Kapitel 8

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"Fuck,hier ist es nicht...guck nochmal in den Kisten da drüben nach!"

Nach der glorreichen Flucht hatten sich die Drei das Ziel gesetzt,an soviele Waffen wie möglich zu kommen, da laut der anderen Gefangenen,die sich mittlerweile als Ami vorgestellt hatte, der Zustand der eigenen Waffen zu wünschen übrig ließ. Als sie dann an einer Waffenkammer vorbeikamen und die Wache mühelos aus dem Weg geräumt hatten, machte Swenja sich gleich auf die Suche nach ihrem Runenschwert,ohne das sie nicht gehen wollte. Patrick betrachtete das Stück Metall in seinen Händen,irgendwie fühlte es sich...falsch an. Als würde er es nicht benutzen wollen,wenn es darauf ankam.

Schnaubend warf Swenja einen Haufen Schwerter zur Seite,die dann von Ami auf einen Karren geladen wurden,die einige ihrer Drohnen zogen. Nachdem sie die Waffenkammer geleert hatten,zogen sie weiter,in Richtung Ausgang. Durch plötzliches lautes Stimmengewirr aufgeschreckt, blieben die drei regungslos stehen,innerhalb der nächsten Sekunden wurde der Gang mit Wachmännern geflutet, sie standen grinsend,mit gezogenen Waffen vor ihnen,Patrick wurde fast vollständig ignoriert,während den beiden Frauen lüsterne Blicke und derbe Wortkonstrukte entgegengeworfen wurden. "Sofort Waffen fallen lassen! Und du,Süße,denkst nicht mal daran,deine kleinen Spinnenviecher loszuschicken,klar?" Die Stimme klang tief und kraftvoll,daran gewohnt,Befehle zu geben und ausführen zu lassen. Zwischen den Wachen trat der Anführer hervor, die schmierigen,pechschwarzen Haare klebten an seinem Kopf,der faulige Gestank seines Atems wehte ihnen entgegen, er zog sein Schwert und richtete es abwechselnd auf jeden von ihnen,Swenja schrie auf:"Nimm deine Drecksgriffel von meinem Schwert!!" Einen Schritt nach vorne machend holte sie mit ihrer Faust aus und traf einen der Räuber an der Schläfe,der zurückzuckte und dadurch eine Lücke freimachte,durch die sie sich dem Anführer entgegenwarf,ihm das Schwert aus den Händen winden wollte. Mit einem Tritt wurde sie zurückgestoßen und das Schwert blitzte im Zwielicht auf,die eingekerbten Runen waren deutlich auf der ganzen Klinge zu erkennen,als alles wie in Zeitlupe abzulaufen schien. Ohne lange nachzudenken,stürmte Patrick nach vorn und parierte den Schlag mit seinem Schwert,das mit einem lauten Knall zerbarst.

"Kümmerst dich um deine kleine Freundin,was? Ekelhafter Dreckskerl!" Schäumend vor Wut trat der Hauptmann zu,immer wieder traf sein Fuß Patricks Körper,der sich nicht einmal mehr die Mühe machte,zu wimmern. Alle um sie herum beobachteten es stumm, bis der Anführer selbst die Stille durchbrach:"Wenn sie das Schwert haben will...dann soll sie uns zu Diensten sein... Und dein anderes Mädel auch! Es wird schnell sehr einsam hier,weisst du?" Durch das dreckige Gelächter konnte er nicht mehr viel hören,das Blut rauschte in seinen Ohren,als er sich erhob und mit Platzwunden im Gesicht und Oberkörper herausfordernd sagte:"Fasst sie an...und ich bringe dich um. Schön langsam..." Der Geräuschpegel sank ganz langsam wieder, mit knurrender Stimme folgte die Antwort:"Was war das? Du willst mich umbringen?Ohne Waffe?Beweis es!!" Die Wachleute begannen,einen Kreis zu bilden,dazu einen etwas kleineren,in dem Swenja und Ami standen,zur Sicherheit. Patrick dehnte seine schmerzenden Muskeln, beobachtete genau sein Gegenüber,die Körpersprache, Gestik, Mimik, einfach alles. Er würde ohne Waffe antreten,da niemand bereit war,seine zerschmetterte Klinge zu ersetzen. Die Hände erhoben versuchte er, sich auf das Signal vorzubereiten,wenn er das Schwert schwingen würde,es abzublocken und anschliessend mit einem gut platzierten Schlag ins Gesicht den Kampf zu beenden. Mit einem unmerklichen Zucken sprang er vor und schwang dabei das Schwert,mit heiserem Gebrüll von seinen Leuten angefeuert. Patrick zuckte zurück,als er die schnellen Bewegungen seines Gegners sah,wie er vorstieß und immer wieder die Spitze seines Schwertes gefährlich nahe an Patricks Rüstung entlangschnitt. Dies ging einige Minuten so,niemand schien wirklich die Oberhand zu halten. Plötzlich spürte Patrick mitten in der Bewegung ein Stocken, das ihn genau diesen einen Wimpernschlag zögern ließ, den sein Gegner brauchte. Mit ungeheurer Gewalt schnitt sich die Klinge durch seinen Oberschenkel,wurde vom Knochen aufgehalten. Die Intensität des folgenden Schmerzes war so enorm,das Patrick nur ein stummer Schrei entwich,das Gesicht vor Schmerz entstellt. Swenja, die all dies mit ansehen musste, wurde kreidebleich, das Blut aus seiner Wunde strömte in alarmierender Geschwindigkeit heraus, zweifellos würde es nicht lange dauern,bis er verblutete. Durch höhnisches Gelächter angestachelt, schlug sie wild um sich, während Ami die ganze Szene mit leerem Blick beobachtete.

Patricks Gedanken waren wirr und zusammenhanglos,sein brillianter Verstand,dessen er sich so sehr lobte,ließ ihn im Stich, durch überreizte Rezeptoren verursachte Trugbilder tanzten vor seinen Augen. Er sah alles doppelt, nahm seine ganze Umgebung irgendwie verzerrt wahr. Plötzlich ertönte in seinem Kopf ein leises Wispern,als würde es aus weiter  Ferne an ihn herangetragen.

"Konzentrier dich. Sei ohne Furcht, dann wirst du obsiegen. Dein Gegner kämpft unfair,aber du kannst die Realität zu deinem Vorteil beugen." Er wiederholte die Worte apathisch, bevor er auf die Knie fiel und hauchte:" Realität...verzerren... stoppe die Blutung." Mit einem Mal sank die Temperatur in der Umgebung stark ab,so dass sein Atem in Wölckchen vor ihm hertrieb,das Blut,das sich bereits am Boden gesammelt hatte, gefror zusehends. Mühsam konnte er sich wieder aufrichten,die Blutung hatte aufgehört,er spürte nicht einmal Schmerz. Alles war verschwommen und verzerrt,bevor sich sein Blick klärte und er von einer Welle der Selbstsicherheit geflutet wurde,da er mit jeder Minute,die verging, eine höhere Kontrolle über seine Kräfte erlangte.

Die Zeit schien wieder in gewohnten Bahnen zu verlaufen,was er an dem wieder aufbrandenen Geschrei und dem Tumult,der sich um Swenja herum gebildet hatte, festmachte. Der Hauptmann umklammerte das Heft seiner Waffe, sein Atem kam stoßweise, trieb als kleine Wölkchen vor ihm her. Patrick richtete den Blick auf ihn und erkannte in der Färbung seiner Aura die Wut,aber gleichzeitig auch Angst und unterdrücktes Verlangen,wann immer sein Blick auf die beiden Mädchen fiel. Er kämpfte den aufsteigenden Zorn nieder,weil er unbewusst die Konsequenzen kannte: sollte er diese Kräfte im Zorn benutzen,würde er von ihnen verschlungen werden. Er sah einen der umstehenden Banditen an,streckte die Hand aus und sagte mit autoritärer Stimme:"Deine Waffe. Gib sie mir." Die Augen des Mannes wurden glasig,ein verklärtes Grinsen auf dem Gesicht kam er näher, unter seinen Schritten knirschte das Eis. Er zog das Schwert und hielt es Patrick mit dem Heft voraus hin,der es ergriff und mit einer kurzen Berührung schickte er den Mann zu Boden,die Augen verdrehend lag er in den letzten Zuckungen. Das Schwert fester packend richtete Patrick den Blick auf seinen Gegner,sagte leise:"Bist du bereit,zu sterben?“

Er stürmte nach vorn und schlug zu,der Angriff wurde pariert,von den sich berührenden Klingen blitzte Elmsfeuer auf,wirbelte um die beiden herum,bevor es verschwand. Der Kampf war nun ziemlich ausgeglichen, Patricks Augen waren von einem hellen Glanz erfüllt, der beinahe unheimlich anzusehen war. Swenja nutzte die Verwirrung der Banditen und schnappte sich eines ihrer Schwerter, kurz darauf war sie umringt, wehrte sich aber tapfer. Mit der Schnelligkeit eines Gedankens bildete sich um Ami herum eine Schutzsphäre, an der einen Wimpernschlag später die ersten Schwerthiebe abprallten. Patricks Bewegungen wurden wieder etwas langsamer,die Aufrechterhaltung seiner Magie zehrte an seinen Nerven, so dass er beschloss,es zu beenden. Mit einem Knall blitzte die Schneide seiner Klinge in einem kobaltblauen Schimmer auf, mit zwei schnellen Hieben durchschnitt er die Handgelenke des Hauptmanns,der wie ein Besessener zu schreien begann, Blut schoss aus den Armstümpfen hervor und das Blut,das sich auf seiner Klinge befand,verdampfte mit einem wütenden Zischen. "Ich hatte geschworen,dich zu töten.", sagte Patrick leise und durchbohrte ihn mit einigen schnellen Stichen,jedes Mal brannte sich die wütende Flamme ein Loch durch den Körper,bis der Hauptmann leblos zu Boden ging.

Ein Moment der Stille trat ein,fassungslos starrten die Banditen auf die Szene. Patrick hob das Runenschwert auf und ging langsam auf Swenja zu,wobei er diejenigen,die im Weg standen,einfach mit seinen Schwerthieben zur Seite wischte. Er rammte das Schwert vor ihr in den Boden,ließ seine eigene Klinge fallen und sank auf ein Knie,zuckte ein wenig, er schmeckte Blut auf seinen Lippen,weshalb er sich mit dem Handrücken über die Nase fuhr. Swenja starrte ihn an und verpasste ihm eine Ohrfeige, bevor die ihn umarmte und leise sagte:" Du Idiot! Dämlicher Poser..." Schuldbewusst grinste Patrick in Amis Richtung,bevor er sich plötzlich verkrampfte und das Bewußtsein verlor.

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