Das Haus der Knochenhexe

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,,Hey, Eisbubi! Bist du dir sicher, das du weißt, wo es lang geht?
Ich ignorierte Robin Goodfellow und schob mich weiter durch den düsteren Nebel des wilden Waldes, der als die Knochenmarch bekannt war.
Bei jeder meiner Schritte klebte Schlamm an meinen Füßen, ständig tropfte irgendwo Wasser und die knorrigen Äste der Bäume waren so stark mit grünem Moos bewachsen, dass sie vor einer dicken Schleimschicht umhüllt zu sein schienen. Um die mächtigen Baumwurzeln warberten Nebelschwarten und verwandelten die Senken im Boden in uneinsehbare Stolperfallen.
Hin und wieder plätscherte etwas in dem stillen Wasser - eine Erinnerung daran, das wir nicht allein waren. Die March machte ihrem Namen alle Ehre, denn überall waren Knochen verstreut: Sie ragten aus dem Matsch auf, versteckten sich im Gestrüpp oder schimmerten bleich unter der Wasseroberfläche. Dies war ein gefährlicher Teil des wilden Waldes, noch gefährlicher als manch andere.
Und zwar nicht wegen der Katoblepas, der Jabberwocks oder der anderen Monster, die in diesen finsteren Sumpf Zuhause waren, sondern wegen eines ganz bestimmten Bewohners, der irgendlwo im Herzen der March lebte.
Und zu dem wir unterwegs waren.
Etwas flog dicht an meinem Kopf vorbei und landete klatschend an einem Baumstamm. Ich blieb unter dem Astwerk stehen, drehte mich um und starrte meinen Begleiter finster an; eine schweigende Mahnung, das ja nicht wieder zu tun.
,,Hey, er lebt!" Voll spöttischer Begeisterung riss Robin Goodfellow die Schlammverklebten Hände in die Höhe.
,,Und ich hatte schon Angst, er wäre zum Zombie geworden oder so." Grinsend verschränkte er die Arme vor seiner Brust. Der Matsch überzog seine roten Haare und sprenkelte sein schmales Gesicht. ,, Hast du mich gehört, Eisbubi? Ich schreie jetzt schon eine ganze Weile hinter dir her."
,,Ja." Ich unterdrückte ein Stöhnen. ,,Ich habe dpich gehört. Ich denke, sogar die Jabberwocks am anderen Ende des Sumpfes haben dich gehört."
,,Oh, gut. Wenn wir gegen ein paar von denen antreten müssen, schenkst du mir vielleicht endlich mal ein wenig Beachtung." Puck erwiederte meinen finsteren Blick und wies in Richtung Sumpf: ,, Das ist doch Wahnsinn. Woher sollen wir überhaupt wissen, ob er hier ist?
Die Knochenmarsch steht nicht unbedingt auf der Liste meiner bevorzugten Ferienziele, Prinz. Bist du sicher, dass dein Kontaktmann wusste, wovon er da redet? Denn wenn sich das hier mal wieder als falsche Fährte herausstellt, schnappte ich mir diese Púca und verwandle die in ein paar Handschuhe."
,,Ich dachte, du wolltest ein Abenteuer?", erwiderte ich, einfach nur um ihn zu ärgern. Puck schnaupte empört.
,,Klar doch, versteh mich nicht falsch:
Ich latsche unheimlich gerne von einem Ende des Nimmernie zum anderen, lasse mich von wütenden Sommerköniginnen jagen, schleiche mich in den Keller eines Ogers, Kämpfe gegen Riesenspinnen oder Spiele mit einem launischen Drachen verstecken - alles Super." Er schüttelte den Kopf, und bei diesen schönen Erinnerungen leuchteten seine Augen.
,,Aber, Das hier ist ungefähr unser Sechster Versuch, diesen verdammten Kater zu finden, und wenn er hier nicht ist, dann Kriege ich fast Angst vor unserem nächstem Ziel."
,, Du musst nicht mitkommen" erinnerte ich ihn.
,, Wenn du willst, kannst du jeder Zeit gehen. Ich werde dich nicht aufhalten."
,, Netter Versuch, Prinz." Puck grinste breit.
,,Aber so leicht wirst du mich nicht los."
,, Dann sollten wir weitergehen."
Es wurde langsam Dunkel, und sein ständiges geschnatter ging mir langsam auf die Nerven. Ich hatte absolut keine Lust, die Aufmerksamkeit eines hungrigen Jabberwock zu erregen und mitten im Sumpf gegen ihn kämpfen zu müssen.
,, Na schön." seufzte Puck und Schloss zu mir auf.
,, Aber ich weigere mich, mit die zum Palast der Spinnenkönigin zu gehen, falls wir ihn hier nicht finden, Eisbubi. Irgentwo muss mal Schluss sein."
Mein Name, mein voller, Wahrer Name lautet Ashal layn'darymyr Fällen, und ich bin der letzte Prinz des Dunklen Hofes.
Einst waren wir zu dritt, drei Winterprinzen: Meine Brüder sage und Rowan und ich. Meinen Vater habe ich mir kennen gelernt, noch wollte ich ihn kennenlernen, und meine Brüder haben nie von ihm gesprochen. Ich war nicht einmal sicher, ob wir denselben Vater hatten, doch das spielte auch keine Rolle. Am Dunklen Hof war Mab die alleinige Herrscherin, die eine, wahre Königin. Attraktive Adelige oder verirrte Sterbliche mochten den Weg in ihr Bett finden, Aber ihren Thron teilte Mab mit niemanden.
Wir standen uns nie sonderlich nahe, meine Brüder und ich. Als Winterprinzen wuchsen wir in eine Welt voller Gewalt und finsterer Machenschaften auf. Unsere Königin trug das ihre dazu bei, indem Sie denjenigen von und vorzog, der sich bei ihr beliebt machte, während die die anderen bestrafte. Wir benutzten einander, spielten einen gegen den anderen aus, doch gegenüber unserem Hof und unserer Königin waren wir stets loyal. Zumindest dachte ich das. Es gibt einen Grund, warum am Winterhof alle Gefühle eingefroren werden, warum Emotionen bei den Dunklen Feen als Schwäche und Torheit gelten. Sie korrumpieren die Sinne, verweinlichen die und beeinträchtigen die Loyalität gegenüber Familie und Hof. Das finstere, gefährliche Feuer der Eifersucht nagte an meinem Bruder Rowan, bis er schließlich das Undenkbare tat, sich gegen sein Volk stellte und uns an unsere Feinde verriet. Mein ältester Bruder der Sage fiel Rowans Verrat zum Opfer, und er war nur der Erste von vielen. Aus reiner Mächtiger Verbündete sich Rowan mit unserem schlimmsten Feind, den Eisernen Feen, und unterstützte ihren König bei seinem Versuch, das Nimmernie zu zerstören. Am Ende tötete ich Rowan und rächte so Sage und die anderen Opfer meines Volkes, doch die Vergeltung brachte keinen von ihnen zurück. Nun gibt es nur noch mich. Ich bin der letzte verbliebene Sohn von Mab, der Königin des Dunklen Hofes.
Und für sie bin ich gestorben.

Fortsetzung folgt............

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 17, 2018 ⏰

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