Chapter 1

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Mein Wecker ertönte mit einem Klang, den ich zum Glück die letzten 6 Wochen nicht ertragen musste. Richtig, wir hatten Sommerferien und heute war der erste Schultag. Ab heute war ich also in der 12.Klasse. Mein erster Blick ging auf meine Handyuhr. Genau 6 Uhr. Ich streckte mich und stand dann aus meinem viel zu bequemen Bett auf. Ich nahm mir frische Unterwäsche aus dem Schrank und ging ins Bad. Das Wasser der Dusche prasselte auf meine nackte Haut und ich ließ im Schnellverlauf die Sommerferien an mir vorbei ziehen. 

Es war viel passiert, ich feierte meinen 19.Geburtstag, trennte mich von meinem Freund Lukas und beschloss mich in nächster Zeit auf wichtigere Dinge zu konzentrieren als Männer. Ich stieg aus der Dusche, trocknete mich ab und zog meine Unterwäsche an. Nur im Slip und BH gekleidet lief ich in mein Zimmer und stellte mich vor meinen Schrank um zu überlegen, was ich anziehen könnte. Ich würde heute alle wieder sehen. Ich entschied mich für eine schwarze Röhrenjeans mit einem weißen, leicht durchsichtigem Tshirt. Es hatte eine schwarze Aufschrift.

Ich lief die Treppe hinunter und ging in die Küche. Dort stand meine Mutter, die meinem kleinen nervigen Bruder das Schulbrot schmierte. Das waren noch Zeiten dachte ich mir. ,,Guten Morgen mein Schatz, hast du gut geschlafen?'' Ich war zu alt für ein Schulbrot, aber sie durfte mich noch Schatz nennen? Außerdem was heißt hier gut geschlafen, jeder weiß, dass der erste Tag nach den Ferien der schlimmste ist.

Ich beantwortete ihre Frage mit einem kurzen 'Ja' und frühstückte eine Schale Müsli. Das musste ich jeden Morgen machen, dank meiner Eltern. Im letzten Jahr hatte ich Probleme mit Magersucht, landete im Krankenhaus und danach in einer Klinik für 'Essgestörte', daher passen sie so sehr auf. Ich war fertig und mittlerweile war es schon 7:15 Uhr. Zurück im Bad schminkte ich mich dezent und glättete mir meine Haare. Immer wenn ich sie trocknen ließ, sah ich aus, als hätte ich in die Steckdose gepackt. Schminken tue ich mich immer dezent, es sei denn ich gehe feiern. Dann kann es mal mehr sein. Noch ein Spritzer Parfum und ich war bereit für den ersten Schultag. Ich packte unten meine Tasche, rief laut 'Tschau' und war weg.

Ich fuhr jeden Tag mit dem Fahrrad bis zur Schule. Es war nicht weit entfernt. Ich brauchte wenn ich mir Zeit ließ rund 15 Minuten. An der Schule angekommen, sah ich schon von weitem meine 3 besten Freundinnen. Lisa, Maja und Carolin warteten an unserem Standardplatz, direkt an der Sporthalle. Ich lief zu ihnen und nahm alle in die Arme. Wir hatten uns Samstag noch auf einer Party gesehen, also waren wir nicht lange getrennt.

Die Schulklingel läutete und wir gingen in unsere Klasse. Wir saßen zu viert in einer Reihe, ich am Fenster, daneben Maja, dann Carolin und am Rand Lisa. Kurz nach uns kamen auch die Jungs rein. Finn, Daniel und auch Lukas, der mich nicht beachtete setzten sich auf ihre Plätze. Die Zeit verging und 10 Minuten nach dem klingeln kam unser Direktor herein. Im Gepäck hatte er eine Lehrerin, die ich an dieser Schule noch nie gesehen hatte. Ich musterte sie von oben bis unten. Sie war wunderschön.

Sie hatte eine sportlich, schlanke Figur, schulterlange braune Haare und einen wahnsinnig guten Modegeschmack. Sie lächelte und unser Direktor bat um Ruhe. ,,Darf ich vorstellen? Das ist Frau Alberts, sie wird für dieses Jahr eure Klassenlehrerin sein.'' Die Klasse wurde unruhig und Marleen unsere Klassensprecherin zeigte auf. Der Direktor nahm sie dran. ,,Entschuldigung Herr Rietmann, aber wir bekommen doch Herr Stimmberg als Klassenlehrer.'' Herr Rietmann antwortete: ,,Herr Stimmberg ist spontan für ein Jahr in Elternzeit gegangen. Ich wusste selbst nichts davon. Ich denke aber, dass ihr mit Frau Alberts auch eine Menge Spaß haben werdet.'' 

