Ich frage mich einfach weshalb er das getan hat, wir sind doch nicht mehr in der Highschool. Als er vor mir stehen bleibt, ist sein Blick voller Reue, was mein Herz erwärmt, aber äußerlich bleibe ich hart. Er braucht ja nicht das Gefühl zu haben, dass er mich nur reumütig anzuschauen braucht, um mich zu besänftigen. Da braucht es schon ein bisschen mehr. 

"Es tut mir leid, okay? Ich habe mich wie ein Arsch verhalten und das hast du nicht verdient."

Ich presse die Lippen aufeinander und höre mir seine Erklärung weiter an. "Ich kann verstehen das du jetzt nichts mehr mit mir zutun haben möchtest, doch ich muss sagen, dass das sehr schade wäre. Denn gestern und auch heute Morgen in der Hütte, da hatte ich das Gefühl das wir uns näher gekommen sind. Und ich fand das sehr schön", endet er und streckt seine Hand nach mir aus. Sanft streicht er mir eine Locke aus dem Gesicht und berührt dabei flüchtig meine Wange. Diese Berührung lässt all die schönen Gefühle hochkommen die ich schon in der Hütte gespürt habe, und ich merke wie meine Wut langsam verraucht. 

"Kate, bitte. Es tut mir so wahnsinnig leid...", setzt er noch einmal an, doch ich unterbreche ihn. "Du warst ein riesiges Arschloch, Ryan. Da hast du recht. Aber was mich mehr interessiert ist, weshalb du da mitgemacht hast? Wieso musstest du allen erzählen, dass wir miteinander geschlafen haben?" Ryan senkt den Blick und als er mich wieder ansieht, sehe ich darin Begehren. Eine Leidenschaft flackert in seinen Augen, die mich ganz wackelig auf den Beinen werden lässt, und mir den Atem raubt. "Weil ich es mir gewünscht hätte...und, weil ich nicht dachte das du es erfahren würdest. Ich weiß das hört sich unglaublich bescheuert an, aber ich hatte mich einfach nicht unter Kontrolle." 

Ein leichter Windstoss erfasst mein Kleid und lässt mich frösteln. Mein Blick gleitet wieder zum Hoteleingang, denn so langsam aber sicher wird mir das hier draußen zu kalt. "Ich akzeptiere deine Entschuldigung, mit einer Bedingung. Du tanzt mit mir, falls das mit deinem Bein geht", sage ich und sehe wie er zu lächeln beginnt. "Mit dir zu tanzen wird wohl schon gehen, außer du trittst mir ständig auf die Füße, Blondi." Jetzt bin ich es die lacht, kopfschüttelnd ergreife ich seine mir dargebotene Hand und als wir zusammen reingehen, habe ich eine ganz genaue Vorstellung wie dieser Abend enden soll. 

Hand in Hand gehen wir durch die Lobby, dabei kann ich den Blick der blonden Empfangsdame auf uns spüren. Besser gesagt ruht er auf mir und das nicht gerade freundlich, aber das ist mir egal. Ich schmiege meine Wange an seine Schulter und gehe lächelnd an ihr vorbei. Doch bevor wir den Bankettsaal wieder betreten, halte ich ihn kurz auf. "Ich fand das in der Hütte auch schön, sehr sogar", sage ich und lächle ihn scheu an. Ryan streichelt mir über die Wange und ich schmiege meine Wange in seine Handfläche, genieße das Gefühl seiner Berührung. 

Zusammen betreten wir den Saal und sehen, dass viele der Gäste bereits angefangen haben zu tanzen. "Perfektes Timing würde ich sagen", Ryan zwinkert mir zu und führt mich auf die Tanzfläche. Die Musik ist ebenfalls sehr passend, The Power of Love ist einer meiner Lieblingssongs überhaupt. Und genau zu diesem Lied beginnen Ryan und ich zu tanzen. Seine Hand ruht auf meiner Taille, mit der anderen hält er die meine fest. Langsam bewegen wir uns zur Musik und schauen uns in die Augen. Die blauen Lichter, der Lichtanlage zaubern eine magische Stimmung die auf alle Gäste übergeht. Jeder der einen Partner gefunden hat, tanzt innig zu diesem etwas anderen Weihnachtslied. 

Christmas in my HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt