Kapitel 3

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Es dauert nicht lange und Jin kommt mit Verbandszeug und tausenden Geräten die ich nicht kenne, und auch gar nicht kennen will, neben mich gestürmt.
Er hat schon sämtliche Schusswunden, zentimetertiefe Messerstiche, Platzwunden, sogar Knochenbrüche und Prellungen behandelt und bleibt meistens zu Hause um sich um die Verletzungen kümmern zu können.
Kurz gesagt:
Jin übernimmt die Rolle des Arztes in unserem Team. Ohne ihn hätten wir den Krankenhäusern schon so einige echt miese Verletzungen erklären müssen. Erst vor ca 4 Monaten wurde Jungkook, unser jüngster, ziemlich schwer am Arm verwundet und wird die Narben vermutlich sein ganzes Leben tragen.
Doch das gehört zu unserem Job, schätze ich. Natürlich gehört es dazu...
Wir wussten schließlich alle das wir uns hier für eine lebensgefährliche Arbeit entscheiden, als wir unsere Ausbildung zum Agenten begonnen haben.
Unser Körper ist wie ein leeres Blatt Papier auf welchem die ganzen Verletzungen niedergeschrieben werden. Sie werden uns immer an den Schmerz erinnern, aber auch an das was wir alles erlebt haben. Ob wir eher die positive oder die negative Seite von Narben sehen ist dabei uns selbst überlassen.

Jin kniet sich neben mir nieder und drückt einmal motivierend meine Hand, weswegen ich ihn am liebsten anschreien würde dass er sich gefälligst beeilen soll, aber ich bin zu sehr mit dem Schmerz in meiner Schulter beschäftigt.
Um die Wunde herum hat das Blut bereits angefangen zu trocknen und hinterlässt ein ziehendes Gefühl auf der Haut drum herum, was nicht gerade angenehm ist.
Ich spüre wie sich Schweiß ansammelt und langsam meine Stirn hinab läuft.
Wie lange muss ich das bitte noch aushalten?
Am liebsten würde ich einfach bewusstlos werden um die Schmerzen nicht zu ertragen.
In den Filmen und Büchern geht das doch immer so schnell! Warum nicht jetzt einfach auch?
Jin beugt sich über mich, bindet den Stofffetzen, der ursprünglich mal ein Teil Yoongis T-Shirts war, ab und betrachtet meine Wunde. Er presst mitfühlend die Lippen aufeinander und wenn Jin das macht, heißt das nichts gutes.
"Wie schlimm ist es?", höre ich Yoongi besorgt irgendwo links von mir fragen und drehe meinen Kopf langsam in seine Richtung.
"Hält sich in Grenzen", presse ich durch meine Zähne, versuche nicht loszuheulen, verziehe dann aber das Gesicht als Jin an meiner Verletzung rumhantiert. Reflexartig will ich seine Hand wegschlagen, da mich im selben Moment, in dem er seine Hand in die Nähe der Wunde drückt, ein stechender Schmerz durchzuckt. Das heißt noch stechender als zuvor sowieso schon. Sofern das möglich ist...
"Wir müssen die Kugel entfernen und ich hab keine Infusion. Charly du wirst das wohl oder übel ohne Betäubung über dich ergehen lassen müssen.", erklärt Jin.
Moment mal...
Hab ich das richtig verstanden?
Ich brauche einen Moment um zu realisieren was er gerade gesagt hat.
Der will jetzt nicht wirklich mit seinen komischen Geräten in meiner Wunde herumwühlen die sich ohnehin schon anfühlt als würde sie buchstäblich brennen?!
Ohne Betäubung!
Ohne Betäubung...
Das...das tut doch verdammt weh!
Super erkannt Charly!
"Ist das nicht gefährlich?" Fragt Yoongi kritisch und schaut beunruhigt zu Jin.
Tja das frage ich mich allerdings auch...
Ich öffne meine Augen ein Stück und sehe unklar wie Jin Suga einfach nur anstarrt.
"VERDAMMT JETZT MACH ES!ICH WILL HIER NICHT NOCH LÄNGER ZEIT VERSCHWENDEN", brülle ich schließlich und lege mir den gesunden Arm auf die Stirn, über die Augen.
Ich will es einfach endlich hinter mich bringen...
"Ok..Kannst du sie festhalten?", fragt er an Tae gewandt der das ganze an die Wand gelehnt beobachtet.
Festhalten? Warum soll mich jemand festhalten?
Seine Augen weiten sich und er zeigt fragend auf sich selbst.
"Ich? Warum denn ich?"
Unsicherheit spiegelt sich in seinen Augen wieder und er wirkt leicht überfordert.
Yoongi seufzt laut und kommt näher zu mir.
"Ich machs!", meldet er sich und kniet sich neben mich.
"Sehr gut...", meint Jin und kramt Instrumente aus seinem Koffer, die unglaublichen Schmerz androhen.
Sein Gesicht ist kreidebleich was mir allerdings nicht gerade Mut macht.
Yoongi legt einen Arm um meine Taille und dreht mich leicht auf die Seite. Dann rollt er sich zusammen und verfestigt seinen Griff noch etwas.
"Versuch ein paar mal tief durch zu atmen", rät Jin. Ich muss schlucken denn wenn er sowas sagt heißt das das es verdammt weh tun wird.
Ich habe das Gefühl das mein Herz aus der Brust springt weil ich Yoongi so unglaublich nahe bin und weil Jin seine kalten Finger in meine Haut drückt. Direkt bereue ich ihn und seine Werkzeuge auch nur in die Nähe meiner Wunde gelassen zu haben.
"Ich versuche es schnell zu machen!", verspricht er und nähert sich langsam meiner Schulter.
Ich kneife die Augen zu und atme tief durch.
Als sich plötzlich etwas in mein Fleisch bohrt drücke ich den Rücken durch. Feuer strömt durch das Loch in meiner Haut und breitet sich von dort überall hin aus.
Mein kompletter Körper beginnt zu glühen als würde ich Flammen berühren.
Yoongi drückt mich plötzlich so fest an sich das der Schrei den ich ausstoße von seiner Brust erstickt wird.
"Tut mir wirklich leid!", beteuert Jin.
Ich wimmere und schnappe nach Yoongis freier Hand, drücke so fest zu dass ich Angst habe sie bricht gleich.
"Hast dus?", fragt Yoongi unruhig als Jin mit seiner Pinzette oder mit was auch immer er da in meiner Wunde rum wühlt, noch tiefer eindringt. Der Schmerz scheint sich jede Sekunde zu verdoppeln und ich versuche irgendwie Yoongis Griff zu entkommen, doch er ist zu stark. Immer wenn ich denke: Jetzt kann es nicht schlimmer werden! , werde ich eines besseren belehrt.
"Die Kugel ist tief...sie wurde aus ziemlich naher Entfernung getroffen oder?", fragt Jin und schnalzt mit der Zunge.
"Knapp 10 meter" antwortet Yoongi und drückt mich fester an sich als ich einen erneuten Versuch starte ihm zu entkommen.
"So nah?!", meint Jin geschockt und rammt sein Chirurgen Werkzeug nochmal tiefer in meine Wunde.
Ein Schwall übler Flüche kommt mir über die Lippen und Yoongi beginnt leise zu lachen.
"Ich wusste gar nicht das du so ein loses Mundwerk hast", sagt er belustigt.
"IST MIR EGAL! Ich will das er aufhört! JETZT!"
Wieder will ich mich los reißen, womit ich allerdings nur bewirke das sein Griff noch fester wird.
War ich eben tatsächlich diejenige gewesen, die Jin geradezu dazu gedrängt hatte das zu machen?
Ich habe das Gefühl jeden Moment das Bewusstsein verlieren, endlich in eine schmerzlose Ohnmacht zu fallen. Doch diese Art von Erlösung wird mir natürlich nicht gegönnt.
"HÖRT AUF!", versuche ich sie zu stoppen während Tränen über meine Wangen laufen. Vor Verzweiflung versuche ich mich irgendwie frei zu treten doch auch meine Beine liegen fest in Yoongis Griff.
"Wir können jetzt nicht aufhören", erklärt Jin ruhig.
"Gleich vorbei..."
Yoongi hat jeden einzelnen Muskel angespannt damit ich mich nicht befreien kann.
Gott was bin ich in diesem Moment verweichlicht...
Allerdings wird mir in diesem Moment auch eine Pinzette ins Fleisch gerammt, das nicht mal betäubt wurde.
"Ich habs!" sagt Jin und legt eine kleine silberne Kugel auf den Tisch. Ich entspanne mich als der Druck auf meiner Schulter endlich nachlässt.
Auch Yoongi lässt mich los und atmet einmal kräftig aus.
"Tut mir wirklich sehr, sehr leid!", wiederholt Jin nochmal und ich seufze nur. Plötzlich ist mir das ganze unfassbar peinlich. Ich hatte dagelegen, heulend, flehend wie ein kleines Baby das seinen Willen nicht bekam. Mein Gott...
"Schon ok...Danke"
Er lächelt mitfühlend, desinfiziert die Wunde und legt dann noch schnell einen Druckverband an.
Tatsächlich beginnt meine Sicht sich nach einer Weile aufzuklaren und die schwarzen Punkte, die bis eben noch vor meinen Augen getanzt haben, verschwinden. Und mit ihnen verebbt auch tatsächlich langsam der Schmerz und macht Platz für eine Welle von Erleichterung. Doch diese bringt auch die Müdigkeit mit sich und meine Lider klappen einfach so zu.
"Jemand sollte in der Nacht bei ihr bleiben. Zu riskant dass sie hohes Fieber bekommt", ergänzt Jin noch und drückt ein letztes Klebpflaster auf meinen Verband um ihn zu befestigen.
"Ich pass auf", meldet sich Yoongi, immer noch meine Hand haltend.
"Lass mich aber hier liegen. Ich will nicht auf mein Zimmer", sage ich leise ohne die Augen zu öffnen. Meine Stimme ist nur noch ein Flüstern, viel zu erschöpft von den ganzen Schmerzen.
"Ja, das ist ok", erlaubt Jin und deckt mich zu. Oder ist es Yoongi der mich zudeckt? Ich weis es nicht denn meine Augen halte ich weiterhin geschlossen.
"Gute Nacht!", kommt es fast zeitgleich von 6 Leuten. Waren sie alle die ganze Zeit da gewesen?
Ich hatte nur Tae, Yoongi und Jin bemerkt, aber man konzentriert sich wahrscheinlich einfach nicht so auf sein Umfeld wenn man gerade halb am verbluten ist.
Und den Großteil meines Kleides in rot getränkt, meine Hand immer noch an Yoongis geklammert, schlafe ich schließlich endlich ein.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 29, 2017 ⏰

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