neue Welt

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31.01.2017 (nach Menschenrechnung) berichtet von Olivia

Fassungslos starrte ich die Katze an. Su trat neben mir. Sie legte mir eine Hand auf die Schulter. "Liv?", es klang vorsichtig. "Nein Su! Wir müssen zu ihr! Sie braucht unsere Hilfe!", ich wandte mich an die Katze. "Du, weißt wo Nicole ist. Zeig uns den Ort. Bitte."
Das weiße Tier lief zum Ufer des Baches. Mit einem eleganten Sprung landete sie auf der anderen Seite. Su und ich folgten ihr. Die Wanderung ging weiter...

01.02.2017 (nach Menschenrechnung) berichtet von Susen

Nochnie in meinem ganzen Leben war ich so gelaufen. Die ganze Nacht, die Früh und den Vormittag liefen wir jetzt schon. Fernab von Straßen und Häusern, mitten in der Natur. Völlig erschöpft legten wir drei eine Pause ein. Im Schatten einer kleinen Baumgruppe aßen Olivia und ich Beeren und Gänseblümchen. "Wie sollen wir davon satt werden", klagte ich. Mein Magen schmerzte mittlerweile vor Hunger. Plötzlich tauchte die Katze auf und legte einen toten Hasen vor uns ab. Sie verschwand wieder und brachte eine Maus an, welche sie auch sofort fraß. "Nein! Keine Chance! Ich häute das Ding doch nicht, grill es und es das auch noch!", erschrocken sah Liv zwischen mir und dem toten Tier hin und her. " Was anderes wirst du hier auf die Schnelle nicht finden!", Liv und ich drehten uns um und sprangen auf. Hinter uns war ein kleines Mädchen aufgetaucht. "Hallo Pablo.", sie nickte der weißen Katze zu. "Pablo?! Er ist gar keine Katze?!", rief ich aus. Ein Fauchen leis mich meinen Mund zu klappen. "Entschuldigung", murmelte ich mit einem beschämten Blick auf den Boden. Hat er mich etwa verstanden? Dreh ich jetzt ganz durch? Das ist doch nur ein scheiß' normaler Kater. Nein, denn wenn er normal wäre, warum hätten wir ihm dann folgen sollen?
"Ich kann euch zeigen wie man daraus ein leckeres Essen machen kann. - Wenn ihr das wollt?", meldete sich das Mädchen zu Wort, "Mein Name ist übrigens Elisyen." Ohne eine Antwort abzuwarten nahm sie den Hasen und begann mit einem Taschenmesser das Fell vorsichtig von der Haut zu trennen. "Warte! Ich muss hier weg. Scheiße!", Liv sah aus als würde sie sich gleich übergeben. Unbemerkt rückte ich ein Stück von ihr weg. Man kann ja nie wissen. Bei Blut ist sie sowieso sehr empfindlich. "Sie wissen es nicht Pablo?!", Elisyen klang vorwurfsvoll. Sie mochte vielleicht acht Jahre alt sein, doch wenn sie sprach merkte man ihr das nicht an. Allein ihre Stimme klang erwachsen und passte nicht zu ihrem kindlichen aussehen. Die Wortwahl und Ausdrucksweise verstärkten diesen Kontrast. "Was wissen wir nicht?", ein gefährlicher Unterton hatte sich in die sonst so ruhige Tonlage meiner besten Freundin eingeschlichen. "Liv!", zischte ich. Sie sah mich streng an. Elisyen sah uns mitleidig an. "Habt ihr mitbekommen wie Trump den sogenannten Fabelwesen den Krieg erklärt hat?" " Ja, aber das ist doch schon länger her.", warf ich ein. " So lange nun auch wieder nicht. Und seitdem ist viel passiert." Ich warf Liv einen Blick zu, sie schien jedoch genauso ratlos zu sein. "Also gut ich fang von weiter vorne an.", Elysiens kindliches Gesicht sah besorgt und nachdenklich aus. "Was kennt ihr für Fabelwesen?" Im ersten Moment war ich verwirrt. "Ähm...Einhörner, Zwerge, Drachen und keine Ahnung", zählte Liv zögerlich auf. Dann schien sie sich einen Ruck zu geben. "Und...Katzenmenschen.", nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Elysien lachte und auch der Kater wirkte belustigt. "Ihr Menschen gebt uns immer andere Namen. Hört zu, eure Fabelwesen sind nicht Gestalten in einem Buch oder... wie heißen den die laufenden Bilder nochmal und die Dinger bei denen man nur die Stimmen hört?", Elysien machte ein nachdenkliches Gesicht. "Film? Und CDs?", riet ich. "Ah ja genau.", sie nickte. "Na jedenfalls bevorzugen wir die Bezeichnung Werkatze. Ich bin halb Mensch halb Katze. Mein Körper kann sich also so verändern, dass er zwei biologisch völlig unterschiedliche Gestalten annehmen kann. Nur unsere Augen bleiben unverändert. Wir werden als Menschen geboren und sterben auch als solche. Unsere Seele ist also menschlich. Und Augen..." "...sind das Tor zur Seele.", beendete Olivia den Satz. Sie schüttelte den Kopf. "Nein...nein!", erregt sprang sie auf. "So etwas ist biologisch gar nicht möglich! Das alles hier ist...Susen, wir gehen! Man verarscht uns hier!", ihre Stimme wurde weinerlich. " Oh mein Gott wir sind kilometerweit, irgendwo im nirgendwo, von zu Hause weg.", Liv sank zu Boden und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Ich hatte Olivia noch nie weinen sehen. Sonst war sie diejenige, die Ruhe bewahrte, uns zum weitergehen antrieb. Doch ich erkannte schnell, dieses Mal brauchte sie mich. Langsam ging ich auf sie zu. "Liv, für mich ist das alles hier auch nicht leicht. Aber wir müssen jetzt an...", es fiel mir schwer den Namen über die Lippen zu bringen, ohne mich an die Bilder zu erinnern, "...an Nicole denken." "Okay, zeigt es mir! Beweist es!", Olivias Augen blitzen angriffslustig. Elysien schaute verletzt, dann kniff sie die Augen zusammen und bleckte die Zähne. Der Kater hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet - er reichte mir jetzt bis knapp über meine Knie. Gerade als ich meinen Mund öffnen wollte um meine beste Freundin darauf hinzuweisen, dass eine Provokation von irgendwelchen Mutanten keine so gute Idee war, vernahm ich das Geräusch brechender Knochen. Erschrocken blickte ich zu Olivia, doch von ihr kam das Geräusch nicht. Unwillkürlich versteifte ich mich am ganzen Körper, während ich langsam mein Gesicht Elysien zu wandte. Ihr sonst so kindlicher Körper war völlig verkrüppelt. Die Knochen verschoben und verformten sich. Nach und nach nahm sie die Gestalt einer Katze an. Das Fell war Dunkelbraun, wie ihre Haare als Mensch, durchsetzt mit goldbraunen Flecken. Hinter ihr stand an der Stelle des weißen Katers ein etwa zehn-jähriger Junge. "Kommt, wir zeigen euch den Rest unserer Familie.", Pablo lächelte uns verschmitzt zu.

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