Aus der letzten Reihe kam nur 'Und wie wir das haben werden'. Ich drehte mich genervt um und sah das dieser Niveaulose Kommentar von Lukas kam. Ich verdrehte die Augen. Herr Rietmann wünschte Frau Alberts viel Glück und ging. Alle fingen zu tuscheln und zu quatschen an, sodass unsere neue Lehrerin gar nicht richtig zu Wort kam. Marleen stand auf und rief ,,Klappe halten''. Sofort waren alle still. Wir wussten, wenn sie was sagte und keiner hörte, rannte sie gleich zum Direktor.

Frau Alberts schien aber froh zu sein und stellte sich vor die Klasse. Sie sagte: ,,Ich weiß für euch ist das jetzt auch alles neu, nur lasst uns versuchen das beste aus diesem Jahr zu machen. Ich würde mich gerne vorstellen. Ich heiße Vanessa Alberts und bin 29 Jahre alt. Ich bin normalerweise an einer anderen Berufsschule, aber zurzeit an dieser Schule als Hilfskraft tätig. Ich würde mich natürlich freuen, wenn ich euch auch kennenlernen dürfte.''

Marleen zeigte als erste auf. Frau Alberts sprach: ,,Ja, ähm du da in der ersten Reihe''. ,,Ich bin Marleen Spieker, 18 Jahre alt und immer die beste in dieser Klasse''. Alle lachten. Sogar der neuen Lehrerin huschte ein kleines Grinsen über ihr Gesicht. Das sah ich sofort, da ich sie noch immer musterte. Sie ging mit ihrem Blick in unsere Reihe und fragte wie wir heißen. Lisa kam natürlich jedem zuvor und meinte: ,,Ich bin Lisa, das ist Carolin, daneben sitzt Maja und am Fenster da sitzt Hanna.'' Frau Alberts lachte: ,,Können deine Mädels denn nicht selber reden?''

Die ganze Klasse lachte auf. Als wir mit der Fragerunde durch waren, ging es auch schon los. Sie verteilte Zettel und sagte: ,,Da wir ja jetzt Deutsch haben und ich gar nicht weiß auf welchem Level ihr euch befindet, füllt doch bitte den Zettel einmal aus. Er wird natürlich nicht benotet. Das ist nur für mich um zu sehen auf welchem Stand jeder Einzelne von euch ist''. Ich drehte den Zettel um und sah lauter einfache Aufgaben. Andere hatten natürlich ihre Probleme. Wie Maja, sie war nicht wirklich die beste in Deutsch durch ihre Lese-Rechtschreibschwäche.

Ich war schon so schnell fertig, dass ich gelangweilt aus dem Fenster starrte. Ich bekam gar nicht mit, dass meine Mädels schon rausgegangen waren. Anscheinend dachten sie ich wäre noch am überlegen. Plötzlich sagte Frau Alberts: ,,Reichen dir noch 5 Minuten bis zur Pause?'' Ich erschrak. Sie stand auf und sagte: ,,Oh tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.'' Ich stand auf, nahm den Zettel und antwortete: ,,Alles gut, ich habe nur irgendwie gar nichts mitbekommen. Ich war wohl in einer anderen Welt.'' Ich wurde leicht rot.

Sie nahm den Zettel entgegen und sagte: ,,Das habe ich gemerkt. Brauchst du noch Zeit?'' ,,Nein, ich war so schnell fertig, dass ich wohl am träumen war'' Frau Alberts lächelte mich an und meinte: ,,War es zu leicht?'' ,,Ich fand es leicht, aber viele auch nicht. Jeder hat seinen eigenen Stand'' ,,Da hast du Recht, genau aus diesem Grund mache ich den Test'' Ich sagte: ,,Finde ich gut, es sollte mehr Lehrer wie Sie geben''. Sie wurde leicht rot und lächelte mich an. 

Ich verlor mich irgendwie in ihren Augen, denn erst als sie sich leicht räusperte, fiel mir auf, dass ich sie wohl die ganze Zeit angestarrt haben musste. Ich schenkte ihr noch ein letztes Lächeln und verließ schnell den Raum. Die letzten Stunden vergingen wie im Flug. Wir erfuhren unseren Stundenplan, welche Lehrer wir haben würden und in welche Kurse wir kamen. Ich war glücklich, dass ich viele Fächer bei Frau Alberts hatte. Deutsch, Sport, Biologie, Gesellschaftslehre und auch Hauswirtschaft hatte ich bei ihr.

Es klingelte und der erste Schultag war vorbei. Ich verabschiedete mich von meinen Mädels und fuhr nach Hause. Der Tag zog an mir vorbei und nach einem Abendessen mit meiner Familie, kuschelte ich mich ins Bett. Irgendwie schweiften meine Gedanken wieder zu unserer neuen Lehrerin. Diese Augen, dieses Lächeln. Ich lag nicht falsch, als ich an diesem Punkt schon wusste, dass mir diese Frau mal viel mehr bedeuten würde.

Die neue Lehrerin ÜBERARBEITETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt