Kapitel 2

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In den ersten Tagen würde ich Camden Town erkunden und mich mit der Umgebung vertraut machen. Die Wohnung lag recht zentral und mit der Tube kam ich eigentlich überall gut hin. Mein Englisch war nicht perfekt, doch ich konnte mich ohne größere Probleme verständigen. Meine Tarnung war Tourist, mit meinem Englisch würde mir niemand den Einheimischen abkaufen und meine Aktivitäten passten auch nicht in dieses Bild. Aber das war mir schon vorher klar gewesen, daher hatte ich entsprechend gepackt: Kamera, Shorts, typische London-Shirts, aber auch längere Sachen. Wer konnte schon sagen, wie lange das momentan gute Wetter anhalten würde?
Ich klappte meinen Koffer auf und fing an, die Sachen auszupacken. Dann kramte ich ganz unten eine zweite Tasche hervor. Sie sah nicht besonders aus, doch sie war aus einem ganz speziellen Material gefertigt, welches mir erlaubte, den Inhalt problemlos an allen Kontrollen vorbei zu schmuggeln. Diese Tasche plazierte ich auf dem Bett und öffnete den Reißverschluss. Eine Weile starrte ich einfach nur schweigend auf den Inhalt herunter. Wie immer hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich gab mir einen Ruck und griff in die Tasche hinein. Zu Tage beförderte ich eine SIG Sauer, Halbautomatik. Waffen waren notwendig und bis jetzt hatte ich noch niemanden getötet. Nicht, das ich es nicht konnte, ich wollte nicht. Leben war wertvoll. Vorsichtig begutachtete ich die Pistole, zollte ihr Respekt. Schaute nach, ob sie geladen war. War sie.
Weiter unten in der Tasche lagen die Waffen, die mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberten und die mir um einiges lieber waren: Messer, große, kleine, Klappmesser, mein geliebtes Ōdashi. Sobald mir eine Klinge in der Hand lag, fühlte ich mich sicher. Sie war eine Verlängerung meines Körpers, schnell und elegant, nicht so grob und stumpf wie Handfeuerwaffen. Ich wog mein liebstes Messer in der Hand. Es war perfekt ausbalanciert. Der mit Stoff umwickelte Griff war etwa zehn Zentimeter lang und lag in meiner Hand wie angegossen. Die Klinge glänzte, war scharf, weil ich sie jeden Tag schliff, und war doppelt so lang wie der Griff. Einen Moment lag bewunderte ich dieses Meisterwerk der Schmiedekunst, dann ließ ich es in einer raschen Bewegung heruntersausen. Ich ließ es im tiefsten Punkt fallen, doch es berührte nie den Boden. Stattdessen raste es in die Höhe, wo ich es mit einer flinken Bewegung über meinem Kopf aus der Luft fischte und auf meinen Unsichtbaren Gegner einstach.
In meinem Kopf formte sich ein Bild und langsam nahm die Wirklichkeit Form an. All die Waffen erhoben sich in die Luft, ordneten sich an und fielen dann, eine nach der anderen, geordnet in die Tasche zurück.
Ich lächelte.

Being the Bad GuyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt