B lack widow

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Vorwort::

Hallo zusammen :)
Dies ist mal eine komplett neue Sache, an die ich mich gerne wagen würde: Reader/OC-Inserts. Ich hab echt lange hin und her überlegt, wie ich es am besten verpacken kann und so weiter und so fort.
Es ist quasi nur ein kleines Side-Projekt und wird daher auch nicht regelmäßig ge-updated, auch wenn schon alle drei Teile der Serie [Romance / Drama / Smut] durchgeplant sind, das Schreiben braucht da doch noch ein wenig länger~
Außerdem ist jedes Kapitel voneinander unabhängig, ihr könnt euch also euren Lieblings-Avenger heraussuchen oder es wagen, alles durchzulesen ;)
Viel Spaß beim Lesen 


Anmerkung::

[E/C] Deine Augenfarbe
[F/C] Deine Lieblingsfarbe
[H/C] Deine Haarfarbe
[L/N] Dein Nachname
[Y/N] Dein Name 


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Niemand hatte ihr jemals gesagt, dass es so anstrengend sein würde, für Stark Industries zu arbeiten. Auch hatte ihr nie jemand gesagt, dass Geschäftsreisen so anstrengend sein konnten. Zuerst dachte sie nur, es wäre ein angenehmes Hinfliegen in einem schicken Privatjet, übernachten in den schönsten Hotels und dinnieren in den besten Restaurants. Zumindest stellte sie sich so den Teil vor, in dem sie nicht unterwegs war und irgendwelche irrelevanten Sachen für Fräulein Pepper Potts besorgen sollte, die diese widerrum für Tony Stark besorgen musste.

Aber eine kleine Ausnahme war schon okay.
Oder?

Momentan befand [Y/N] sich in Paris, genauer gesagt auf einer kleinen Allee, eingerahmt von Bäumen, die kleine, pfirsichfarbene Blüten trugen. Die Sonne stand hoch am Himmel und eine kühle Brise erleichterte den warmen Tag.
Der Sand knirschte unter ihren Schuhen, Menschen um sie herum lachten und unterhielten sich auf französisch, was sie leider kaum verstand.

Es störte sie kaum, denn bis jetzt war dieser Tag perfekt verlaufen. Gutes Wetter, der Eiffelturm hinter ihr, eine kleine Version des Arc de Triomphe direkt vor ihr und dahinter ihr angestrebtes Ziel, für ihre kurzfristig eingeräumte Freizeit.

Eigentlich sollte sie sich keine Sorgen machen, das jemals jemand Wind davon bekam, dass sie sich nicht auf ihre Arbeit konzentrierte, sondern die kostbare Zeit damit vergeudete, dass zu machen, was Touristen eben machten. Außerdem war es schon ein lange gehegter Traum von ihr gewesen, nach Paris zu kommen.
Eine kulturell wertvolle Stadt, wie ihr immer gesagt wurde.
Und außerdem die Stadt der Liebe.

Nur noch wenige Schritte war sie von ihrem Ziel entfernt und ihre [E/C] Augen weiteten sich vor Erstaunen und Bewunderung, als sie den alten Palast erblickte, der mit seiner U-Form eine große und mehrere kleine Glaspyramiden umschloss.
Der Louvré.

Ein wunderschöner Anblick, von dem [Y/N] schon lange geträumt hatte und den sie nun in der Realität bewundern konnte.
Lange konnte sie sich jedoch nicht auf die vielen verzierten Fenster und die säuberlich gehauenen Statuen konzentrieren, als sie ein lautes Hupen aus ihren Tagtraum schreckte.

„Oh Gott, Entschuldigung!", ihr Herz klopfte bis zum Hals und zitternd hob sie ihre Hände, [Y/N] war so abgelenkt gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie sie die schmale Straße betreten hatte, ohne auf den Verkehr zu achten.
Ein schwarzer Wagen war vielleicht einen guten Meter vor ihr zum Stehen gekommen und die Frau hinter dem Steuer sah so verärgert aus, dass [Y/N] sogar schon den Blick des Todes hinter ihrer riesigen Sonnenbrille spüren konnte.

