Kapitel 11

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Erst war es ein leises,kaum hörbares Geräusch, als die Hände sich langsam aufeinander zu bewegten und in einer Geste der Anerkennung ein Klatschen erzeugten. Es wurde etwas lauter,doch behielt es den langsamen, beinahe verspottenden Rythmus bei und aus den Schatten eines notdürftig zusammengeschraubten Kommandostuhls erhob sich ein Ritter, der mit starrem Blick den Kampf beobachtet hatte.

Er trug keinen Helm, so dass seine langen, schwarzen Haare gut zu erkennen waren,die helleren Streifen, die in zwei Strähnen über seine Brust fielen, glänzten in matten Licht wie eingewebte Silberfäden. Seine tiefblauen und mörderisch intelligenten Augen passten gut zu seiner mitternachtsblauen Plattenrüstung, in die in karminrot einige Symbole und Linien geschnitten waren.

Er hob eine Hand und zeigte damit auf Patrick,der sich ein wenig provoziert fühlte."Ich bin der Anführer, nach dem du verlangst. Mein Name ist Koran Lokien, und ich habe die Pflicht übernommen, die wenigen Überlebenden der Raubzüge zu beschützen und mit ihnen gemeinsam einen Weg zu finden, hier herauszukommen." Mit einer ausschweifenden Handbewegung schloss alles um sich herum mit ein, als er fortfuhr:" Du sollst eines wissen. Ebenso wie deiner Freundin gebührt dir zuerst mein Dank,das ihr Amelie in einem Stück zurückgebracht habt. Sie hat wichtige Pläne entwenden können,mit denen sich der Verlauf des Kampfes entscheidend beeinflussen lässt."

Patrick hob eine Hand,um den Redeschwall zu unterbrechen. "Ich bin nur sehr ungern unhöflich,aber...ach, scheiss drauf. Rede nicht soviel sondern zeig mir deine Truppen. Erkläre mir die Situation bis ins kleinste Detail, damit ich mir ein Bild der Lage machen kann. Ich will hier nicht länger als nötig bleiben." Er schickte sich an, die Arena zu verlassen,als Koran erwiderte:" Ganz so,wie ich es erwartet habe. Doch bevor jemand wie du überhaupt die Gelegenheit bekommt, die Suppenteller meiner Truppen zu begutachten, wirst du einem strikten Training unterzogen. Ich kann keinen labilen Psioniker brauchen, der im falschen Moment alles um sich herum zu Asche verbrennt."

Mit zusammengebissenen Zähnen erwiderte Patrick:" Nun gut...Vielleicht kommt ja auch was nützliches bei raus...wer trainiert mich?"

Er hörte hinter sich das leise Geräusch von Stahl auf Stahl,als wenn ein Schwert aus seiner Scheide gezogen wurde. Sofort spürte er eine unangenehme Übelkeit und mit einem genervten Seufzen drehte er sich um. "Ich werde deine Gegnerin sein,wenn du nichts dagegen hast." Sie hatte ihre Schwerter gezogen und stand mit einer Mischung aus Langeweile und Kampflust vor ihm,die Klingen spielerisch in ihren Händen herumwirbelnd. "Eine kurze Frage...bekomm ich auch eine vernünftige Waffe?" Sie schüttelte den Kopf und ging sofort in den Angriff über,schwang ihre Schwerter wie eine Schere und nur durch Zufall gelang es ihm, auszuweichen. Einigen weiteren Schwerthieben ausweichend musste er zwischendrin einfach grinsen. Dies war genau die Art Training,die bei ihm etwas brachte: Gewaltsames Konfrontieren.

Swenja beobachtete den Kampf für einige Minuten,bis sie sicher sein konnte,das Patrick seine Sache gut machen würde. Sie zweifelte nicht an ihm, sie hatte gesehen,das er seine latenten Kräfte beherrschen konnte. Sie legte eine Hand an den Knauf ihres Schwertes,sie fühlte die beruhigende Kraft durch sich hindurchfließen und stieß beinahe mit jemandem zusammen. Gerade rechtzeitig machte sie einen Ausfallschritt, um der Kollision zu entgehen. Sie stand Ami gegenüber,die leicht grinste und nun einen völlig anderen Anblick bot: gehüllt in einen matten, bronzenen Kürass,der speziell an ihre Körperform - wozu ihre weiblichen Rundungen auch zählten,die fein geschwungen dargestellt waren- angepasst war; eingraviert in die freie Fläche waren viele Berechnungen,Explosionszeichnungen und Schnittdiagramme, so als hätte sie ihren Arbeitsplatz zu einer Rüstung umgebaut. Auf ihrem Rücken hatte sie zwei stahlverstärkte Flügel,die wie rein knöcherne Fortsätze aussahen. Sie wippten leicht hin und her, schienen regelrecht ein Eigenleben entwickelt zu haben. Ami bemerkte ihren Blick und sagte stolz:" Genial,oder? Aus den Dingern kann ich durch eine neurale Schnittstelle zusätzliche Mechadendriten ausfahren,die mich bei der Arbeit unterstützen...quasi ein paar helfende Hände mehr." Sie versanken beide in nachdenkliches Schweigen. "Gegen wen kämpft Patrick? Diese Frau mit den Samurai-Schwertern.." Ami grinste ein wenig und die Schwingen zitterten leicht."Kira meinst du? Ich glaube kaum,das er eine Chance hat. Sie ist unsere beste Schwertkämpferin,die rechte Hand von Koran und Ausbilderin der Truppen." Swenja seufzte leise und hob dann ihren Kopf an, ein freches Grinsen im Gesicht. "Du kennst ihn nicht so wie ich ihn kenne. Das ist genau seine Schiene. Er schafft es."

The other OnesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt