Viel zu wenig Sinn, viel zu viele leere Worte, denke ich und streiche mit rotem Filzstift die Zeilen durch, die mir nicht gefallen.
Eigentlich gefällt mir nichts davon. Es ist wie mit dem Leben. Einige Teile sind gut, einige nicht. Aber das Schlechte wiegt immer mehr, als wär es aus Blei oder sowas. Und wenn man dann aufwiegt was man hat, dann sieht es immer düster aus.
Ich laufe in meinem Zimmer auf und ab. Kaue auf meinen Fingern. Reibe mir den Schlaf aus den Augen. Mein Herz pocht wie verrückt, meine Hände zittern. Die Heizung ist voll aufgedreht, aber ich friere. In der einen Hand halt ich den Stift, in der anderen Oxazepam, Schlaftabletten.
Nervös starre ich von der einen Wand zur anderen, drehe mich, wende, laufe. Ich zerknülle den Brief in meiner Hand zu einem Knäul und werfe ihn auf den Boden.
Ich kann das nicht, denke ich.
An meiner Wand hängt ein Foto von Eliza, eingerahmt in Plastik. Ich hebe es vorsichtig vom Nagel und streiche über das Glas. Ich denke daran, was ich hatte. In meinem Kopf bin ich schon tot. Ich öffne die Dose mit dem Tabletten und nehme eine Handvoll raus. Ich zähle sie durch – 13 – und ordne sie auf meiner Handfläche zu Reihen an. Ich atme durch und kneife meine Augenlieder zusammen.
Bloß nicht weinen, denke ich, Werd jetzt ja nicht schwach.
Ich bin nicht schwach, im Gegenteil. Ich drücke meine geschlossene Hand, samt Tabletten, gegen meine Lippen.
Ich schaue ein letztes Mal runter auf Elizas Foto, das ich auf meinen Schreibtisch gelegt hab. Ich trete das zerknäulte Briefpapier unter mein Bett. Ich atme tief durch. Tiefer. Noch tiefer. Ich will ein letztes Mal das Leben spüren. Und ich spüre es, und wie. Meine Lungen füllen sich mit kalter Luft. Ich puste sie durch die Nase raus. Eliza ist in diesem Moment bei mir. Sie lächelt mich an. Durch ein paar Millimeter Glas. Ich zögere ein letztes Mal, beiße mir auf die Zunge, ermahne mich selbst.
Ich hab dich und du hasst mich, denke ich und öffne Mund und Handfläche. Die Tabletten fallen auf meine Zunge. Der Geschmack ist grässlich bitter. Noch in der selben Sekunde schnellt mein Kopf nach hinten und ich schlucke. In diesem Moment lass ich dich los.
Ich hoff es geht dir gut, wo du bist.
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Ich hab dich und du hasst mich
Ficção AdolescenteEine Kurzgeschichte über Verlust. Erzählt in zwei Briefen und zwei Szenen aus zwei Perspektiven. Würde mich freuen, wenn ihr mal reinschauen würdet! [TRIGGER WARNUNG: SUIZID; NICHTS HIERVON SOLL ZUR NACHAHMUNG ANREGEN!!!]