Die Fahrerin mit strengem, braunen Bob und deutlich schickeren Sachen als ihre eigenen, bewegte ihren Kopf nicht einen Millimeter. [Y/N] musste aussehen wie ein Reh im Scheinwerferlicht, dass wusste, sein letztes Stündlein hat geschlagen.
Doch schließlich machte die Fremde eine Handbewegung, die ihr deutlich zu verstehen geben sollte, dass sie kuschen sollte und ein wenig unbeholfen stolperte [Y/N] auf die andere Seite der Straße.

Aller Augen richteten sich auf den Wagen, als dessen Motor aufheulte und er die schmale Straße hinunter düste, ehe er um die nächste Ecke verschwand.
Leises Gemurmel machte sich breit, ehe die ersten sich wieder abwandten und sich wieder um ihre eigenen Sachen kümmerten.
Okay, tief durchatmen, dir ist nichts passiert, dachte sie sich und tat genau das, ehe sie sich umdrehte und mit einem noch leicht flauen Gefühl im Magen zum Eingang schritt.

Die Schlange am Eingang der größten Glaspyramide war unheimlich lang und [Y/N] nutzte die Zeit, um ihr Arbeitshandy zu checken.
Noch zu Beginn ihres kleinen Ausflugs hatte Miss Potts sie mit Nachrichten terrorisiert, dass sie sich ja auf ihre Aufgabe konzentrieren solle, alles so schnell wie möglich besorgte und dann auf direktem Wege wieder zurück nach New York kam.

Wenn sie dann wieder einen Blick auf ihre To-do Liste warf, konnte sie stolz verkünden, dass sie schon Einiges davon abgehakt hatte. Das beruhigte gleichzeitig wieder ihre Gewissen – natürlich durfte sie sich jetzt auch ein wenig Freizeit gönnen.
Ohne es wirklich bemerkt zu haben, hatte die Schlange sich so weit fortbewegt, dass sie fast an der Kasse war.

Mit gebrochenem französisch kaufte sie sich eine Karte und meldete sich auch sogleich für eine Führung an, wobei ihr ein kleines Audiogerät in die Hand gedrückt wurde, womit sie die Führung auch auf ihrer Muttersprache verstehen konnte.
Die Führungen begannen immer zu voller Stunde und ein Blick auf ihre Uhr verriet [Y/N], dass sie noch 15 Minuten Zeit hatte.

Mit großen Augen schritt sie die geschwungenen Treppen hinunter und betrachtete den bereits erstaunlichen Eingangsbereich. Noch waren keine alten Gemälde, oder wundersamen Skulpturen zu sehen, doch dank der gläsernen Pyramide war der sandsteinfarbene Bereich mit Licht durchflutet.
Hie und da waren Aushänge für anstehende Events und nach mehrmaligem Umsehen, entdeckte sie auch das Schild, das den Treffpunkt für die Führungen bekannt gab.

Ohne jede Hast schlenderte sie dorthin und sah, wie sich bereits andere Menschen dort tummelten. Ältere Herren mit Krücken, Japaner mit voller Fotografenausstattung, ein wohl frisch verliebtes Pärchen und anscheinend einige Kunstliebhaber.
Ein Tourguide war bereits anwesend, in feiner Uniform und geduldig Fragen beantwortend, während alle darauf warteten, dass es endlich los ging.

Endlich, als die Uhr zur vollen Stunde schlug und die Dame, die sie führen sollte, mit einem Willkommen begann und sie in die richtige Richtung wies, sah [Y/N] aus dem Augenwinkel eine schnelle Bewegung.
Eine Frau eilte die letzten Stufen der Treppe hinunter und schloss sich ihnen noch in letzter Sekunde an, auch wenn der Tourguide nur skeptisch die Augenbraue hochzog.

Genauso, wie [Y/N] es auch tat. Denn nach genauerer Betrachtung erkannte sie die Frau, die sich ihnen so kurzfristig angeschlossen hatte, nur zu gut wieder.
Der braune Bob, die strengen Gesichtszüge und selbst im Gebäude trug sie noch die Sonnenbrille. Es war die Frau, die sie fast umgefahren hätte.

Eben diese hatte das Gesicht zu ihr gewandt, doch keine Regung war zu erkennen, noch machte sie irgendwelche Anstalten, dass Wort an sie zu wenden. Von dieser überraschenden Begegnung peinlich berührt, zog [Y/N] es ebenfalls vor, den Mund zu halten.
Und schon bald sollte sich herausstellen, dass diese Führung anstrengender werden würde, als sie vorhergesehen hatte.

Egal, wo sie hin gingen und egal, wie sehr sie sich versuchte auf die Bilder, oder die Erklärungen auf dem Band zu konzentrieren, sie spürte immer diesen stechenden Blick im Nacken und wenn sie sich zu der Fremden umdrehte, meinte sie, dass diese sie beobachtete.
Leider konnte man es dank der Sonnenbrille nicht allzu gut erkennen.

Doch das ungute Gefühl blieb und irgendwann verging ihr die Lust auf die Führung. Langsam aber sicher schlenderte [Y/N] eher hinter der Gruppe her, als das sie wirklich mit ihnen ging und drückte zufällig irgendwelche Kombinationen auf dem Tongerät, sodass Texte abgespielt wurden, die nicht zu dem jeweiligen Bild passten.

Irgendwann steckte sie sich auch den anderen Stöpsel ins Ohr und blendete die Umgebung vollends aus. Jetzt waren es nur noch Ruhe und Kunstwerke. Schemenhafte Bewegungen im Augenwinkel und der langsame Gang in eine unbestimmte Richtung, mal mit, mal gegen den Strom.
Langsam aber sicher verabschiedete sich auch ihr Zeitgefühl.
Es fühlte sich so an, als würde sie schon seid Stunden auf den Beinen stehen und noch lange nicht alles gesehen haben. Ein Gefühl von Müdigkeit und Hunger drängte sich auf.

Am liebsten würde sie sich auf eine der unbequemen Bänke fallen lassen, die hier alle paar Meter in den großen Hallen standen. Auf der anderen Seite... sie sahen wirklich eher unbequem aus und wer wusste schon, ob es nicht doch heimliche Skulpturen waren.
Außerdem kam dann noch das dringende Bedürfnis hinzu, ein mal auf die Toilette zu müssen. Machten sie eigentlich irgendwann eine Pause? Wie viel vom Louvré hatten sie bis jetzt eigentlich schon abgeklappert?

Vollkommen in Gedanken versunken, merkte sie nicht, wie die Gruppe sich immer weiter entfernte, bis sie schlussendlich alleine da stand.
Fast alleine.
Ein leichtes Tippen auf ihre Schulter ließ sie aufschrecken und blitzschnell drehte sie sich um, zeitgleich die Ohrstöpsel heraus reißend.

Als [Y/N] das Gesicht der Fremden direkt vor sich hatte, dachte sie zuerst, ihr Herz würde stehen bleiben. Doch nach angespanntem Schweigen, bogen sich ihre vollen Lippen nach oben und sie nahm die Sonnenbrille ab, offenbarten ein Paar blauer Augen, die sie amüsiert betrachteten.
„Bist du verloren gegangen?"

Der humoristische Unterton in ihrer Stimme entging [Y/N] nicht und sie wusste nicht, ob sie beleidigt und sauer oder beschämt sein sollte – oder gar erstaunt, dass diese Dame perfektes Englisch sprach.
Am besten war es, wenn man nach Ersterem ging und so schnappte sie zurück: „Nein, bin ich nicht"
„Das scheint allerdings eine schlechte Angewohnheit zu sein"

Die fein gezupfte Augenbraue hob sich langsam und nach genauerer Betrachtung fiel [Y/N] auf, dass sie ziemlich jung war. Auch wenn der anscheinend dauerhafte mürrische Ausdruck sie um einiges älter wirken ließ.
„Ich hatte ein Ziel vor Augen und es war nur ein Versehen, dass ich so plötzlich auf der Straße stand"
„Auf mich wirkte es trotzdem ein wenig verloren"

Mit zusammengepressten Lippen stierte [Y/N] die Frau an und warf schließlich ihr [H/C] Haar über die Schulter, um sich direkt auf dem Absatz umzudrehen und davon zu stapfen. Im Moment kein Auge mehr übrig für die Kunst um sie herum, rauschte sie den Gang hinunter und hoffte einfach nur weit weg von dieser Frau zu kommen, damit sie wieder ihre Ruhe hatte und den Rest ihrer selbst genommenen Freizeit genießen zu können.

