Yoongi POV
Langsam fuhr ich die Straße entlang. Es war eigenartig selbst zu fahren. Sonst hatte das immer Jin Hyung übernommen, doch diesmal saß ich am Steuer. Niemand war da, der meine Gedanken unterbrechen konnte. Stille. Nur die Motorengeräusche waren zu hören. Draußen färbte sich der Himmel immer mehr rot und kündigte den Sonnenuntergang an. Hier auf der Jeju Insel soll er immer besonders schön sein, wurde mir gesagt. Ich war mir sicher, dass es den anderen hier gefallen würde. Fast konnte ich hören wie Hoseok, Jimin und Taehyung ein staunendes "Woaaah" von sich gaben. Und fast konnte ich mir vorstellen wie Namjoon wieder interessante Dinge erklärte, die er von dieser Insel wusste oder warum der Sonnenuntergang hier besonders schön sein sollte. Auch konnte ich mir vorstellen, wie Jungkook mit staunenden Augen gebannt aus dem Fenster schaute und auf Dinge zeigte, die er den anderen zeigen wollte. Doch all das konnte ich mir nur vorstellen und alleine die Vorstellung hinterließ einen stechenden Schmerz in der Brust. Ich wusste nicht warum ich mir das eigentlich antat. Warum ich genau in diesem Auto saß und auf den Straßen zwischen Wiesen, Feldern und Wäldern herumfuhr. Warum ich nicht einfach in meinem Zimmer geblieben war und weiter Trübsal blies. Möglicherweise weil ich sie nicht enttäuschen wollte. Möglicherweise weil ich mir selbst noch mal eine Chance geben wollte. Zu Hause in Trauer versinken konnte ich dann immernoch. Aber nicht ohne vorher noch mal versucht zu haben, das Schöne in der Welt zu sehen. Wenigstens einen kleinen Teil. Doch ich konnte die schönen Landschaften kaum genießen. Meine Gedanken schwebten immer bei meinen Freunden. Nie zuvor hatte ich so ein starkes Gefühl der Freundschaft empfunden und nie zuvor hatte ich ein so starkes Gefühl des Schmerzes fühlen müssen. Der Verlust war einfach zu groß. Doch ich wollte versuchen, diese Gedanken für heute zu verbannen.
Langsam fuhr ich einen Berganstieg hoch und als ich oben ankam, blieb mir fast die Luft weg. Ich brachte das Auto zum stehen und starrte das was dort vor mir lag an. Von hier aus konnte ich das Meer sehen und weitere Hügel. Alles war in ein einheitliches Rot getaucht. Das Glitzern des Wassers konnte man bis hier hoch sehen. Ich zog die Handbremse, schaltete den Motor aus und stieg aus dem Auto. Ich musste mir das von draußen ansehen. Da weit und breit kein anderes Auto zu sehen war, blieb ich einfach so stehen, kletterte auf das Autodach und beobachtete den Sonnenuntergang. Noch nie zuvor hatte ich sowas Schönes gesehen. Alles wirkte so unwirklich und es fühlte sich an als würde ich in eine fremde Welt tauchen. Ich genoss den Moment und versuchte das aufkommende Gefühl von Frieden in mir aufzunehmen. So musste sich Frieden anfühlen. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Das erste Lächeln, seid dem Unfall. Ich dachte ich wäre dazu nie wieder in der Lage, doch ich hatte mich getäuscht. Doch dann verwischte das Bild langsam vor meinen Augen, was daran lag, dass jetzt Tränen aufkamen. Doch sie fühlten sich anders an als die, die ich die letzten Wochen vergossen hatte. Sie wirkten befreiend und tröstend. Das ganze Szenario war einfach so unwirklich. Die aufkommende Sehnsucht versuchte ich zu unterdrücken. Sehnsucht nach meinen Freunden aber auch die Sehnsucht hier zu sein wo ich gerade stand. Es war merkwürdig. Jedes mal wenn ich etwas Wunderschönes beobachte, dann erfüllt es mich mit Staunen und gleichzeitig mit Sehnsucht. Sehnsucht nach mehr? Ich wusste es nicht. Aber ich wusste, dass wenn ich diese Sehnsucht nicht spüren würde, dann könnte ich den Moment nicht genießen können. Doch diesmal vermischte sie sich mit Trauer und diese nahm jetzt doch wieder überhand. Ich versuchte gar nicht erst meine Tränen wegzuwischen.
Der Ozean färbte sich immer mehr rot und plötzlich wirkte er auf mich wie eine Wüste. Eine endlose Wüste in der ich gefangen war. Doch es war der Ozean. Der Ozean der das Tor zu anderen Welten war. Auch das Tor zu meinen Freunden? Leider nein.
Als der rote Feuerball im Meer versunken zu sein schien, wurde es schnell dunkler und der Himmel färbte sich erst Violett, dann gelb, grün und schlussendlich in ein dunkles blau. Es dauerte nicht lange da war er pechschwarz. Doch mit der Dunkelheit kamen die Sterne und ich beschloss mich auf das Dach zu legen und in den Himmel zu starren. So viele Sterne habe ich schon lange nicht mehr gesehen. In Seoul waren die Stadtlichter viel zu hell dafür. Doch hier konnte ich jeden einzelnen Stern sehen, der sichtbar war. Wieder überkam mich ein Gefühl des Friedens. Und als dann eine Sternschnuppe über den Himmel zuckte, musste ich wieder lächeln. "Hallo meine Freunde!", flüsterte ich leise in die Nacht hinaus. Ich fühlte mich ihnen plötzlich sehr nah auch wenn ich wusste, dass ich sie nie wieder sehen würde. Aber ich würde deswegen nicht aufgeben. Sie gaben mir immernoch Kraft. Kraft dazu glücklich zu werden!================================
Endlich habe ich die erste Kurzgeschichte fertig geschrieben. Tut mir Leid, dass das so lange gedauert hat. Ich war wohl zu sehr auf meine andere FF konzentriert. XD Aber ich versuche hier jetzt auch regelmäßiger zu aktualisieren. Vorrausgesetzt es gibt genügend Kommentare mit Stichwörtern. :)
Diese Kurzgeschichte ist sehr traurig und vielleicht etwas poetisch? Ich weiß es nicht. Wenn es Wünsche gibt, in welche Richtung eine Kurzgeschichte gehen soll, dann schreibt es gerne dabei.
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K-Pop Kurzgeschichten
FanficMir ist die Idee gekommen, dass Leser und Autor zusammen die Geschichte gestalten können. Ich werde hier verschiedene Kurzgeschichten schreiben, welche ebenfalls K-Pop Fanfictions sein sollen. Wie? Das schreibe ich auf der ersten Seite. Also wer Int...