Kapitel 3: Der Handel

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Noch immer konnte ich es kaum fassen, dass ich hier gelandet war. Langsam wurden meine Gedanken klarer. Die Knarre, die auf mich gerichtet wurde, trug sicher ihren Teil dazu bei. „So meine Liebe... Du wirst jetzt dann ins Badezimmer gehen und die hier aufsetzten" Er hielt eine schwarze Kurzhaarperücke hoch. „Ich hab allerlei Schminkkram bereitgestellt, übertreibe einfach mit allem ein wenig, ja?" Er lächelte beinahe freundlich.

Ich schluckte und streckte ihm fragend meine Hände zu. „Oh, aber natürlich!" Er griff lässig ein Messer, dessen Klinge so lang war wie mein Unterarm, und schnitt meine Seile durch. Dass er dabei ein Stückchen Haut mit aufritzte, interessierte ihn nicht sonderlich. Die weiterhin auf mich gerichtete Pistole machte meinen eigentlichen Fluchtplan zunichte. Ich schnappte mir die Perücke und ging ins Badezimmer. Die Tür konnte ich nicht absperren, draußen lachte er. „Von wegen Schätzchen. Nur die Perücke und das Make-up! Und wir haben nicht ewig Zeit..." Die Uhr zeigte 16.05 Uhr an. Hatte ich wirklich so lange geschlafen?

Sehnsüchtig betrachtete ich die Dusche, doch das Entkommen war erst einmal wichtiger. Natürlich hatte das Badezimmer auch eine Glasfront, doch keines der Fenster konnte man öffnen. „Tick Tack Tick Tack..." Mürrisch begann ich damit, meine langen Haare irgendwie unter diese Perücke zu stopfen. Vielleicht gab es hier ja eine Art Hammer, mit dem ich auf die Scheibe einschlagen konnte? Über den Spiegel vor mir suchte ich den Raum ab.

Plötzlich ging die Tür auf. „Hier – und du brauchst gar nicht versuchen zu fliehen. Keine Fenster, keine Waffen, keine spitzen Gegenstände... ich bin schließlich kein Anfänger!" Sein fröhliches Pfeifen ließ mich erschaudern. Erst dann blickte ich auf das Knäuel, das er mir entgegen geworfen hatte. Eine einfache schwarze Leggings, ein ebenso einfacher schwarzer Pullover. Damit konnte ich leben.

Ich warf die Sachen über und begann so leise wie möglich die Schränke zu öffnen. Dann spürte ich etwas kaltes an meinem Nacken. „Du bist wohl eine der ungezogenen Sorte..." Mein Atem ging schneller. Er dirigierte mich wieder vor den Spiegel. „Los, Schminke drauf, aber dalli!" Ich öffnete das kleine Täschchen. Die Schminke darin stank und war nichts, was ich jemals selbst gekauft hätte. Das Make-up war einige Töne zu dunkel für meine Haut, ich strich es bis zum Ansatz des Pullovers.

Noch nie hatte ich so viel in mein Gesicht gekleistert. Es fühlte sich an, als läge zentnerschwer Beton auf meiner Haut. Tatsächlich hatte ich das Gefühl beim nächsten Lächeln würden meine Mundwinkel bröckeln. Selbst inmitten der Pubertät hatte ich mich nie so hässlich gefühlt wie in diesem Moment. Und als ich in den Spiegel sah, erkannte ich nichts von mir in dieser Person dort wieder.

„So, gut gut. Ein Kollege steht vor der Tür deiner geliebten Eltern..." Ich atmete schneller. „Was? Wie?" Er tat die Fragen mit der Hand ab und hielt mir sein Handy vor die Nase. Auf dem Bildschirm sah ich das gelbe Haus meiner Eltern. Ich wollte nach dem Telefon schnappen, doch er zog es blitzschnell aus meiner Reichweite und schlug mit der Pistole gegen meinen Kopf.

„Keine Spielchen, ich mach hier die Regeln. Klar?" Ich nickte bedrückt. „Wir gehen jetzt gemeinsam nach unten in meinen Wagen. Du machst keinen Mucks und schaust niemanden an. Verstanden?" Ich nickte. Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, einfach wegzulaufen. Doch vermutlich war ich nicht ansatzweise schnell genug. Außerdem wollte ich weder meine Familie, noch mich im Grab wissen. Also tat ich brav was er von mir verlangte und saß kurze Zeit später hasserfüllt in einem dieser weichen Ledersitze.

Er stieg neben mir ein. Sein Parfum war erdrückend, ich hatte beinahe das Gefühl zu ersticken. Wir fuhren los. Panisch suchte ich den Wagen nach irgendeiner Art Waffe ab, aber nichts. Nicht einmal eine alte CD befand sich in der Beifahrertür. „Schätzchen, ich hab dir doch schon gesagt, dass ich kein Anfänger bin!" Er lachte auf. Ich versuchte das angewiderte Schaudern zu unterdrücken – wie hatte ich diesen Mann jemals attraktiv finden können?

Die Hölle ist schwarzWhere stories live. Discover now