S okovian twin

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Friendly reminder:

[E/C] Deine Augenfarbe
[F/C] Deine Lieblingsfarbe
[H/C] Deine Haarfarbe
[L/N] Dein Nachname
[Y/N] Dein Name
[Y/C] Dein Auto
[F/F] Dein Lieblingsessen
[Y/O] Deine Heimat
[F/B] Deine Lieblingsblumen

NEU:
[F/A] Dein/e Lieblingsmusiker/band



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Die letzten Tage waren so unglaublich stressig gewesen, dass sich ihre Stimmung in den Keller verabschiedet hatte. Ihre freien Tage waren sogar ausgefallen, weil einfach so viele Leute krank wurden, als wenn eine Grippewelle die Stadt erfasst hätte.
Das Einzige, was sie aufmunterte, wenn sie sich morgens mit Muskelkater aus dem Bett quälte war die Musik von [F/A]. Normalerweise fand sie es so klischeehaft. Musik hilft dir durch den Tag, blah, blah.
Aber irgendwas Wahres musste da ja anscheinend dran sein.

Nur jetzt hatte [Y/N] ein Problem.
Ein Ohrwurm, der sie nicht mehr los ließ.
Und jedes Mal, wenn sie gedanklich abdriftete, schlich er sich in ihren Kopf, übernahm nicht nur diesen, sondern schien auch ihren Körper zu beeinflussen, als sie unbewusst anfing, mit dem Fuß zu wippen, oder leicht im Rhythmus der Melodie den Kopf zu bewegen.
Manches Mal hatten ihre Kollegen sogar Probleme damit, sie wieder ins Hier und Jetzt zu holen.

Genauso auch jetzt, als [Y/N] beinahe apathisch verschiedene Dokumente aneinander tackerte und locherte, gelegentlich mal auf ihren Computer schielte, um verschiedene Zahlen einzutippen.
„[Y/N]. [Y/N]?", ein fester Knuff gegen ihren Oberarm ließ sie aufschrecken und prompt rutschte sie mit dem Locher ab, „Ist alles gut bei dir? In letzter Zeit siehst du so... fertig aus."
Ihre [E/C] Augen richteten sich auf ihre Kollegin und sahen sie mit einer Mischung aus Müdigkeit und Unglauben an.

„Ja, ich bin fertig, verständlich, oder?", [Y/N] knüllte das falsch gelochte Papier zusammen und warf es in den Mülleimer unter ihrem Tisch, bevor sie sich zu ihrem Computer umdrehte, um die Dokumente nochmals auszudrucken.
Ihre Kollegin gab ein belustigtes Geräusch von sich: „Vergiss nicht, wir sitzen alle im gleichen Boot und müssen das hier ausbaden."
„Du hast gut reden", schnaubte sie und rollte mit dem Stuhl zum Drucker herüber, um die frisch gedruckten Exemplare an sich zu nehmen, „Du musst ja nur hier an der Rezi sitzen. Alleine vorgestern bin ich durch halb New York getrampt und durfte dann noch bei einem Erste-Hilfe-Kurs assistieren."
„Wo du fast auf dem Boden eingeschlafen bist?", ihre Kollegin lachte los, „Ja, davon habe ich gehört."

[Y/N] rümpfte die Nase. Schön, dass man sich wenigstens noch über sie lustig machen konnte.
„Siehst du, was ich meine?", abermals nahm sie den Locher in die Hand und versuchte sich auf diese simple Arbeit zu konzentrieren.
„Sieh es positiv: Wenigstens bist du nicht eingeschlafen und hast angefangen zu schnarchen."
„Hörst du mich lachen?", kam direkt eine trockene Gegenfrage ihrerseits, was ihre Kollegin mit einem beleidigten Ausdruck abrücken ließ.

Es lag ja nicht mal an ihrer Kollegin, oder den dummen Sprüchen die scheinbar jeder hier auf Lager hatte, aber mit dem ganzen Stress und dem wenigen Schlaf, wurde man eben irgendwann ein wenig garstig.
Ein schweres Seufzen kam über ihre Lippen und mit mehr oder weniger – vermutlich weniger – neu entfachtem Elan, beugte sie sich über ihre ganzen Papiere, damit sie so tun konnte, als würde sie arbeiten und ganz nebenbei wieder in ihre kleine Welt abdriften.