Doch hinter ihr war ein penetrantes Klackern von Absätzen zu hören, dass ihr auf Schritt und Tritt zu folgen schien und mit einer hochprozentigen Genauigkeit konnte sie sagen, zu wem dieses Geräusch gehörte.
Aus dem Konzept bringen lassen, wollte [Y/N] sich trotzdem nicht und marschierte weiter, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte und den Schritt verlangsamte.

„Okay", platzte sie schließlich heraus und drehte sich wieder zu der Frau herum, die in einem gewissen Abstand zu ihr stehen geblieben war und noch immer einen leicht amüsierten Ausdruck auf dem Gesicht hatte, „Wenn Sie schon sagen, dass ich mich immer verlaufe und Sie mir nicht helfen wollen, wieder zurück zu der Gruppe zu kommen, dann unterlassen Sie es auch bitte, mir zu folgen"

Ein unpassendes, mädchenhaftes Lachen perlte von ihren vollen, roten Lippen, was [Y/N] zwar ein wenig überraschend fand, doch auch ein wenig reizend fand.
„Schon okay. Wenn du möchtest, werde ich dich in Ruhe lassen", eine Aussage, die sie die Augen verdrehen ließ, „Auf der anderen Seite helfe ich dir natürlich gerne, den Weg wieder zurück zu finden"

Die Brünette ging an ihr vorbei, noch immer ein kleines, unbeschwertes Lächeln auf den Lippen und berührte flüchtig ihren Arm. Eine Geste, die [Y/N] zum Zittern brachte. Ein wenig angespannt sah sie der Frau hinterher, unschlüssig, ob sie ihr folgen sollte, oder nicht.
Aber sie wusste genauso gut, von ihrem bisher bewiesenen Sinn fürs 'verloren gehen', dass sie hier sicher nicht alleine raus finden würde.

Ein Seufzen kam über ihre Lippen und schließlich folgte sie der Frau, die gemütlich vor ihr her schlenderte.
„Also", begann [Y/N], kaum, dass sie zu der Frau aufgeschlossen hatte und betrachtete ihr Profil, „Sie scheinen nicht aus Frankreich zu kommen..?"
„Nein. Und du darfst mich ruhig duzen"

[Y/N] rümpfte die Nase. Das würde sicher eine tolle Unterhaltung werden. Schweigend gingen die beiden durch die hellen Flure. Während die Frau immer ein Auge auf die Kunst und Architektur um sie herum zu haben schien, interessierte [Y/N] sich immer weniger dafür und beobachte mehr oder weniger offensichtlich die Frau an ihrer Seite.
Irgendwoher kam sie ihr bekannt vor.

„Ich habe noch gar nicht nach deinem Namen gefragt. Und das ist das Mindeste, was du mir verraten kannst, nachdem du mich fast über den Haufen gefahren hast"
„Du meinst, nachdem du mir einfach vor's Auto gelaufen bist?", sie schmunzelte und erwiderte offen ihren Blick, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
„Was auch immer"

„Nenn mich... Laura", die Brünette schien ein wenig zu überlegen, als sie ihren Namen preisgab, was [Y/N] sofort fragend die Augen verengen ließ.
„Okay, Laura, dann lass uns mal einen Weg hier raus finden", mit neu entfachter Entschlossenheit schoss [Y/N] nach vorne und eilte in schnellem Tempo den Gang hinunter.
So hatte sie sich ihren Tag sicher nicht vorgestellt, doch man musste schließlich das Beste daraus machen. Außerdem war sie schon so lange in diesem Museum gefangen und verlangte nach dem Sonnenlicht. Immerhin wartete außerhalb dieser Wände ein schöner Frühlingstag auf sie.
Mal ganz davon abgesehen, dass sie an einem Tag sicher eh nicht alles sehen konnte, was es hier zu bestaunen gab.

Laura führte sie durch die Flure, scheinbar nicht sonderlich erpicht darauf, einen Ausgang zu finden, sondern sie ein wenig näher an die Kunstwerke zu bringen, denn immer wieder blieb sie stehen und sagte: „Sieh dir das Bild an, die Pinselführung, der Ausdruck"
Jedes Mal, wenn sie stehen blieb, sah sich [Y/N] das Bild an und richtete dann den Blick auf Laura neben sich, die vollkommen eingenommen wirkte.
Als würde sie etwas in den Bildern sehen, die niemand anderes sehen konnte.

Was schon sehr absurd war, weil die meisten Bilder, vor denen sie stehen blieb ein unterschwelliges Gefühl von Unwohlsein in ihr wach rief. Viele davon zeigten Trauer, Gewalt oder auch Tod.
„Du siehst nicht unbedingt aus, wie jemand, der sich für all das hier interessiert"
„Man sollte Menschen nie nach ihrem Äußeren beurteilen", wandte Laura ein und ging schließlich weiter.
Überrumpelt von dieser Aussage stierte [Y/N] der Frau erst nach, ehe sie folgte und ein leichtes Brennen in ihrem Gesicht machte sich bemerkbar. Peinlich.

„Tut mir leid", sagte sie, kaum das sie wieder mit der jungen Dame aufgeschlossen hatte, doch diese sagte nichts, führte sie stattdessen schweigend weiter und [Y/N] fühlte sich ein wenig dumm, dank ihr Oberflächlichkeit, denn bis dato hatte sich herausgestellt, dass die Frau, die sie beinahe umgefahren hatte, nun doch nicht so barsch zu sein schien, wie sie gedacht hatte.
Man konnte fast sagen, sie war ein angenehmer Charakter, wenn sie so ruhig neben ihr her ging und interessant dazu, wenn sie so über die Kunstwerke längst verstorbener Artisten dachte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit des Anschweigens packte Laura ihre Hand und zog sie mit in eine vollkommen andere Richtung: „Ich möchte dir etwas zeigen", sagte sie als halbherzige Erklärung für diesen plötzlichen Überfall, der [Y/N] kurzzeitig aus der Spur warf.
Doch sie schwieg und ließ sich leiten, gespannt auf das, was kommen würde.

Gemeinsam betraten sie eine große Halle, wesentlich voller, als die ganzen Gänge, durch die sie gestreift waren, aber mit wesentlich weniger Ausstellungsstücken bestückt, als bereits zuvor gesehen.
Das Summen von Stimmen war hier am stärksten, immer wieder unterbrochen von dem Klicken unzähliger Kameras.
„Ich mag Überraschungen nicht wirklich", sagte [Y/N] und ließ sich weiter zu der großen Traube an Menschen inmitten des Raumes ziehen. Doch Laura schien das nicht im geringsten zu beunruhigen und lächelte nur, als sie konterte: „Du siehst nicht aus wie jemand, der Überraschungen verschmähen würde"

[Y/N] verdrehte die Augen, ließ sich jedoch weiter durch die Menge ziehen. Eckte hie und da mit anderen Menschen an, bekam selbst einige Stöße in die Rippen und wurde auf Sprachen angemault, die sie nicht direkt identifizieren konnte.
Und die ganze Zeit über ließ Laura ihre Hand nicht los. Als wäre sie ein sicherer Hafen, der Widerstand gegen das tosende Meer bot. Etwas, das [Y/N] überraschte, weil sie nicht so über Laura gedacht hätte.

Schließlich stoppte Laura vor einem dicken, roten Seil, dass sie von einer Mitten im Raum stehenden Wand trennte. Eine Wand, an der wohl das Wertvollste des ganzen Museums hing und für das Menschen aus aller Welt her reisten.
Die Mona Lisa.

„Ich hab sie mir größer vorgestellt", murmelte [Y/N] und Laura warf ihr bereits einen warnenden Blick zu.
Im Gegensatz zu der großen Wand, war das Gemälde wirklich eher mickrig. Ganz davon abgesehen, dass man einen guten Meter Abstand halten musste und Personal darauf achtete, dass das Kunstwerk nicht beschädigt wurde.
Was genau Laura nun jedoch von ihr wollte, konnte sie nicht erraten.

Ohne den Blick von dem Portrait abzuwenden, begann die Brünette: „Vielleicht mag es im ersten Augenblick nicht allzu atemberaubend sein, aber was weiß man über diese Frau?"
Mit gerunzelter Stirn sah [Y/N] von Laura zu dem Bild und wieder zurück. Die Frau war wieder so konzentriert auf das Bild, dass es ihr schwer fiel, den Blick wieder abzuwenden.

„Es gibt viele Mythen, die sich um sie ranken. Wer war sie wirklich? Warum lächelt sie?", fuhr Laura fort und ihr Ausdruck schien an Leben zu verlieren, glitt langsam ins Melancholische ab, „Vielleicht war sie ja nie eine wirklich existierende Person, sondern da Vinci zeichnete sie nur, weil sie ein Bildnis seiner Vorstellung war. Eine Frau, die er nach seinen Vorstellungen gestalten konnte"

Ein Schleier von Trauer legte sich über ihren Blick und [Y/N] spürte ein Stechen in der Brust. Sie kannte Laura kaum, noch lange genug, als das sie hätte Mitleid empfinden können. Und doch war etwas in ihrem Blick, dass Gefühle in ihr aufwallen ließ, die sie eigentlich nicht haben sollte.
Langsam entglitt ihr Lauras Hand und ihr wurde bewusst, dass sie sie, trotz allem, die ganze Zeit über festgehalten hatte.
Bevor sie ihr ganz entgleiten konnte, verstärkte sie den Griff und verschränkte die schmalen Finger mit ihren eigenen.

Wie in Trance hob Laura den Blick, sah sie mit ihren blauen Augen an und gleichzeitig durch sie hindurch, ehe sie den Blick abwandte und sich langsam, mit ihr an der Hand, wieder einen Weg hinaus aus der Menge bahnte.
Und dieses Mal auch einen Weg hinaus, aus dem Museum.

Die Sonne blendete in den Augen, doch der frische Wind und die kühle Luft taten mehr als gut. Mehrmals atmete [Y/N] tief durch und strich ihr [H/C] Haar nach hinten. Laura schien es ihr gleich zu tun und ließ nun auch ihre Hand los.
„Viel besser", nuschelte sie und drehte sich zu der Anderen um. Jetzt umspielte ihre vollen Lippen auch wieder ein Lächeln.

Eine Woge der Erleichterung schwappte durch [Y/N], als sie diesen Ausdruck wieder erblickte und automatisch brachte es auch sie zum Lächeln.
Als sich ihre Blicke trafen, musste sie noch breiter Grinsen und mit einem Mal begann ihr Herz zu flattern, als die Frau sich zu ihr vorbeugte, ihre Hand langsam über [Y/N]'s Arm hinauf glitt und schließlich mit einer Strähne ihres [H/C] Haares spielte.

Sie traute sich gar nicht, sich zu bewegen, als sie die kalte Hand in ihrem Nacken spürte und Laura sich so weit vorbeugte, dass sie ihr warmer Atem auf der Haut kitzelte. Doch es passierte nicht das, was sie erwartet hatte.
Ganz leicht streiften ihre roten Lippen über ihre Wange, eine zarte Berührung, kaum spürbarer Druck und geflüsterte Worte in ihrem Ohr, die sie augenblicklich erstarren und rot anlaufen ließen.
„Ich mag dich, also werde ich auch nichts von deinem kleinen Ausflug verraten, [Y/N]"

Die Angesprochene konnte sich nicht daran entsinnen jemals ihren Namen preisgegeben zu haben und doch wusste Laura ihn. Was dem ganzen noch das I-Tüpfelchen gab, war der Kuss auf ihre Stirn gefolgt von einem auf ihre Wange, die sie noch röter werden und beschämt den Blick senken ließ, wobei sie ein letztes Mal das mysteriöse Lächeln der Frau erhaschte.

Stur war ihr Blick auf ihrer beider Schuhe gerichtet, wobei sich das fremde Paar langsam abwandte und mit ein paar letzten Worten verschwand.
„Вы можете называть меня Наташа"

Als der Name fiel, fiel bei ihr auch endlich der Groschen, warum sie ihr so bekannt vorgekommen war. Als [Y/N] den Blick hob, war die Fremde und doch so Bekannte bereits verschwunden.
Doch glaubte sie, in der Menge an Menschen einen Schopf feuerroter Haare erkennen zu können.


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[A/N]:
#1: Vermutlich total falsches Russisch: "Du kannst mich Natasha nennen"
#2: Natasha Romanoff benutzt unter anderem das Alias Laura Matthers



B.I.T.C.H.E.S. [Pastell]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt