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"Also Mrs. Smith. Ihr Sohn hat sehr starke Hirnschäden davontragen müssen. Wir haben uns beschlossen ihn zu Intubieren. Es werden in einer OP teile seiner Schädelplatte entfernt werden müssen, damit der Hirndruck entlastet werden kann. Kurz gesagt, ihr Sohn liegt im Künstlichen Koma. Die Überlebenschancen liegen unter 30%. Wir werden natürlich alles dafür tun, damit die Chancen wieder steigen werden." sagte der Arzt so verständlich er nur konnte.
Mrs. Smith war verständlicherweise sehr aufgelöst. Jennifer, die nur kleinere Schäden von dem Unfall davontrug, versuchte Mrs. Smith zu trösten. Aber anstatt, dass die Frau wieder zur Ruhe kam, flossen ihr immer mehr Tränen durch das Gesicht.
"Aber Mrs. Smith, Sie dürfen jetzt nicht Aufgeben! Sie dürfen jetzt nicht für Thomas Aufgeben, und erst recht nicht für sich! Sowohl Sie, als auch Thomas müssen jetzt kämpfen! Und wenn sie beide Kämpfen wette ich, dass alles gut gehen wird!" muntere der Arzt Mrs. Smith auf. Langsam kam sie auch wieder zur Ruhe.

Von dem ganzen bekam Thomas natürlich nichts mehr mit. Man kann sagen, er war in seiner eigenen Welt.
Er wachte unter einer alten Buche im Zentrum einer Kleinstadt auf. Die Sonne kitzelte ihm durch die Blätter auf die Nase. Langsam setzte er sich auf und lehnte sich gegen den Baum. Er bemusterte die Menschen, die um ihn herumgingen.
Ihm fiel direkt auf, dass etwas anders war. Er war umgeben von Haarsprayfrisuren und Schulterpolstern. Dazu kamen noch die ganzen Neonfarben.
"Herr, bin ich im Himmel?" murmelte er lächelnd vor sich hin.
Langsam versuchte er sich aufzurappeln und ging durch die Stadt.

Thomas erntete verwirrte Blicke. Kein Wunder. Er hatte ja noch die typisch 'neuen' Klamotten an.
Vor ihm ging ein Mann mit einer "New York Times" in der Hand.
Der Mann hatte relativ lockere Kleidung, sprich ein weißes T-Shirt und eine Jeans an. Thomas versuchte das Datum auf der Zeitung zu erkennen. Der Mann hielt die Zeitung nur so geschickt, dass das Datum verdeckt war. In der Innenstadt warf der Mann die Zeitung in den Müll und Thomas riss sie auf direktem Weg wieder raus. Schnell las er das Datum.
"3.7.1984" murmelte Thomas.
"1984?!" brüllte er nun heraus.
"Wie ist das nur möglich?! Ich war doch eben noch im Jahr 2018 auf dem Weg zum Einkaufen. Oh mein Gott, was ist mit Jennifer?" es gab keine logische Schlussfolgerung, mit der er alles hätte erklären können. Es war ein komisches Gefühl jetzt in den 80ern zu leben. Einerseits freute er sich darüber endlich mal in seinem Lieblingsjahrzehnt leben zu dürfen, andererseits gehörte er gewissermaßen nicht dort hin. Er gehörte in das Jahr 2018 zu seiner Familie und seinen Freunden.

Thomas stand immernoch mit weit geöffneten Mund und aufgerissenen Augenlidern dort und betrachtete die Zeitung.
"Mund zu, es zieht!" sprach ihn eine junge Frau in seinem Alter an. Die junge Frau hatte braune Haare und wie fast jede Frau eine lockige Haarspray Frisur.
"Hey, ich bin Sarah" sagte die junge Frau lächelnd.
Thomas sah sie etwas verwirrt an und brachte dann ein herausgestottertes: "Hallo, mein Name ist Thomas" raus.
Sarah sah ihn ebenfalls etwas verwirrt an.
"Du kommst nicht von hier her, oder? Das sieht man! Du hast ganz andere Kleidung an wie die anderen Jungs. Von wo kommst du denn? Komm lass uns dahinten auf die Bank setzen." fragte Sarah interessiert.
Die beiden gingen zur Bank und setzten sich hin. Die Sonne stand noch ziemlich hoch.

'Ich muss mir jetzt irgendeine Ausrede ausdenken. Nur welche? Ah ich habs!' dachte Thomas kurz nach.
"Ich komme aus New York City. Wir tragen dort so T-Shirts und stink normale Jeans." antwortete Thomas und deutete auf sein 'Bryan Adams - Reckless' T-Shirt.
Sarah überlegte kurz bevor sie diese Aussage tätigte: "Hmm. Ich kenne kein Album namens Reckless von Bryan Adams und ich habe bis jetzt alle Alben von ihm."
Thomas lächelte verlegen und kratzte sich den Hinterkopf.
"Nun ja, du kannst es auch nicht kennen, da es erst im Oktober dieses Jahres herauskommt. Ich habe Bryan Adams nach einem Konzert in New York getroffen. Wir haben so ungefähr zwei Minuten geredet und dann erzählte er mir, dass er an einem neuen Album namens 'Reckless' arbeitet. Da sollen wohl übermengen an Guten Singles drauf sein." erzählte Thomas so stolz er konnte.

Nicht einmal fünf Meter entfernt stand ein kleiner Schwarzer BMW, der plötzlich ein sehr lautes Hupgeräusch von sich gab.
"Oh, da ist mein Dad! Er holt mich ab. Es war nett, mit dir zu reden Thomas! Vielleicht sieht man sich ja nochmal in der Stadt."
Mit diesen Worten verabschiedete sich Sarah. Sie ging in einem zügigen Tempo in die Richtung des BMW's. Von dem Auto zog ein starker Zigarettengeruch zu Thomas rüber, so dass er mehrmals husten musste. Langsam ging er in die Stadt.

Thomas hatte nur ein Problem. Er wusste nicht, wo er die Nacht über schlafen sollte.
Er hatte kein Geld und war schon am verzweifeln, da er nicht dachte, dass er noch etwas finden würde.
Es war schon spät geworden in der Kleinstadt.

"Jetzt kann mir nurnoch ein Wunder helfen" murmelte Thomas seufzend. Als er langsam den Kopf hob, sah er ein 'Aushilfe gesucht' Schild. Das Schild stand direkt vor einer kleinen Gaststätte. 'Ich habe eine Idee!' dachte sich Thomas erfreut. Langsam ging er in die Richtung der Gaststätte und öffnete die Tür. Ein starkes knarren gab dem Gaststättenbesitzer Peter Niesen zu erkennen, dass jemand seine Gaststätte besuchen kommt.
Thomas ging leise in das Foyer der Gaststätte rein. Es war keine Edle Gaststätte, sondern eher eine einfache Gaststätte. Es wurde viel mit Holzschnitzereien gearbeitet, was die Gaststätte in gewisser Hinsicht älter aussehen ließ.

"Junger Mann, hast du dich verlaufen?" fragte Peter mit seiner Brummerstimme.
"Nicht direkt. Ich suche nach einen Unterschlupf für ein paar Nächte. Da habe ich Ihr 'Aushilfe Gesucht'-Schild gesehen. Nun wüsste ich gerne, ob ich Arbeit gegen ein Zimmer und etwas Essen tauschen könnte." fragte Thomas etwas zurückhaltend.
"Nun, ich suche schon seit über 2 Jahren nach Aushilfe, aber niemand zeigte Interesse. Ich weiß nicht warum aber Sie scheinen der Richtige zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass Sie schon so verhandlungsfähig sind." antwortete Peter postwendend.
Er öffnete eine Schublade und wühlte nach etwas. Er schmiss alte vergilbte Papierknüddel auf die Theke. Nach ganzen Zwei Minuten hatte Peter das gefunden wonach er suchte.
"Hier Mr. Das sind ihre Schlüssel. Es ist eine kleine Wohnung. Nichts besonderes. Eine Küche, ein Badezimmer und ein Wohnzimmer. Zu Verpflegung bekommen Sie von meiner Frau und mir." sagte Peter während er auf eine kleine Frau, ungefähr 60 Jahre alt deutete.
"Eine Frage hätte ich aber noch. Wie heißen Sie?" fragte Peter mit seinem gezückten Stift.
"Mein Name ist Thomas Smith. Und bitte nennen Sie mich nur Thomas." sagte er lächelnd und ging leise in sein Zimmer.

Stuck in the 80sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt