Kapitel 3

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NevermoreTheRaven

"Pssst! Hier rüber!"

Ein Arm, den Alec leider nur zu gut kannte, langte aus den Tiefen der Speisekammer nach ihm. Widerstrebend ließ er sich in den winzigen Raum ziehen, stieß sich den Kopf an einem Schinken, der von der Decke baumelte, und beschränkte sich dann darauf Jace (und den Schinken) böse anzustarren.

Sein Parabatai ließ ihn los, und griff sich stattdessen eine Hand voll Chips aus der Tüte, die hinter ihm im Regal stand. Dann nickte er einmal hoheitsvoll. "Die Audienz ist eröffnet."

"Jace. Was soll das?"

"Ich habe etwas wichtiges mit dir zu besprechen."

"In der Speisekammer?"

"Ja." Jace fuhr sich dramatisch durch die Haare. "Wenn Maryse mich findet, zwingt sie mich am Essen teilzunehmen, und obwohl das Essen ziemlich interessant aussieht -die Ente hat eine Zitrone im Po, sehr experimentell-, bin ich doch leider schon verabredet. Außerdem will ich mein Leben nicht aufs Spiel setzen, ich hab vorhin Izzy im selben Stockwerk wie die Küche gesehen. Ich bin zu schön, um eines so lächerlichen Todes zu sterben."

"Komm auf den Punkt, Jace."

"Okay." Jace beugte sich vor, und sagte mit verschwörerisch gesenkter Stimme: "Du kennst doch Clary, oder?"

Alec rollte mit den Augen und drehte sich um.

"Nein! Warte. Bitte." Jace zog ihn zurück. "Es ist wichtig."

"Spuck's aus."

"Also, ich habe dir möglicherweise bereits erzählt, dass Clary und ich Weihnachten dieses Jahr alleine verbringen-"

"Erst so an die fünftausend Mal."

"Und es wird sicherlich sehr romantisch -du kennst mich ja, selbst wenn ich einem bluttriefenden Du'sien Dämon gegenüber stehe, sprudle ich nur so vor romantischer Stimmung-, und ich denke, es ist an der Zeit, sie endlich zu fragen, ob sie mich-"

"ALEC! ALEC!!"
Die Speisekammertür flog auf, und im nächsten Moment hatte Jace das Fenster aufgerissen und war aufs Fensterbrett gesprungen.

Magnus streckte panisch seinen Kopf durch die Tür. "Alec!"

"Magnus!" Alec war sofort im Notfallmodus, bereit die Stadt niederzubrennen, Weihnachten abzusagen und ins Weiße Haus einzubrechen, nur um, was auch immer diesen Gesichtsausdruck bei Magnus ausgelöst hatte, bezahlen zu lassen. "Was ist passiert? Geht's den Kindern gut?"

"Was? Ja." Magnus lächelte beruhigend ihn an. "Natürlich geht's ihnen gut. Aber ich brauche deine Hilfe, schnell, ich- Oh, hi, Blondie."

"Wie hast du uns gefunden?" Jace verrenkte sich den Hals, um zu sehen, ob Maryse Magnus gefolgt war.

"Magie, was sonst." Magnus grinste kurz, verzog dann aber das Gesicht. "Und mit meiner Nase. Hast du in Aftershave gebadet?"

"Magnus, sag mir endlich was los ist." Alec war sich immer noch nicht sicher, ob der Notfallmodus jetzt notwendig war, oder nicht. Soweit er das beurteilen konnte, war Magnus noch in einem Stück, und auch sonst waren keine Schmerzensschreie zu hören.

"Tja, das ist dann wohl mein Stichwort." Jace richtete sich auf und hob zum Abschied eine Hand an die Stirn. "Wünsch mir Glück, Alec." Er zwinkerte seinem Parabatai zu. "Frohe Weihnachten." Mit diesen Worten machte er einen Salto rückwärts, und sprang aus dem dritten Stock des Instituts.

"Warte, blonder Jüngling, dessen Name mir kurzfristig entfallen ist -nimm mich mit, lass uns gemeinsam diesem Ort des Grauens entfliehen..." Magnus streckte sehnsüchtig eine Hand Richtung Fenster aus.

Keine Sekunde später, war das Aufheulen eines Motorradmotors zu hören.

"Komm gar nicht erst auf Ideen, das Verlassen des Gebäudes durch etwaige Fenster ist strengstens untersagt." Alec schüttelte den Kopf. "Bilde ich mir das nur ein, oder war Jace gerade nervös?"

"Egal. Schnell." Magnus hatte scheinbar wieder alle Sinne beisammen und zerrte Alec aus der Speisekammer. "Ich brauche dringend deine Hilfe! Dein Vater hat mich eben gefragt, ob ich deinen Großonkel Barnabas kannte, und ich wette das war eine Fangfrage! Der einzige Barnabas, an den ich mich erinnere, hatte drei Köpfe und war Reinigungskraft in einer der niederen Höllendimensionen. Also hab ich so getan, als müsste ich mal für kleine Hexenmeister, und bin dich suchen gegangen. Hattest du einen Großonkel Barnabas? Und viel wichtiger: Weißt du ob ich ihn kannte?"

Alec blieb abrupt stehen. "Was ist das für ein Geräusch?"

***
Malecfan_forever

Kurze, spannungsgeladene Stille.

"Dein vermeintlicher Onkel Barnabas, der das Klavier foltert? Könnte auch deine Urgroßtante Milligret sein..."

Alec schnaubte und richtete die Augen gen Decke (und den Schinken, der immer noch gehässig hin und herschwang. Alec war beinahe gewillt, auf ihn einzuboxen). "Onkel Barnabas ist vor knapp fünfzehn Jahren einem Titschan-Dämonen zum Opfer gefallen. Auch wenn er, den Horrorgeschichten meines Vaters nach zu urteilen, begeisterter Musikhasser war."

Er quetschte sich aus der Speisekammer, knallte die Tür zu und zog Magnus hinter sich her in die Tiefen des Instituts. "Komm jetzt."

Den dramatischen Seufzer hinter sich geflissentlich ignorierend bog Alec in den pompösen Saal, in dem das Weihnachtsessen stattfinden sollte, ein. Und war beim Anblick, der sich ihm bot, durchaus mit der Idee einverstanden, das Essen doch noch sausen zu lassen und wieder nach Hause zu gehen.

Malec- Alle Jahre wiederWo Geschichten leben. Entdecke jetzt