A rainy day

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Endlich war der Tag gekommen. Heute würde er es ihm sagen. Dass er ihn liebte.

Schon seit Tagen hatte Taeyong diesem Moment entgegen gefiebert. Er hatte sich nie getraut seinem besten Freund seine Liebe zu gestehen. Nie in den letzten zwei Jahren.

Anfangs hatte er gedacht, es wäre eine Phase, seine Hormone wären schuld, doch so war es nicht. Er hatte sich viele Freundinnen gesucht, wollte alles versuchen, um sich die Gefühle zu Johnny nicht eingestehen zu müssen. Er hatte es sogar mit einem anderen Mann versucht, doch nichts hatte geholfen. Seine Fantasien waren immer bei Johnny. Und es wurde immer schlimmer. Er hatte Probleme sich zu konzentrieren, weil er ständig an seinen Freund denken musste. Einmal hätte er ein Mädchen fast geschlagen, weil sie sich an seinen Liebsten herangemacht hatte. Er war so eifersüchtig gewesen, und das, obwohl er wusste, dass sie nicht Johnnys Typ war und er keine Anstalten machte, auf ihre Flirtversuche einzugehen. Doch allein der Gedanke, jemand anderes könnte seinem Johnny nahe sein, könnte Dinge mit ihm anstellen, die er mit ihm tun wollte, hatte ihn so in Rage gebracht, dass er nahe daran war, sie mit Gewalt von seinem Kumpel fern zu halten.

Nach ungefähr einem halben Jahr des Versteckens hatte er endlich eingesehen und selbst akzeptiert, dass er seinen besten Freund, den lässigen Typ, von ganzem Herzen liebte. Doch es ihm zu gestehen, das schaffte er nicht. Zu groß war seine Angst, nicht nur eine Abfuhr zu bekommen, sondern auch noch die Freundschaft gekündigt zu bekommen. Er würde es nicht ertragen, wenn sich in Johnnys Blick Abscheu und Ekel abzeichnen würden. Wenn er ihm nicht mehr nahe sein konnte, nicht mal mehr auf freundschaftlicher Ebene. Wenn er nicht mehr das uneingeschränkte Vertrauen seines Freundes haben würde.

Er wollte es ihm anfangs oft zeigen, ganz vorsichtig, doch irgendwie hatte es nie geklappt. Jedoch schöpfte eine seiner besten Freunden, Mark, Verdacht. Er hatte ebenfalls sein gesamtes Vertrauen, und da er von seiner Toleranz gegenüber Schwulen wusste, stritt er es auch nicht ab, als er ihn eines Tages direkt darauf angesprochen hatte.

Er waren bei ihm zu Hause und spielten mit seiner Playstation, als er die Frage stellte. Er erinnerte sich noch ganz genau:

„Ha! Und wieder hab ich gewonnen!", rief Mark mit einem breiten Grinsen. Von Taeyong war nur noch ein leises Grummeln zu hören. Ihm war klar, warum er dieses Spiel ausgesucht hatte. Er war darin ungeschlagen. Schnell hatte er die neue Runde eröffnet und schon ging es weiter.

„Du stehst auf Johnny, nicht wahr?", fragte er so, als ob er über das Wetter sprach. Doch der Dunkelblonde war froh, dass er momentan nichts trank, denn sonst wäre es wohl in hohem Bogen durch die Luft gespritzt. Er sah ihn geschockt an, das Spiel völlig ignorierend, er würde sowieso wieder verlieren.

„Wie- wie kommst du darauf?", wollte er stotternd wissen. Woher wusste er das? Mark jedoch sah nicht vom Spiel auf.

„Das sieht doch ein Blinder mit einem Krückstock. Alleine wie du ihn anschaust, wenn du ihn siehst. Wie ein Blinder, der zum ersten Mal die Sonne sieht", klärte er ihn auf, so als wäre das ganz normal und selbstverständlich.

Anfangs wollte er es wirklich abstreiten. Er hatte seinen Mund schon geöffnet, um zu sagen, dass er mal lieber einen Augenarzt kontaktieren sollte, doch er ließ es. Stattdessen seufzte er tief. Das brachte auch seinen besten Freund dazu, vom Spiel aufzuschauen. Er lehnte sich im Sofa zurück und strich einige seiner schwarzen Haare aus dem Gesicht.

„Seit wann genau weißt du es?", kam es leise von Taeyong. Mark schien kurz zu überlegen: „Ungefähr seit drei Wochen hat sich mein Verdacht darauf immer mehr verschärft. Davor hatte ich zwar auch schon eine Vermutung, aber erst dadurch, dass du an dem Abend im Maids sofort abgehauen bist, als Johnny sich ein Mädchen angelacht hatte, fing ich an, mehr auf dein Verhalten zu achten." Der Abend im Maids. Er erinnerte sich nur zu gut daran. Johnny war schon leicht angetrunken, so wie auch er, und hatte mit einem blonden Weibsbild getanzt. Für seinen Geschmack viel zu eng. Er war so froh als das Lied endlich zu Ende war und sie sich wieder lösten. Doch leider kamen sie danach auch noch Arm in Arm zu ihm und einigen anderen Freunden an den Tisch. Er hätte dieses blonde Flittchen am liebsten erwürgt. Aber das Schlimmste kam erst noch: plötzlich setzte sie sich auf Johnnys Schoß und fing an, ihm den Hals zu küssen. Ihm wurde schlecht als er das sah und er hätte sie am liebsten an ihren langen Haaren von ihm herunter gezogen. Seine Eifersucht stieg in diesem Moment wiedermal ins Unendliche und er konnte sich kaum zurückhalten. Da er wusste, dass er angetrunken war und Angst hatte, sich deshalb nicht im Zaum halten zu können, stand er ruckartig auf, murmelte etwas davon, dass er besser nach Hause sollte und verschwand so schnell er konnte.

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