4 - Schnurren

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Manus Sicht

"Ich bin da", lächelte ich, als ich die Wohnungstür aufschloss, "Mama?", hakte ich erneut nach. Als ich sah, dass ihre Tasche nicht dort stand, wo sie sonst immer war, wusste ich, Mama musste noch auf Arbeit sein.
Ich holte die Kopfhörer aus meinen Ohren, zog meine Schuhe und meine Jacke aus, und stellte meinen Ranzen neben meinen Schreibtisch. Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen und hörte ein erschrockenes Schnurren neben mir.
"Entschuldige", grinste ich und drehte mich zu ihr, "Ich wollte dich nicht wecken."
Ich legte meine Hand an die Stirn meiner Katze und strich ihren Rücken entlang, ging wieder zum Kopf, und streichelte sie weiter.

Obwohl ich eine Katzenhaarallergie hatte, war es schon immer mein größter Wunsch, eine Katze zu haben.
Immer wieder schaute ich auf der Internetseite des Tierheimes in unserer Stadt und fuhr einige Male mit dem Fahrrad hin und fragte, ob sie eine Bengalkatze hätten. Bengalkatzen waren eine der einzigen Rassen, die wie für Allergiker gemacht waren.
Und eines Tages hatten sie eine. Eine kleine, grau-weiß gestreifte Katze, welche in einer Katzenbox neben der Straße gefunden wurde. Zu dem Zeitpunkt war sie schon 8 Jahre alt. Sie hatte einen Herzfehler und brachte somit viele Arztkosten mit sich. Und dennoch hatte ich mich in die kleine, kranke, dürre und unglaublich teure Katze verliebt.
Als ich mit dem Fahrrad wieder nach Hause gefahren war, erzählte ich Mama sofort von ihr und schaffte es schließlich, sie zu überreden.
All das war nun schon 5 Jahre her, und ich bereute keinen Tag, an dem sie bei uns war. Frieda hatte ich sie genannt. Frieda hatte nun schon viele Besuche beim Arzt, alle waren teuer. Aber alle waren hilfreich und notwendig, leider. Es war nicht einfach, eine Katze zu haben, die einen Herzfehler hat, wenn man selbst nicht unbedingt viel Geld hat.

"Und? Wie war dein Tag?", fragte ich meine Katze und lächelte sie sanft an, "Meiner war nicht so gut. Patrick sagte, Alina und ich seien süß zusammen. Denkst du das auch?"
Als Antwort meiner Katze kam nur ein wohliges Schnurren, weshalb ich seufzte. "Ja, das finde ich auch"

Plötzlich stellten sich Friedas Ohren auf, sie hob ihren Kopf und drehte ihn blitzschnell zur Tür. Die Wohnungstür ging auf und ich hörte Mama seufzend zur Tür herein kommen.
"Hallo", lächelte ich.
Ich hörte, wie sie ihre Tasche abstellte, ihre Schuhe auszog und ihre Jacke anhing. "Hallo, Schatz", lächelte sie erschöpft und lehnte sich an meinen Türrahmen, "Wie war die Schule?"
"Gut, alles wie immer", lächelte ich gespielt.

Mama musste nicht wissen, dass ihr Sohn schon seit Monaten unglücklich verliebt war und die Schule schleifen ließ. Sie musste nicht wissen, wie es mir ging. Mama hatte genügend eigene Probleme, wie ihren Job, die Bezahlung davon, allgemein all unsere Geldprobleme und die Trennung zu ihrem Freund. Also, nun Exfreund.
Einen todtraurigen Sohn wollte ich ihr nicht nun auch noch antun.

"Schön", lächelte sie, "Hast du Hunger?"
Sanft begann ich, zu nicken, setzte mich auf und ließ von Frieda ab, weshalb sie protestierend miaute.

(...)

"Maaan", seufzte ich und kramte auf meinem Schreibtisch herum, "Wo ist denn das blöde Buch?" Ein verzweifelter Blick zur Uhr verriet mir, dass es halb Acht war. Ich musste in knapp fünf Minuten losgehen, um noch pünktlich zur Schule zu kommen.
Hektisch seufzend griff ich zu meinem Ranzen und kramte in diesem, und hielt tatsächlich das gesuchte Buch in den Händen.
"Du willst mich doch verarschen", hauchte ich und packte meinen Ranzen schließlich zu ende.
Ich drückte Frieda einen Kuss auf die Stirn, weshalb sie aufwachte, zog meine Schuhe und meine Jacke an, griff zum Haustürschlüssel und verließ die Wohnung.

"Verdammt", hauchte ich mir selbst zu und beschleunigte meinen Gang. Ich hasste es, zu spät zu kommen. Alle Augen waren auf einen gerichtet und alle wollten wissen, weshalb man zu spät sei. Und ich hasste es, im Mittelpunkt zu stehen.
Ich startete meine Playlist bei Spotify und lief zur Schule, bis ich tatsächlich fünf vor Acht am Klassenraum ankam und erleichtert ausseufzte.

Ich ließ mich auf meinen Platz fallen, packte meine Federtasche und Mappen aus, und lehnte mich schweratmend in den Stuhl zurück.
"Alles okay?", fragte Laura und legte eine Hand auf meine Schulter. Ich nickte noch immer schweratmend, griff in meinen Ranzen und holte mein Asthmasprey heraus, in welches ich hinein atmete, bis ich mich beruhigt hatte. Laura lächelte mich erleichtert an.
"Also.. ist jetzt alles gut?", lächelte sie sanft. Ich nickte.

Die Tür ging auf und Frau Fahrmann, unsere Deutschlehrerin, betrat den Klassenraum.
"Guten Morgen", lächelte sie und legte ihre Sachen auf das Lehrerpult.
"Guten Morgen", erwiderten wir beinahe im Chor, ehe wir uns setzten.
"Ist Patrick krank?", fragte sie und deutete auf seinen Platz hinter mir. Er war leer. Wieso war mir nicht aufgefallen, dass er nicht da war?
"Nein", schrie Hendrik in die Klasse, "Er verspätet sich. Hat bestimmt 'nen Kater von gestern Abend", er lachte laut. ||

Hey na!
Ich wollte gerne eine süße kleine Katze einbringen. Was ist eine Fanfiction schon ohne eine gute, schnurrende Katze?
Ok, Spaß beiseite xD ich hoffe, es hat euch gefallen! <3

secrets || KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt