I Kälte

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Es ist still. Totenstill. Nicht einmal der  Wind, der wie tausend kleine Messer in deinen Körper einzudringen scheint und dein Gesicht, deine Hände und deine Füße betäubt ist zu hören. Du blickst dich um. Es ist nichts, außer der endlos scheinenden Schnee- und Eislandschaft, die sich nach allen Richtungen auszudehnen scheint, zu sehen. Nur der kalte, weiße Schnee, der dich blendet. Du versuchst dich zu erinnern, wie du hier her gekommen bist. Voller Angst stellst du fest, dass es dir nicht gelingt. Eine Art schwarze Mauer hält dich von deinen Erinnerungen fern. Du kennst nicht einmal deinen Namen! Hattest du überhaupt einen? Du schüttelst den Kopf und verdrängst diesen Gedanken. Natürlich hattest du einen! Du hast dein Zeitgefühl verloren. Wie lange bist du schon hier? Stunden, Tage? Oder doch erst ein paar Minuten? Es spielt keine Rolle. Die Zeit scheint still zu stehen. Du gehst ein paar Schritte. Die Richtung ist dir egal. Alles was du spürst ist die Angst und die schneidende Kälte deiner Umgebung. Du spürst, wie deine nackten Füße in den Schnee einsinken, spürst den brennenden Schmerz, der dabei entsteht. Doch noch immer ist kein Laut zu hören. Du schreist auf, als du stolperst und hinfällst. Du fühlst wie der Schrei deine Stimmbänder zum Vibrieren bringt, doch kein Laut durchdringt die Stille. Es ist, als wärst du taub. Vielleicht bist du es auch? Nein, etwas in dir weiß, dass du etwas hören müsstest. Du beginnst zu weinen, setzt dich auf und schlingst deine Arme um die Knie. Dann jedoch lässt du dich zurück in den Schnee sinken und blickst in den wolkenlosen Himmel. Du bist so müde. Langsam schließt du die Augen. Es wäre so einfach die Dunkelheit jetzt willkommen zu heißen, einzuschlafen. Doch du weißt: Schläfst du jetzt ein, ist es dein Todesurteil. Dennoch, nach einem kurzen Kampf gegen die Müdigkeit, gibst du auf und überlässt dich der Dunkelheit, in der du dich so geborgen fühlst. Eine einzige Träne rinnt über deine Wange, als dein letzter Atemzug dich verlässt. Es ist keine Träne, die aus Furcht entstanden ist, sondern eine Träne der Erleichterung, dass dein Übergang letzten Endes so leicht von sich ging.

Als ihre Familie ihren Körper findet, ist es bereits zu spät. Trotz aller Bemühungen, gelingt es nicht, das junge Mädchen zurückzuholen.

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Da ich nicht weiß, wie so etwas ankommt, hätte ich gerne eine kurze Rückmeldung, wie ihr soetwas findet. Zumindest wenn mal jemand über diese Geschichte stolpert.

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