II Regen

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Du streckst dein Gesicht in den Himmel und atmest die frische Luft um dich herum genüsslich ein. Von den Bäumen hörst du noch das Wasser von den Blättern tropfen und du hörst das rascheln im Unterholz, als die Tiere langsam wieder aus ihren Bauen kommen und wieder auf die Suche nach etwas zu essen gehen. Die Vögel in den Baumkronen beginnen wieder ihre Lieder zu singen und über dem See ist ein leichter Nebel.
Du liebst diese Zeit nach dem Regen einfach. Du liebst es wie der Regen der Erde neue Energie gegeben hat und du sie so stark wie sonst nie in deiner Umgebung spürst und fast schon sehen kannst. 'Ob es das ist, was die Leute meinen wenn sie von Magie reden?', wunderst du dich und atmest noch einmal tief ein.
Ein Windstoß fegt über dich hinweg und dir wird überdeutlich bewusst, dass du eine halbe Stunde nur in kurzer Hose und T-Shirt im Regen gestanden hast. Deine Zehen graben sich in die nasse Erde und du fühlst wie die Energie durch den Boden strömt. Du streichst dir deine nassen Haare aus dem Gesicht. Hinter dir knackt es im Unterholz und irgendwie weißt du, dass du dich jetzt nur ganz langsam und ruhig bewegen darfst. Du drehst dich um. Hinter dir steht in ein paar Metern Entfernung ein Reh. Eine Zeit lang seht ihr euch einfach nur an. Das Reh tritt auf die Lichtung und fängt an zu grasen. Du lässt dich auf den Boden nieder und beobachtest es einfach nur. Da trifft ein Sonnenstrahl auf das Reh und dass Fell sieht im Licht der Abendsonne aus, als würde es leuchten. Irgendetwas schreckt das Reh auf und es verschwindet wieder im Wald.
Dir wird langsam klar, dass du nach Hause solltest, deine Klamotten wechseln und einen heißen Tee trinken, wenn du nicht krank werden willst. Aber du willst nicht. Du willst dieses kleines Stückchen Freiheit und reines Glück noch nicht wieder gegen die Probleme des Alltags und den Druck der Gesellschaft austauschen. Lieber bleibst du noch hier und genießt die Ruhe der Natur.

Als du zu Hause ankommst wirst du mit dem warmen Lächeln deiner Mutter begrüßt und es riecht nach deinem Lieblingsessen. Und trotz der Tatsache, dass du dir noch einen schönen Abend mit deiner Familie machst, wirst du das Gefühl nicht los, dass du nicht wirklich hierher gehörst. 'Vielleicht bin ich einfach nicht für die Welt der Menschen geschaffen...', denkst du dir.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 23, 2021 ⏰

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