Schon nach kurzer Zeit pflanzten sich wieder die Lyrics des Songs in ihren Kopf, der sie schon die ganze Zeit verfolgte und langsam aber sicher schwoll das ganze zu einem wahnwitzigen Konzert an.
Zum gefühlten hundertsten Mal erreichte das leise Stimmchen in ihrem Kopf den Refrain, als sie wieder unterbrochen wurde. Erneut von der Dame an ihrer Seite.
„Was?", mit Todesblick drehte [Y/N] sich zu ihr um, bekam jedoch keine Antwort, sondern nur ein Nicken in eine undeutliche Richtung, was sie augenblicklich die Stirn runzeln und nochmals nachfragen ließ.

„Schau mal, wer wieder da ist", die Worte waren kaum mehr als ein Flüstern und darauf folgte ein weiteres Nicken in den Raum.
Doch [Y/N] konnte sich bereits denken, wen sie nun meinte und automatisch suchte sie mit ihren [E/C] Augen den Eingangsbereich ab.
Unzählige Menschen liefen umher, manche auf dem Weg zu dem kleinen Restaurant, andere auf dem Weg zu wichtigen Meetings. Einige waren eindeutig Touristen, die in mal größeren, mal kleineren Grüppchen zusammen standen und mit großen, staunenden Augen alles in sich einsogen. Außerdem befanden sich auch die Hardcore-Fans unter ihnen, die fast den ganzen Tag geduldig auf den Bänken saßen und darauf hofften, dass Tony Stark durch die Halle stolzierte, oder Steve Rogers hier entlang huschte.

Und auf eben jenen Bänken saß auch eine ganz besondere Frau, die die letzten Tage immer wieder hier aufgetaucht war. Einige Male hatte [Y/N] versucht herauszufinden, wo sie her kam, oder wo sie hin ging und bis dato hatte es den Anschein, als würde sie ebenfalls zum Tower gehören, doch sie hatte sie bisher nirgendwo anders entdecken können, als hier, im Eingangsbereich.

Die Fremde saß jedes Mal an der gleichen Stelle, mit einem seligen Ausdruck auf dem Gesicht, welches von langen, braunen Haaren eingerahmt wurde.
Manches Mal und [Y/N] kam nicht umhin, sich diesen Gedanken zu machen, fragte sie sich, ob die Frau heimlich in Doktor Banners Büro einbrach, um sich ein paar Medikamente zu klauen. Ihr Gesichtsausdruck ließ jedenfalls darauf schließen.

„Vielleicht solltest du sie mal ansprechen und fragen, was da abgeht", verschwörerisch beugte ihre Kollegin sich herüber und flüsterte ihr diese Worte ins Ohr.
„Was? Warum ich? Geh du doch rüber und frag nach", zischte [Y/N] zurück und taxierte ihre Mitarbeiterin, die keine Sekunde den Blick von der Fremden auf der Bank löste.
Augenblicklich glitt auch ihr Blick wieder dorthin und sie schien sich einzubilden, dass die Mundwinkel der Brünetten sich leicht nach oben bogen.

Leise rollte der Stuhl über den Boden, als sich [Y/N] erhob: „Na gut, vielleicht sollte ich ja doch mal nachfragen", fügte sie mit Nachdruck hinzu.
Wer wusste schon, ob es der Dame wirklich gut ging, auch wenn sie nach außen diesen Ausdruck zu vermitteln schien.

Sie umrundete den Tresen und warf einen letzten Blick auf ihre Kollegin, die so tat, als wäre sie beschäftigt, doch kaum wandte sie ihre [E/C] Augen ab, konnte sie spüren, wie sie beobachtet wurde.
[Y/N] versuchte, so selbstsicher aufzutreten, wie es nur irgend möglich war, doch der relativ kurze Gang durch die Halle fühlte sich mit jedem Schritt anstrengender an. Nicht nur, dass sie mit dieser völlig Fremden und vermutlich Drogenabhängigen mal ein ernstes Wörtchen reden musste, sondern ihre Kollegin beobachtete sie auch noch klammheimlich und schien ihr nicht im Geringsten helfen zu wollen.

Von Nahem sah die Frau noch hübscher aus, als sie gedacht hätte. Feine Gesichtszüge und ein heller Teint, fast wie eine Puppe und als sie ihre Augen aufschlug, sie direkt ansah, verschluckte sie sich fast an den Worten, die sie gerade herausbringen wollte. Nun stand sie hier und stotterte sich eher etwas zurecht: „Ähm... Ent-entschuldigung. Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen?"
Für einen kurzen Moment sah sie überrascht aus, dann bildete sich ein Lächeln auf ihren vollen Lippen: „Danke, ich komme zurecht."

„Oh. Ich dachte nur-"
„Weil ich jeden Tag hier bin?", die junge Frau erhob sich von ihrem Platz und für einen Moment schien es so, als wolle sie ihre schmale Hand an [Y/N]s Wange legen, doch schien sie es sich gerade noch anders zu überlegen, „Nun, hier unten hat jemand so schön gesungen."
[Y/N] runzelte die Stirn. Sie selbst hatte gar nichts gehört. Vielleicht lag es daran, dass sie so abgelenkt war.

Die Fremde lachte leise, und wandte sich schließlich zum Gehen: „Aber leider hast du damit aufgehört."
Irritiert blieb [Y/N] stehen und musste das Gesagte richtig verarbeiten. Sie hatte doch gar nicht gesungen, außer...
Blitzschnell drehte sie sich um und rannte hinter der Frau her, die bereits den Fahrstuhl erreicht hatte. Hinter sich konnte sie noch das aufgebrachte Rufen ihrer Kollegin vernehmen, was ihr denn einfiele und wo sie hin wolle, doch da stolperte sie bereits durch die sich schließenden Türen.

Es war nur ein kurzer Sprint gewesen, trotzdem musste sie nach Luft ringen. Die Frau, die einzige Person, mit der sie sich nun die kleine Kabine teilte, sah sie überrascht an.
[Y/N] richtete sich auf und sah ihr direkt in die Augen. Sie wusste nicht mal, welche Frage sie zuerst stellen sollte, daher platzte alles gleichzeitig aus ihr heraus: „Wer bist du und was machst du hier die ganze Zeit? Und was sollte dieser Spruch gerade?"

Interessiert beobachtete man sie, als wenn die Frau versuchte etwas über sie in Erfahrung zu bringen, wenn sie nur lange genug in ihre Augen starrte.
„Meine Name ist Wanda", begann sie schließlich, mit einem belustigten Unterton und einem Akzent, der ihr erst jetzt, in der Stille des kleinen Fahrstuhls, auffiel, „Ich wohne hier, aber das hast du ja bereits vermutet."

Flüchtig warf [Y/N] einen Blick auf die Knöpfe und tatsächlich leuchtete einer für die oberen Etagen, die den Avengers zur Verfügung standen.
Ein leises: „Hm", kam über ihre Lippen, wenn sie recht überlegte, hatte sie diese Wanda noch nirgends wirklich gesehen und als ob eben jene Gedanken lesen konnte, antwortete sie auch prompt: „Ich bin neu, ich durfte bisher noch auf keinen Außeneinsatz."

Das ganze war doch nun wirklich nicht koscher. Argwöhnisch betrachtete [Y/N] die Brünette von oben bis unten. Sie war so zierlich, nicht wirklich jemand, von dem man dachte, sie würde sich zur Wehr setzen können. Aber auf der anderen Seite, dachte man das auch manches Mal von Agent Romanoff, oder Agent Hill, nicht wahr?
„Ich denke, ich kann mich sehr gut zur Wehr setzen", sagte Wanda, ein wenig beleidigt und doch amüsiert, als bereits das leise Pling des Fahrstuhls ertönte und die Türen sich wieder öffneten.

Abermals sehr verwirrt fuhr [Y/N] sich durch die [H/C] Haare und folgte der Frau, ohne zu fragen, ob sie überhaupt auf ihre Etage durfte, hinaus in den Flur: „Okay, das ist echt creepy. Wie machst du das?"
Unbeirrt setzte Wanda ihren Gang fort, bis sie in ihrem Esszimmer mit offener Küche landeten. Weiterhin, ohne auf ihre Frage zu antworten, holte sie zwei Gläser aus dem Regal und eine Flasche Saft, um ihnen beiden einzuschenken. Wortlos schob sie das Glas über die Theke und bedeutete ihr mit einer flüchtigen Handbewegung sich auf einen der Hocker zu setzen.

Etwas missmutig tat [Y/N] wie ihr geheißen und setzte sich, der Blick noch leicht verkniffen, weil sie auf ihre Antwort wartete.
„Trink ruhig, das könnte etwas länger dauern", mit einer Eleganz, die sie nicht erwartet hatte, umrundete die Brünette den Tresen und setzte sich neben sie.
[Y/N] rümpfte die Nase. Wenn das länger dauern würde, dann konnte sie sich darauf gefasst machen, sich wieder was von ihren Kollegen anhören zu dürfen.

„Keine Sorge, darum kann ich mich auch gerne kümmern", sagte Wanda unbehelligt und lächelte sie an. Ein leichter Schauer kroch über ihren Rücken, ein Gefühl von aufkeimender Angst, das sie erschrocken die Augen aufreißen ließ: „Okay, jetzt wird es wirklich unheimlich! Was ist los mit dir?"
Langsam, verschwörerisch beugte Wanda sich zu ihr vor, das seltsame Lächeln noch immer auf ihren Lippen und flüsterte: „Ich bin eine Hexe."

[Y/N] schnappte bereits nach Luft, um sich über diese Aussage zu pikieren. Sie hatte hier ja schon einiges erlebt, aber sowas? Zeitgleich wollte sie erschrocken aufspringen, verhedderte sich jedoch mit ihren Füßen in den schmalen Sprossen des Hockers, der gefährlich anfing zu wackeln und schließlich kippte.
Mit angehaltenem Atem wartete sie auf den schmerzenden Aufschlag, hörte bereits das Klirren des Glases, welches sie von der Fläche riss, als sie wild mit den Armen in der Luft ruderte und das schließlich mit einem lauten Knall auf dem Boden zerplatzte.

Doch egal, wie lange sie wartete, der Schmerz kam nicht. Zittrig stieß sie die Luft aus und wagte es, ihre Augen wieder zu öffnen. Zuerst verstand sie nicht ganz. Sie sah Wanda, die Hand nach ihr ausgestreckt, ohne sie zu berühren, die Augen vor Schock weit geöffnet, doch ihre Mundwinkel kringelten sich bereits.
Ihre [E/C] Augen sondierten genaustens die Lage, sie konnte den Sog der Schwerkraft spüren, die versuchte, sie auf den Boden zu zerren und zeitgleich etwas, dass sie praktisch in der Schwebe hielt, eine Kraft, die verhinderte, dass sie sich, grob gesagt, auf die Fresse packte.

Ihr Blick fiel wieder auf Wanda, die leicht ihre Hand kreisen ließ und die Finger krümmte. Erst da fiel ihr ein leichter, roter Nebel auf, der um ihre Gelenke waberte.
Ganz langsam, zog sie die Hand wieder zu sich und [Y/N] spürte den Ruck des Hockers, als er sich, zusammen mit ihr, wieder in eine aufrechte Position begab.

Stumm sahen die beiden sich an. [Y/N] konnte das ganze gar nicht richtig verarbeiten, es war so surreal, dass sie gewillt war sich zu kneifen, um sicherzustellen, dass sie nicht am Empfang eingeschlafen war.
Gerade, als sie ihre Hand heben wollte, um dem nachzukommen, spürte sie Wandas Hand auf ihrer: „Du schläfst nicht, glaub mir. Das ist alles real", sie pausierte kurz, als wenn sie nach einem passenden Vergleich suchte, „Außerdem, in welcher normalen Welt würde es so etwas, wie den Hulk geben? Oder Supersoldaten?"

Da hatte sie womöglich recht. In welcher Welt waren Superhelden mit Superkräften schon etwas Normales?
Für einen Moment ging sie diesen Gedanken nach. Wie war Wanda wohl an ihre Kräfte gekommen? War es ein Unfall, oder auch ein fehlgeschlagenes Experiment?
„Okay", langsam atmete [Y/N] aus und versuchte ihr Glück, „Anscheinend kannst du Dinge manipulieren, wie den Stuhl zum Beispiel."
„Genau", wie zur Demonstration erhob sie sich von ihrem Stuhl und holte einen kleinen Mülleimer unter der Theke hervor, ihre Miene zeigte vollkommene Konzentration, die Brauen zusammengezogen, die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst, als sie ihre Hände hob und sie bewegte, als würde sie einen exotischen Tanz aufführen.

Zuerst wusste sie nicht, was genau die Brünette damit bezweckte, als sie plötzlich das leise Knirschen und Klirren von Glas vernahm. Ihr Blick senkte sich gen Boden und staunend beobachtete sie, wie das zerbrochene Glas, ja sogar die Flüssigkeit, eingehüllt von rötlichem Nebel, sich zitternd in Bewegung setzte und schließlich, wie von Geisterhand, in dem kleinen Mülleimer verschwand.

Für Wanda war es sicher nichts Aufregendes mehr, doch [Y/N] hätte gerade ausrasten können. Das war vielleicht eine der coolsten Kräfte, die es gab, doch anstatt es zu zeigen, versuchte sie es zu unterdrücken und meinte ruhig: „Kommt einem bestimmt zu Gute, beim sauber machen."
Doch entgegen ihren Erwartungen fing Wanda an zu lachen, richtig herzhaft und laut, erst als sie den verwirrten Ausdruck ihrer Gegenüber sah, beruhigte sie sich allmählich wieder und meinte: „Vielleicht sollte ich dir sagen, dass ich nicht nur das kann."

„Was denn noch?", hinterfragte sie, während in ihrem Kopf bereits ein unheimlicher Gedanke keimte und Wanda nickte, als wolle sie es bestätigen.
„Ich kann nicht nur Gedanken lesen, sondern sie auch manipulieren", bei diesen Worten wandte sie sich ab, holte ein neues Glas aus dem Schrank und goss erneut den Saft ein.
Mit einem Mal wollte sie den Saft gar nicht mehr. Ein Knoten bildete sich in ihrem Hals und ein flaues Gefühl in ihrem Magen. Spielte man hier ein abgekartertes Spiel mit ihr?
Wenn man sie so manipulieren konnte, wie konnte sie sich da noch sicher sein, dass sie dies alles hier freiwillig machte?
Oder Stark nicht damit begonnen hatte, seine Mitarbeiter auszuspionieren?

Ihre Finger verkrampften sich und unsicher blickte sie zu der Frau auf, die ihren Blick direkt erwiderte, jedoch nicht mal mehr lächelte.
Die Stimmung war schlagartig gekippt.
„Daher hattest du das also mit dem Gesang", es war eher eine Feststellung, als eine Frage, die leise über ihre Lippen kam, doch Wanda gab ihr mit einem weiteren Nicken, die Bejahung.

„Das sind meine Kräfte, aber ich setze sie nicht mehr wahllos ein", begann die Brünette und eine kleine Furche bildete sich auf ihrer Stirn, „Manches Mal kann man die Gedanken der Menschen nicht ignorieren, so gerne man auch will, aber manipuliert habe ich dich nicht und ich bin auch nicht im Auftrag von Tony hier", ein leises Lachen erfüllte den Raum, doch noch immer schwang der bittere Nachgeschmack dieser Enthüllung nach, vor allem, als die kleinen Wörter nicht mehr gefallen waren.

„Und wie kann ich dir glauben?"
Wanda schwieg, überlegte einen Moment und antwortete: „Du würdest es vermutlich merken, wenn jemand mit deinem Kopf spielen würde. Außerdem", sie zögerte, als würde ihr nächster Grund nicht mal berechtigt sein, um ihren Punkt zu untermauern, „bin ich eine von den Guten, ich bin ein Avenger."
Sie sah so ernst aus und sagte es mit so einer Überzeugung, dass [Y/N] sich nicht mehr zurückhalten konnte und ein Prusten über ihre Lippen kam, was Wanda nur verwirrt drein blicken ließ.

Schnell änderte sich ihr Ausdruck jedoch und sie wirkte eher beleidigt, was [Y/N] nochmals prusten ließ – sie versuchte es ja schon zu unterdrücken – doch etwas blitzte in Wandas Augen auf, es schien fast so, als würde sie sich schämen, die folgenden Worte auszusprechen: „Und... als ich dich habe singen hören, da wollte ich dich gerne kennen lernen."
„Dann hast du dein Ziel erreicht. Mit Hilfe deiner Kräfte?", die Frage war sicher kein Vorwurf, doch noch immer traute sie dieser ganzen Telepathie-Sache nicht.

„Ein wenig, schließlich habe ich deine Gedanken gelesen, aber schlussendlich bist du von selbst auf mich zugekommen."
Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Wanda beobachtete sie genau, sie konnte es spüren, ertappte sich sogar dabei, ob sie merken würde, wie sie einen ihrer Tricks auf sie an wandte, doch nichts schien zu passieren. Zumindest glaubte [Y/N] dies.
Zögerlich griff sie nach dem Glas und nahm einen Schluck von dem süßen Saft, als sie einen Entschluss fasste, der sowohl viel versprechend, als auch töricht erschien.

„Zeig es mir. Zeig mir, was genau du anrichten kannst", überraschenderweise kamen diese Worte überzeugter über [Y/N]s Lippen, als sie gedacht hätte, abrupt schnellte ihr Blick zurück zu Wanda, die sie ansah, als könne sie nicht ganz begreifen, als wolle sie es auch nicht wirklich, „Du hast meine Erlaubnis, ich will nur wissen, ob ich es wirklich unterscheiden kann."
[Y/N] sah sie so ernst an, dass Wandas Widerstand schneller bröckelte, als sie dachte und was sollte schon schief gehen, immerhin war sie ein Avenger und benutzte ihre Kräfte nicht mehr wahllos.
Wenn dies kein Vertrauensbeweis ihr gegenüber war, was dann?

Man konnte die Unschlüssigkeit in ihren Augen sehen, trotzdem hob Wanda die Hände, der rote Nebel wieder präsent an ihren Fingern. Aus dem Augenwinkel konnte [Y/N] beobachten, wie sie die Finger bewegte, jedoch berührte sie sie nicht einmal, nicht wirklich, doch spürte sie, wie Wanda hie und da eine Strähne ihres [H/C] Haares streifte.
Vielleicht hatte die Hexe recht, sie konnte es spüren, wie jemand mit ihrem Gehirn spielte, ein leichtes Kribbeln, ein unangenehmer, befremdlicher Druck, doch genauer konnte sie es nicht beschreiben, da wurde sie bereits aus der Szenerie gerissen.

Es war stickig, ungemein heiß. Die Klamotten klebten an ihrem Körper, Schweiß ran ihr den Rücken hinunter. [Y/N] sah sich um, Menschenmassen, die sprangen und sich im Takt einer unhörbaren Musik bewegten. Wie in Zeitlupe. Ohne sie dabei zu berühren.
Lichter, in verschiedensten Farben erhellten den Ort zumindest ein bisschen, doch wirkten sie irgendwie blass.

Eine warme Hand schloss sich um ihre. Langsam hob sie den Blick, nur um in die stechenden Augen von Wanda zu blicken, die sofort wieder nach vorne sah. [Y/N] öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch kein Geräusch kam hervor, also richtete auch sie ihre [E/C] Augen wieder nach vorne.
Und mit einem Mal brach alles über sie herein.

Die Farben explodierten vor ihren Augen, alles wirkte plötzlich lebendiger, sie konnte die Stöße ihrer Mitmenschen spüren, das Vibrieren des Bodens. Schreie und Gejubel erschütterten ihr Trommelfell und schlussendlich brach auch die Musik zu ihr durch.
Auf der Bühne, die sich vor ihnen befand, spielte tatsächlich [F/A] und ihr Herz machte einen Sprung, ehe es sich dem Takt der Musik anpasste.

Trotz der Hitze fühlte sie sich gut, unbeschwert und leicht. Es war ein Traum, ja, sie konnte es erkennen, die fast undefinierbaren Gesichter der Menschen, als wären sie nicht wirklich da, als wären sie Geister. Dazu noch dieser seltsame Schleier am Rande ihres Blickfelds, der nie wirklich verschwinden wollte.
Trotzdem ging sie darin auf, riss die Arme in die Luft und schrie ihr Glück hinaus in diese seltsame Szenerie, bis alles wieder in sich zusammenzufallen schien.

[Y/N] blinzelte heftig, ihr Puls raste und noch immer gefangen von diesem Gefühl, geisterte die Musik durch ihren Kopf.
Es schien so real gewesen zu sein und doch so kurz, dass sie es noch immer nicht recht begreifen konnte. Staunend sah sie auf zu Wanda, brachte jedoch kein Wort heraus.
Unsicher sah die Brünette sie an, die Hände ordentlich auf dem Schoß gefaltet. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen nahm [Y/N] das Glas und einen weiteren Schluck von dem mittlerweile warmen Saft, während ihre Gedanken das Erlebte nochmals Revue passieren ließen.

„Ich war vor Jahren auf dem Konzert", begann [Y/N] ruhig, „es war das einzige Konzert von [F/A], das in der Nähe meiner Heimat stattfand. Aber es ist noch immer eine schöne Erinnerung. Danke."
Sie schwelgte eine Weile in dieser Erinnerung, mit einem seligen Ausdruck auf dem Gesicht.
Wanda war eine von den Guten, so sagte sie selbst, vielleicht war ein kleiner Ausflug in so eine Traumwelt doch nicht so schlimm.
Solange sie zuvor darüber Bescheid wusste.

B.I.T.C.H.E.S. [Pastell]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt