Graublau

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Also der Entschluss ist gefasst und ich weiss immer,dass wenn ich mir ein festes Ziel vornehme dass ich das auch durchziehe, allerdings handelte es sich in der Vergangenheit um banale Sachen, wie mein Abi oder abnehmen. Das hier war anders, doch hier stand ich. Es war 4 Uhr morgens und ich stand an einem kleinen Busbanhhof am Stadtrand. ich weiss, dass ist viel für euch und ihr fragt euch wann die Olle das alles geplant hat und wie sie sich das jetzt vorstellt. ich mein, ist ja schön und gut an einem Busbanhhof um 4 Uhr morgens zu chillen. Also, ich habe Nächte lang wach gelegen und die Uni geschwänzt um am Weihnachtsmarkt in meiner Heimatstadt zu arbeiten um mir was dazuzuverdienen. Es gab viele Momente wo ich aufgeben wollte, am meisten verspürte ich dies wenn ich mit meiner Mutter ein schönes Gespräch hatte oder gemütlich einen Kaffee mit ihr trank und dabei Fernsehen guckte. Dieses schlechte Gewissen fraß mich dann fast auf, als ich mir vorstellte, was für Sorgen sie sich machen müsste wenn ich einfach so von einem Tag auf den anderen verschwinden würde. Doch ich musste es einfach tun und ich musste knallhart egoistisch sein. So kam es, dass ich am ersten Weihnachtstag an meinem Laptop saß und nach preiswerten Buskarten suchte. Wisst ihr, mir geht es nicht darum die Welt zu sehen. Ich stelle es mir zwar schön vor auf dem Eiffelturm zu sein und ganz Paris zu sehen, aber ich denke trotzdem, dass es keine spirituelle Erfahrung ist und kein überwältigendes Gefühl in mir hervorrufen wird. So war es mir eigentlich egal wo ich hin sollte, mein primäres Ziel war, dass ich Erfahrungen sammelte und Sachen erlebte und dass die Fahrkarte nicht mein Budget sprengte. So entschied ich mich kurzerhand für ein Fahrticket nach Noderinho, einem kleinen Dorf in Portugal, was sich mitten in einem Wald befindet, genau nach meinem Geschmack, die Fahrkarte war erstaunlich günstig, ich musste nur einmal in Frankreich in einen anderen Bus umsteigen. Meinen Eltern schrieb ich einen langen Brief in dem stand, dass ich mich nach spätestens drei Monaten melden würde. Ich weiß, dass das fies von mir war, aber ich möchte hier auch nicht mehr darauf eingehen, da es mir bis heute schwer fällt. So nun wisst ihr den Anfang und vielleicht ist das hier schon das Ende. Ich friere. Es ist ein kalter Morgen Mitte Januar und außer mir befindet sich nur eine ältere Frau am Busbanhof, die aber nicht gesprächig aussieht, was ich aber auch nicht kritisiere. ich fühle mich unruhig und komisch, es ist eine Mischung von Gleichgültigkeit, das sich alles so surreal anfühlt, allerdings auch von Vorfreude und eine Portion Angst. Ich würde dieses Gefühl als graublau beschreiben. Als ich in den Bus stieg, hatte ich nur noch ein Gefühl von Angst, Vorfreude und Glückseligkeit. Es war verrückt. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und meine Kehle war trocken. Der Bus war so gut wie leer, doch ich wusste dass andere Fahrgäste in anderen Städten dazu steigen würden. Ich würde bis zur Endstation bleiben und ich wusste, dass es eine lange Fahrt werden würde. Die ersten zwei Stunden starrte ich nur aus dem Fenster und mein Kopf war leer, das paradoxe aber war, dass ich mich nicht leer fühlte, ich wusste mit jedem Kilometer dass ich meinen Traum erfüllte und versuchte die Gedanken daran zu verdrängen, wie es für meine Eltern werden würde wenn sie mich morgens nicht finden würden, sondern nur einen Brief. Nach zwei Stunden hielten wir an und andere Fahrgäste stiegen dazu, die ich aber kaum beachtete. Falls ihr euch fragt was man bei einer Hals-über-Kopf-Reise mitnimmt: nur die grundlegendsten Sachen. Ich schminke mich zwar gerne, habe aber nur sehr wenig mit. Bei solchen Reisen muss man meiner Meinung nach minimalistisch bleiben. Meine Gedanke trudelten so vor sich hin, bis mir plötzlich jemand auf die Schulter tippte. Verdutzt drehte ich mich um und blickte in ein wirklich hübsches Gesicht. Ein junger Mann hatte mich da angetippt. Hübsche grüne Augen, sehr dünn mit braunen Locken, ist wahrscheinlich nicht jedermanns Geschmack, aber meine schon. Meine Antennen waren somit auf flirten eingestellt und ich lächele ihn freundlich an.

Irgendwo.Where stories live. Discover now