Kapitel 4: Ein neues Zuhause

2 0 0
                                    

Mir war schlecht. Nicht nur so ein bisschen übel, nein. Richtig richtig schlecht. Ich hatte keine Ahnung wie lange wir gefahren waren, es war mir aber auch egal – Hauptsache, wir kamen bald wo-auch-immer an. Als die Tür geöffnet wurde, torkelte ich und übergab mich erst einmal. Mit meinem Ärmel wischte ich die Reste aus meine Gesicht und von meinen trockenen Lippen. Ich hatte Hunger und vor allem hatte ich Durst.

Der Schrank aus dem Wald zerrte mich durch eine Tür, und sofort vermisste ich das prickelnde Gefühl der Sonne auf meiner Haut. Ich stolperte ihm hinterher durch eine weitere Tür, einen Gang entlang, eine enge Treppe nach unten. So gut es ging wollte ich mir den Weg merkten. Doch ich konnte mich kaum konzentrieren. Es ging noch eine Treppe nach unten. Es stank fürchterlich, noch viel schlimmer als in diesen öffentlichen Toiletten, die niemand je zu putzen schien.

Wir gingen einen Gang entlang und der Schrank nickte einem Jungen zu, der gegen die Wand lehnte. Ich traute meinen Augen kaum. Doch tatsächlich befanden sich links und rechts des Ganges Zellen. Die Gitter sahen stabil und uralt aus, und hinter ihnen blickten mich ein paar Augen interessiert an. Wir hielten, der Schrank kramte an seinem Schlüssel herum und öffnete die Tür. Dann wurde ich hineingestoßen – das war wohl jetzt meine Zelle.

Die dämmrigen Lampen an der Decke das Ganges waren die einzige Lichtquelle. Ich wünschte mir mein Handy herbei, um ein wenig Licht zu machen. In irgendeinem entfernten Winkel meines Gehirns fragte ich mich, warum ich es erst jetzt vermisste. Doch es war nicht von Belang, vermutlich lag es irgendwo bei Noah herum. Ich schauderte bei dem Gedanken, dass dieser Perverse wohl alle meine Bilder durchsehen würde.

Die schweren Schritte des Mannes entfernten sich, dann war alles ruhig. Ich setzte mich auf und erkundete mein neues Zuhause. Der Boden war aus kaltem Beton und furchtbar dreckig. In einer Ecke konnte ich einen Eimer erahnen – das war wohl mein neues Badezimmer. Gegenüber lag eine alte Matratze, immerhin musste ich also nicht auf dem harten Boden schlafen. Schlaf war trotzdem das letzte, woran ich gerade denken konnte.

Meine Kehle fühlte sich rau an vor Durst, und der Nachgeschmack des Erbrochenen lag säuerlich auf meiner Zunge. Noch nie hatte ich mir so sehr etwas zu essen gewünscht – sogar den verhassten Fisch würde ich jetzt nicht ablehnen. Ich ließ mich auf die Matratze fallen und lehnte mich gegen die Wand. Es war so furchtbar still hier drin. Hörte ich da ein Rascheln? Ob es hier Ratten und ähnliches Ungeziefer gab? Angeekelt zog ich meine Beine so nah wie möglich an meinen Körper.

Ich wollte weinen, doch mein Körper war wohl zu ausgetrocknet um noch Tränen zu produzieren. Wie lang war es wohl her, dass ich etwas gegessen hatte? Ich konnte mich an die Portion Nachos in der Bar mit Isa erinnern – es fühlte sich an, als stammte diese Erinnerung aus einem anderen Leben. Tatsächlich versuchte ich die Tage zu zählen. Da war der verschlafene Tag und das Erwachen im Hotel. Noah war nicht allzu lange gefahren, also war mein Verkauf wohl in der darauffolgenden Nacht passiert – jedenfalls war es in dem Wald ziemlich dunkel gewesen. Soweit ich mich erinnerte.

Trotzdem wusste ich nicht, wie lange die Fahrt im Geländewagen gedauert hatte. Wenn ich Glück hatte, dann war ich vor etwa 30 Stunden entführt worden – und das hieße, dass ich bald etwas zu trinken brauchte, wenn ich hier nicht verdursten wollte. Fröstelnd zog ich den Pullover enger um mich. Ob ich wohl die anderen hier unten ansprechen sollte? Sie fragen, was hier passierte? Andererseits wollte ich das eigentlich gar nicht wissen. Oder vielleicht doch? War es besser, sich hier in Unwissenheit die grausamsten Dinge auszumalen, oder genau zu wissen welch perverse, schmerzhafte Dinge auf mich zukommen würden?

Meine Gedanken wurden durch ein fernes Rappeln unterbrochen. Es hörte sich an, als würde sich jemand den Zellen nähern. Tatsächlich kamen zwei junge Männer mit Tabletts in der Hand den Gang entlang. Sie stellten das Essen vor den Zellen mir gegenüber und rechts neben meiner ab. Dann zog einer die Pistole, während der andere eine Tür nach der anderen öffnete um das Tablett hineinzuschieben.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Jan 10, 2018 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Die Hölle ist schwarzWhere stories live. Discover now