Dienstag, 8. Juli

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,,Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir: Er ist der Richtige!"
,,Nein, Jojo, vergiss es. Dieses Grün steht dir einfach nicht."
,,Was?"
,,Entschuldige, aber darüber haben wir schon öfters gesprochen. Finde dich damit ab. Du bist kein Mintgründtyp."
Sie nahm mir den grünen Schal aus der Hand, den ich gedankenverloren vom Wühltisch genommen hatte, und warf ihn wieder zurück.
Okey, klar, damit musste ich rechnen.
Meine beste Freundin Lucilla und ich waren im Einkaufszentrum, weil sie meinte, wir müssten unsere T-Shirt kolektion erweitern. Und wenn Lucilla T-Shirts aussuchte und anprobierte, dann war es schwer mit ihr ein Gespräch jenseits der modischen Ins and Outs zu führen.
Zumindest musste man es vorher ganz deutlich ansagen.
Mein Fehler.
,,Ich rede von Sven. Er ist der Richtige."
,,Oh, Gott sei Dank. Und ich dachte Schon, ich muss dir diesen Schal ausreden."
An dieser Stelle stutzte Lucilla.
,,Was hast du gerade gesagt? Ich dachte tatsächlich, ich hätte den Namen Sven gehört." Sie überlegte kurz, aber bevor ich etwas sagen konnte, schüttelte sie milde lächelnd den Kopf, ,,Ach was, Blödsinn"
Und wandte sich wieder den flieder- farbenden Tops zu.
,,Doch, doch, ich habe Sven gesagt. Ich weiß jetzt: Sven ist der Richtige. Freund. Für mich. Zusammen. Beziehung. Romantik?"
Irgendeins der Wörter musste zu ihr durchdringen. Ja, eins schaffte es. Sie legte das flieder-farbende Top wieder zurück ins Regal, drehte sich zu mir um und sah mich fragen an.
,,Du sprichst von dem Sven, von dem du dich getrennt hast, weil du meintest, ihr passt einfach nicht zusammen? Der Sven von dem du meintest, der versteht dich nicht. Der Sven, der jetzt mit einem anderen Mädchen zusammen ist? Und überhaupt, was hat das alles mit Romantik zu tun?!"
Das waren jetzt eine menge fragen. Die letzte ignorierte ich sicherheitshalber.
,,Ja!"
Viele Fragen-eine Antwort.
,,Im Ernst!?"
,,Ja, im ernst. Wir sind für einander bestimmt. Manchmal muss man einfach ein paar umwege machen, um das so richtig zu begreifen."
,,Na ja, Sven scheint mit seinem Umweg aber glücklich zu sein." warf Lucilla zögernd ein.
Ich hasste es, wenn sie meine Metaphern gegen mich benutzte.
,,was soll das den heißen?"
,,Wie du dich vielleicht erinnerst, ist Sven jetzt mit Susanne zusammen. Und die beiden scheinen echt glücklich zu sein. Ich meine, sie mögen sich, verstehen sich gut, kein Streit, kein Chaos...."
Ich sag Lucilla böse an. ,,Und was willst du damit sagen?"
,,Pfffff."
Lucilla hob die Arme und machte eine Geste, die vom Fliegenverscheuchen bis zum Flugzeugeinweisen alles bedeuten konnte.
,,Auf welcher Seite stehst du eigentlich?"
,,Auf der seite der Liebe!" schmetterter mir Lucilla entgegen. Ja, jetzt waren wir auf einer Wellenlänge!
,,Dann auf in den Kampf!" schmetterte ich zurück.
Lucilla kniff die Augen zusammen und fixierte mich.
,,Nein, Jojo, ich glaube, das hast du missverstanden. Ich halte es für keine so gute idee. Das mit Sven. Und dir."
,, Ach, und warum nicht?"
Lucilla holte tief luft. ,,Sieh mal, das ist wie mit dem mintgrünen Schal. Er ist vielleicht wunderbar, aber er passt nicht zu dir, weil du kein mintgründtyp bist. Und stell dir vor, er hätte jemanden gefunden, mit dem er echt glücklich ist, jemand, der nicht versucht, etwas Quietschgelbes zu ihm zu tragen. Wäre es nicht falsch, ihn von dort wieder wegzureißen?"
Mir schwirrte der Kopf. Nichts war schwieriger zu vertehe, als wenn Lucilla versuchte, mithilfe von Bildern Dinge zu erklären. Um sie zu vereinfachen.
,,Was willst du damit sagen?" Meim Blick wurde vorsichtshalber etwas finster. Ich wusste zwar nicht genau, was mir Lucilla sagen wollte, aber es klang nicht so, als würde ich es mögen.
,,Du und Sven-vergiss es. Der Junge ist glücklich mit seiner freundin."
Ja, ich wusste es.
Ich würde es nicht mögen. Aber ich war nicht bereit, jetzt schon aufzugeben. Außerdem war ich davon überzeugt, das ich recht hatte.
,,und wenn er es nicht ist?"
,,was?"
,,jojo, er sieht aber glücklich aus." seufzte Lucilla.
,,Pah! Äußerlichkeiten. Seit wann zählt denn der Schein?"
,,Seit ... na ja ..."
Lucilla ging wieder dazu über, Flugzeuge einzuweisen. ,, ... Seit ... Schon immer!?"
,,Nun, der Schein trügt! Und das werde ich dir beweisen."
Ich versuchte, so viek würde wie möglich in die beiden sätzen zu legen.
Das wäre mir besser gelungen, wenn ich mich dabei nicht auf einem Stapel Tops aufgestützt hätte.
Der Stapel Tat, was ein Stapel eben tut, wenn man sich unvermutete auf ihn stützt:
Er schwankte und viel zu seite.
Eine Verkäuferin schielte zu uns rüber und ihre Kollegin machte sich auf den weg zu uns.
,,Okey, wenn ich mich darauf einlasse, versprichst du mir, das du dann aufhörst, die kleider zu schupsen?"
Flüsterte mir Lucilla zu.
,,Ich habe sie nicht geschubst, sie sind schlecht gestapelt" , verteidigte ich mich empört.
,,Bitte, jojo, das hier ist mein Lieblingsladen", flehte mich Lucilla an.
,,Gibt es ein Problem?" Die Verkäuferin hatte uns entzwischen erreicht.
,,Nein, nicht im Geringsten." Lucilla schüttelte häftig den Kopf. ,,Wir haben nur eine kleine Farbdiskussion."
,,So?" Die Verkäuferin sah uns mit hochgezogenen Augenbrauen an. ,,Ja."
Lucilla nickte. ,,Mintgrün" , sagte sie und sah dann demonstrativ zu mir herüber.
Die Verkäuferin musterte mich. ,,Definitv nicht der Typ dazu" , gab sie ihr vernichtendes Urteil ab. ,,Genau meine Rede!"  Lucilla und die Verkäuferin waren gerade dabei, beste Freundinnen zu werden.
,,Also, ich finde, das kann man so pauschal nicht sagen" schmollte ich. ,, Doch, Schätzchen, in deinem Fall schon!" Die Verkäuferin nickte und ging. Lucilla sah mich bedeutungsvoll an. ,,vielleicht habt ihr mit der Farbe recht, aber was Sven anbelangt, täuschst du dich. Wir passen perfekt zusammen. Ohne mich ist er unglücklich - auch wenn er es vielleicht nicht weiß. Du wirst schon sehen."
Lucilla warf einen leidenden Blick zu ihrer neuen Freundin, due daraufhin die mintgrünen Schals vom Wühltisch zupfte und in Sicherheit brachte.

Neuer Kuss, neues GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt