Ich höre seine Schritte.Ich weiß das er nur wenige Meter von mir entfernt ist. Obwohl ich ihn bitte nicht das Licht anzumachen tut er es. Die Deckenlampe geht an. Und dann sieht er mich: Zusammengekauert in der hintersten Ecke der Küche,ein Messer in der Hand,blutende Arme..
Ich kann das Licht nicht ertragen. Er macht es wieder aus, ich werde von schützender Dunkelheit umgeben. Er redet auf mich ein,sagt dass das ganze hier endlich aufhören muss und nimmt mir das Messer weg. Ich sage garnichts. Ich kann einfach nicht. Es ist nichts gegen ihn, aber im Moment ertrage ich keine Nähe. Ich will allein sein. Aber er lässt mich nicht alleine, denkt das er das richtige tut.
Er hat keine Ahnung. Anstatt mich alleine im Dunkeln zu lassen, fragt er. Fragt immer weiter bis ich es nicht mehr aushalte. Die Worte die mir immer auf der Zunge liegen, die Worte die mir immer im Kopf rumspuken, aber die ich immer wieder zurückhalten muss. "Ich will nicht mehr leben!" Am liebsten hätte ich es hinausgeschrieen. Doch ich hab keine Kraft mehr,sodas die Worte nur wie ein Flüstern herauskommen. Aber sie tun ihre Wirkung,genau so gut wie ein Schrei es auch getan hätte.
"Jetzt.. hörst du mir mal zu" beginnt er und ich kann hören das er weint. Er weint sonst nie.Sofort geht es mir noch schlechter, obwohl ich nicht dachte dass,das möglich ist "wenn du dich umbrinst.. Dann lass gleich einen zweiten Strick für mich da!"
"Hör auf.." sagte ich verzweifelt. Ich konnte diese Worte einfach nicht hören.
"Wenn du dich umbringst!" heult er "wenn du weg bist hab ich doch nichtmal eine Sekunde mehr die für mich Lebenswert wäre! Das wichtigste in meinem Leben.. bist doch Du!"
"Nein! Hör auf" Ich schlage die Hände über die Ohren. Doch die Worte brennen sich ein.
Ich höre wie er schluchzt. "Ich.. lass dich jetzt alleine" sagt er und ich höre wie er geht. Ich würde ihn in den Arm nehmen,ihm sagen das ich ihn lieb hab aber ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht. also bleibe ich alleine in der Dunkelheit,in der Küche zurück. Zusammengekauert in der Ecke.
Ich hole mir nicht einmal mehr das Messer zurück. Ich bin einfach fertig. sogar zu fertig um mich noch zu ritzen. Ich sitze da, hab nichteinmal mehr Kraft mich zu bewegen. Irgendwann nach all der Trauer kommt wieder die Leere.. alles wird unwichtig. Und ich fühle nichts mehr. Nurnoch Leere in mir.
Ich weiß nicht wie lange ich hier schon sitze. Ich frage mich aufeinmal, ob ich jetzt tot bin und ein Teil von mir wünscht es sich.. Aber nein-der Schmerz ist noch da, zerfrisst mich von Innen wie ein wiederlicher Parasit - und ich weiß: Ich bin noch am Leben.
Aber es tut weh am Leben zu sein. Die Worte die er zu mir gesagt hat geistern mir durch den Kopf.
"Wenn du dich umbringst..! Dann lass noch einen Strick für mich übrig!!.. Dann komme ich nach!"
Ich fühlte mich so schlecht bei diesen Worten. Weil ich tief in mir wusste das ich ihn entäuschen werde. Irgendwann. Ich werde es sein der sein Leben zerstört, und das machte mir Schuldgefühle. Verstehst du wie ich meine ? Ich weiß nicht ob du mich verstehst..
"Wenn du weg bist.. hab ich doch nicht mehr eine Sekunde mehr,die Lebenswert wäre..!" so oder so ähnlich hat er es gesagt. Ich wünsche ihm das nicht. Ich weiß genau wie es ist jemanden zu verlieren und ihn dann so vermissen das man keine Sekunde lang mehr glücklich sein kann!
Ich fühle mich so schlecht..Weil ich tief im Inneren weiß das ich derjenige sein werde, der ihm diesen unerträglichen Schmerz bereiten wird..Irgendwann.