2. Kapitel

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Noch lange überlegte ich, über wen Vater und Mutter gesprochen hatten. Wer auch immer es war, die Person schwebte in Lebensgefahr. Obwohl dies nichts Neues war. Mein Vater hatte als Todesser schon viele Leben auf dem Gewissen. Nicht, dass ich stolz darauf wäre, ich konnte es nur nicht verhindern, ohne selbst in die Gefahr zu laufen, von meinem Vater verletzt zu werden. Leise erhob ich mich von meinem schwarzen, mit Samt überzogenen Bett und stellte mich vor den Kalender, der über meinem Schreibtisch hing. In einer Woche war wieder Vollmond. Dann kann ich mich endlich wieder verwandeln. Dann bin ich nochmal wenigstens eine Nacht frei...

Ein Klopfen an meiner Tür riss mich aus den Gedanken. "Herein", erwiderte ich und schaute gespannt auf die Tür. Es kam nicht oft vor, dass jemand an meiner Tür klopfte. Eigentlich nur, wenn ich zum Essen erscheinen sollte oder mein Vater sauer auf mich war und mir eine Lektion erteilen wollte. Und dann war es immer nur ein Hauself, der mich rief.
Zu meinem Erstaunen kam meine Mutter herein. "Mama. Was ist los?" Ihr standen Tränen in den Augen und sie schaute mich traurig an. "Mein Schatz...du musst mir jetzt gut zuhören, ja?" Ich nickte, zu ängstlich um einen Ton von mir zu geben. So ernst war meine Mutter noch nie. "Gut. Du musst hier weg. Heute Nacht noch. Nimm nur das Wichtigste mit. Du musst nach Hogwarts. Keine Angst, deine Füße werden dich dort hinbringen. Dort bist du sicher. Und egal was passiert, du darfst nicht stehen bleiben! Immer weiter laufen, ja?" "Was? Aber warum? Was ist passiert?", fragte ich. "Du bist stark. Zu stark. Du bist eine Bedrohung für den dunklen Lord und er will dich umbringen lassen. Dein Vater...nunja..." "Ihm ist egal, was mit mir passiert, nicht wahr? Er würde mich noch persönlich umbringen, wenn Voldemort das so einrichten würde", stellte ich bitter fest. Irgendwie tat es weh, zu merken, dass der eigene Vater sich wirklich einen Dreck für seine Tochter interessierte. Mir traten Tränen in die Augen, doch erlaubte ich es mir nicht, sie laufen zu lassen. "Ja, mein Schatz. Es tut mir leid." "Du kannst doch nichts dafür. Aber was ist mit dir? Er wird wissen, dass du mir geholfen hast, zu verschwinden." Bei dem Gedanken, dass mein Vater ihr weh tun könnte, zog sich alles in mir zusammen. "Mach dir da mal keine Sorgen. Mir wird nichts passieren." Ich zweifelte daran, aber ich setzte nicht mehr an, etwas zu sagen. Es würde nichts bringen. Also stand ich auf und fragte:" Werden wir uns irgendwann wiedersehen?" "Ja, meine Kleine. Das werden wir. Und jetzt pack schnell ein paar Sachen ein. Und vergiss nicht deinen Zauberstab, den wirst du brauchen! Achso, hier. Das wirst du ebenfalls benötigen." Sie hielt mir eine Kette mit einem Schlüssel hin. "Das ist der Schlüssel zu deinem Verließ bei Gringotts. Ich habe dir dort ein bisschen Geld hineingelegt. Es müsste reichen." "Danke Mama!", meinte ich und umarmte sie. Es war eine verzweifelte, dankende und verabschiedende Umarmung. Ich klammerte mich an ihr fest. Ich hatte Angst. Angst, dass, wenn ich sie jetzt loslassen würde, ich sie nie wieder sehen würde. Angst vor meinem Vater. Angst, alleine da draußen zurechtkommen zu müssen. Angst, zu sterben. Angst, dass jemand herausfinden könnte, was ich war. Ich war von nun an auf mich selbst gestellt. Ich hatte nun keine Mutter mehr, die auf mich aufpassen würde. Denn sie musste hier bleiben. Hier, in diesem Drecksloch. Bei einem Mann, bei dem man nie wusste, was als nächstes kam. Ich sah ihr ein letztes Mal in die Augen. "Komm mit mir mit." Das war keine Frage, es war ein Betteln. Ich wollte sie nicht alleine lassen. Das war ein Abschied. Ein gehauchtes "Ich liebe dich" war das letzte, was ich von ihr hörte, bevor sie die Tür hinter sich schloss. Es war ein klares 'Nein'.

Nachdem meine Mutter mein Zimmer verlassen hatte, schnappte ich mir den erstbesten Koffer, den ich fand und stopfte alle möglichen Dinge ein, von denen ich meinte, sie zu brauchen. Von kleinen Erinnerungen an meine Mutter, bis zu Klamotten und Umhängen. Meinen Zauberstab trug ich sowieso immer bei mir und die Kette mit dem Schlüssel band ich mir um meinen Hals und versteckte sie dann unter meinem Pullover. Nachdem ich dann meinte, alles, was ich benötigte, eingepackt zu haben, klappte ich ihn zu und verzauberte ihn in einen Anhänger den ich dann an die Kette mit dem Schlüssel befestigte. Den Anhänger konnte ich dann beliebig zurückverwandeln.
Danach machte ich mich bettfertig und schlief mit dem Gedanken daran, dass ich mitten in der Nacht fliehen würde, ein.

Snowangel ( HP ff - Rumtreiberzeit )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt